Culture | Bibliophile Fragen

„Sorry, Günther“

Simone Dark schreibt einen "Regiokrimi" nach dem anderen. Ein "Verhör" mit "immer gleichen Fragen". An eine dringend Tatverdächtige.
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Foto: Privat
  • SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?

    Simone Dark: Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“. Ich habe es als Kind gelesen, die Verfilmungen angesehen, war ein echter Fan. Als Kind sieht man natürlich die Feinheiten der Aussagen nicht, aber als Erwachsene kommen mir immer wieder Szenen in den Sinn, bei denen ich denke: der Kästner hatte verdammt recht. Ein Beispiel ist das Zitat des Deutschlehrers, als er Ulli aus seiner Luftschaukel befreien lässt: „An all dem Unfug in der Welt sind nicht nur die Schuld, die ihn begehen, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.“

    Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?

    Der Satz „Weil er so hässlich war“ aus Marlen Haushofers Roman „Die Wand“. Worum es geht? Eine Frau will mit ihrer Cousine und deren Mann ein paar Tage in einem Jagdhaus in den Bergen verbringen. Nach der Ankunft unternimmt das Paar noch einen Gang ins nächste Dorf und kehrt nicht mehr zurück. Am nächsten Morgen stößt die Frau auf eine unüberwindbare, gläserne Wand, hinter der alles andere tot ist. Sie lebt daraufhin inmitten ihrer Natur und mit den Tieren, die ihr nach und nach zulaufen. Am Ende des Buches erscheint in ihrer Abwesenheit auf der Alm ein Mann, der ihren Stier und ihren Hund mit der Axt umbringt. Im Affekt erschießt sie den Mann und wirft ihn darauf einen Abhang hinunter, da sie ihn nicht ,,neben dem toten Stier und im unschuldigen Gras" liegen lassen will. Und weil er wie sie sagt, „so hässlich war“. 

    *Räusper*, ich fürchte, da fragen Sie die Falsche

  • Dunkles Alibi: Simone Dark, geboren 1982, aufgewachsen in Breisach am Rhein. Nach ihrem Studium in der Nähe von Mainz zog es sie nach Südtirol, wo sie bis heute lebt und viel schreibt. Und liest. Foto: Privat

    Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer… Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?

    „Die Blechtrommel“ für die Günter Grass den Nobelpreis bekommen hat. Ich habs gelesen, auch den Film angeschaut und ihn doch nicht verstanden. Mal abgesehen davon, dass er einfach nicht mein Geschmack war…

    Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?

    *Räusper*, ich fürchte, da fragen Sie die Falsche: Ich schreibe seit mehreren Jahren hoffentlich unbanale Lokalkrimis. Aber okay: Lieber Außerirdischer, wenn du unser wunderschönes Südtirol vom Mars aus kennenlernen möchtest, dann zieh dir doch bitte mal ein paar Regiokrimis rein. Da werden die Ortschaften und Berge bis ins kleinste Detail beschrieben, du kannst die Wege ja bei Gelegenheit mal nachwandern. Du wirst lernen, wie unser gutes Essen heißt und gleichzeitig miträtseln, wer die Leiche in den Burggraben geworfen hat. Die Krimis sind meistens schwer zu schreiben, dafür aber leicht zu lesen und machen dir hoffentlich viel Spaß und Lust auf mehr.

    Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?

    Was Vati liest und für gut befindet, darf auch in mein Bücherregal. Und dann gibt es zur Zeit echt viele Blogger:innen, die kritisch und konstruktiv Tipps für Bücher geben oder vor ihnen warnen. Ihnen allen vertraue ich. 
     

    Das zeigt, dass es gelesen wurde und den Leser auch mitgenommen hat.


    Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?

    Die oben genannte Blechtrommel von Grass. Sorry, Günther. 

    Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?

    Gar keines, da ich keinen Reader besitze. Ich merke gerade, wie old styled ich bin, aber ein Buch halte ich gerne in der Hand. Ich finds auch schön, wenn es ein bisschen verlebt ist und vielleicht ein Eselsöhrchen hat. Das zeigt, dass es gelesen wurde und den Leser auch mitgenommen hat. Vom Geruch des frischen Papiers, wenn man es zum ersten Mal in den Händen hält, fang ich jetzt besser nicht an zu schwärmen…

    Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?

    Am liebsten würde ich an dieser Stelle die Bücher aller Autor:innen Südtirols nennen. Sie schreiben alle klasse, und sind prima Kollegen und Kolleginnen. Wenn es allerdings um ein Buch ZU Südtirol geht, dann nehmt euch das Lexikon Südtirolerisch – Deutsch vor, hat mir am Anfang, als ich vor knapp 20 Jahren hierherkam, auch sehr geholfen.

  • Das Buch "Schwöre dass du schweigst" wird am 31.5. in Terlan (Bibliothek, 19.30Uhr) präsentiert. Es ist, so die Veranstalter: ein „authentischer Urlaubskrimi aus Südtirol mit Spannung, Humor und Lokalkolorit.“  Es ist der dritte Fall für das skurrile Bozner Ermittler:innenduo Magnabosco und Pasqualina. „Schwöre, dass du mit niemandem darüber sprichst. Sonst muss ich dich auch in der Etsch versenken.“