Environment | Wasserstoff

"Vinschger Bahn ist kein Lückenbüßer"

Keine Experimente mit unserer Vinschger Bahn: Die Umweltschutzgruppe Vinschgau bremst die Wasserstoff-Ambitionen von Sepp Noggler und Albert Wurzer.

Für die einen sind sie innovative Zukunftsmusik, für andere die reinste Verschwendung: Südtirols Investitionen in die Wasserstoff-Technologie sorgen seit jeher für hitzige Diskussionen. Das gilt auch für den jüngsten Vorstoß in der Materie. Betreiben wir die Vinschger Bahn mit Wasserstoff statt sie zu elektrifizieren, schlagen die beiden SVP-Landtagsabgeordneten Sepp Noggler und Albert Wurzer in einem Anfang August eingebrachten Beschlussantrag vor.

Nachdem die Freiheitlichen applaudierten und Landesrat Florian Mussner ankündigte, die Machbarkeit des Vorschlags überprürfen zu wollen, kommt nun ein kritischer Zwischenruf aus dem Vinschgau. „Wir raten dringend davon ab, die Elektrifizierung der Bahnlinie Meran-Mals mit solch riskanten Wunschvorstellungen zu verzögern“,  appelliert Rudi Maurer von der Umweltgruppe Vinschgau an die Landespolitik.

Während weltweit keine vergleichbare Bergbahn bekannt sei, die mit Wasserstoff betrieben werde, habe die elektrische Traktion mit Oberleitung eine mehr als hundert Jahre alte Tradition und sei immer wieder weiterentwickelt worden. „Sie funktioniert mit dem geringsten Energie-Verlust und dem höchsten Wirkungsgrad, ganz anders als beim Wasserstoff mit einem relativ schlechten Wirkungsgrad“, argumentiert die Umweltschutzgruppe. Im Vinschgau könne durch die so genannte Rekuperation mit den talwärts fahrenden Zügen Strom gewonnen werden, der über die Oberleitung ins Netz eingespeist und so die bergwärts fahrenden Züge antreiben könne. Auch in Hinblick auf eine mögliche Bahnverbindung in die Schweiz sei eine elektrifizierte Vinschger Bahn Grundvoraussetzung, so Maurer.

Wenn die Vinschger Bahn „als Wasserstoff-Experiment herhalten muss“, würde die lang ersehnte umsteigefreie Fahrt von Mals nach Bozen und darüberhinaus wieder zunichte gemacht, fürchtet die Umweltgruppe Vinschgau. Sie wirft darüber hinaus ein, dass ein Wasserstoffbetrieb der Linien Meran-Bozen und Pustertal keinen Sinn machen würden, da die Oberleitungen dort bereits vorhanden sind. Entsprechend deutlich die Forderung der Umweltschutzgruppe an die Politik: „Setzen wir die Elektrifizierung der Vinschger Bahn nicht als Lückenbüßer für die fehlende Nachfrage am Bozner Wasserstoff-Zentrum aufs Spiel“. Vielmehr soll das Projekt ohne jegliche Verzögerung vorangetrieben werden. Im Sinne der Transparenz und Bürgernähe sollten alle Planungs- und Arbeitsfortschritte dieses wichtigen Mobilitätsprojektes im Internet dokumentiert und veröffentlicht werden, wünscht sich die Umweltgruppe.