Literatur in Südtirol
Aber ….. „ mit Zahlen beschäftigen sich andere, die Politiker wegen ihrer Renten, die Banken wegen der Gewinne … „ würde der Hans Wielander völlig gelassen argumentieren. Und er hat Recht. Zahlen sind letztendlich relativ, auch die Nummerierung der Zeitschrift ARUNDA. Wichtig ist der Inhalt, „die inneren Werte“, wie man bei Frauen so schön zu sagen pflegt.
„13 Jahre nach dem Erscheinen der Anthologie -neue literatur aus südtirol- legt nun die ARUNDA-Redaktion einen neuen Sammelband vor, der Einblick ins Literaturschaffen der Gegenwart in Südtirol bietet. Der Spannungsbogen dieser Sammlung ist beträchtlich: der jüngste der hier vertretenen Autoren ist 21, der älteste 72 Jahre alt......“ steht in der Einleitung von Gerhard Mumelter zu lesen.
Und wieder stoße ich auf Franz Tumler:
Überfahrt 1
ein Juwelier aus Palermo
teilt mit mir die Kabine
spät ging er schlafen
eben sah ich ihn noch
an der Bar mit zwei Mädchen scherzen
er wolle noch das Bordkino sehn
seine Nachtschuhe vibrierten auf dem Kabinenboden
dann kam er selber
schlief in den Tag von Palermo
Verheissung – Die Neue Welt
nicht werde ich erblicken die Stadt
die ihr jetzt seht die gegenwärtige
nicht auch erblicken die zukünftige
außer daß ich ihren Namen weiß
der gleich ist oder Erinnerung
aber erkennen werde ich sie
mit ihrem Namen
Sepp Mall
Der Herbst
ist nur ein gelber Strich zwischen Himmel und Erde
und nur das Blau in den Kronen der Bäume
nur das aufwirbelnde Blatt zwischen den Rädern der Autos
aber ich (liebe dich)
Gerhard Mumelter
Aufbruch
Wir haben die Zeit zusammengefaltet.
In Kisten verpackt erwartet unsere Sprache den Abtransport.
In der Manteltasche wühlt meine Hand in einem kleinen Vorrat an Worten.
So harren wir anderer Zeiten.
Dieses schnelle Veröden der Sprache,
die Risse in den trockenen Sätzen.
Unseren Mundvorrat haben wir unterwegs vergraben:
eine Handvoll gefügiger Worte.
Gras wächst an der Innenhaut der Vokale.
Die nie vernarbte Wunde im Ich-Sein.
Wie die Haut spannt bei jedem Schritt
über den eigenen Schatten hinaus.
Der Wundbrand um die besinnungseinwärts geschlagenen Pfähle.
Die Häutung ist nur noch eine Frage der Zeit.
Und in den nächsten drei Beiträgen werde ich die „Köpfe“ von Josef Feichtinger vorstellen.