Society | Uni Bozen

Paolo Lugli zieht Bilanz

Bei der Eröffnung des Akademischen Jahres blickt der Rektor auf seine letzten sechs Jahre zurück. Hemmschuh bleibe die sprachliche Zugangsvoraussetzung für Studierende.
Paolo Lugli
Foto: Seehauserfoto
  • Bei der Eröffnungsfeier des Akademischen Jahres hat Paolo Lugli heute (24.11.2023) seine letzte Eröffnungsrede als Rektor der Freien Universität Bozen gehalten, da sein Mandat mit September 2024 ausläuft. In den nächsten Wochen soll bekannt werden, wer sein Amt übernehmen wird.   

    „Dies ist meine letzte Eröffnungsfeier als Rektor. Es kommt mir wie gestern vor, als ich im Februar 2017 mein erstes akademisches Jahr eröffnete. Es waren intensive Jahre, mit großen Genugtuungen, aber auch mit Momenten, die nicht einfach waren, und ich möchte all jenen danken, die mich auf diesem Weg begleitet haben, angefangen beim Team des Rektorats“, so Paolo Lugli. 

    In seiner rund 20-minütigen Rede zieht der Rektor Bilanz und spricht neben den Erfolgen auch die Problemfelder sowie die Ziele der Uni Bozen an. Die Zahl der Studierenden ist seit 2017 von rund 4.100 auf fast 4.400 im Jahr 2023 gestiegen, auch beim Lehrpersonal gab es einen Zuwachs von 226 auf 309 Angestellte, das technische Verwaltungspersonal wurde von 262 auf 319 aufgestockt – bei einem Beitrag der Provinz von rund 67 Millionen Euro im Jahr 2017 und 79,5 Millionen Euro im Jahr 2023

    „Ein deutlicher Zuwachs ist bei der Einwerbung von Drittmitteln zu verzeichnen, von ca. 5 auf rund 14 Millionen Euro; in den kommenden Monaten wird die Drittmittelfinanzierung dank europäischer und PNRR-Projekte weiter steigen“, so Lugli. Außerdem werden sechs Stiftungsprofessuren von externen Partnern finanziert. Auch die Initiativen zur Wissensvermittlung hebt der Rektor hervor, etwa die Lange Nacht der Forschung, die Junior Uni oder die auf der lokalen RAI übertragenen Vorlesungen in italienischer und deutscher Sprache. 

  • Die Festredner*innen: Bürgermeister von Bozen Renzo Caramaschi, Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher und Präsidentin der Freien Universität Bozen Ulrike Tappeiner; Foto: Seehauserfoto
  • Als Herausforderungen benennt Rektor Lugli die Wohnungsnot und die hohen Lebenshaltungskosten, die auch für Studierende eine Belastung darstellen. Ein weiteres Hindernis für die Uni seien die sprachlichen Zugangsvoraussetzungen: „Viele potenzielle neue Studierende (auch aus Südtirol) scheitern an der sprachlichen Zugangsvoraussetzung. Dies führt an einigen Fakultäten dazu, dass die Zahl der Einschreibungen auf ein, für das Überleben einiger Studiengänge, kritisches Niveau sinkt. Es bedarf meiner Meinung nach einer überarbeiteten Dreisprachigkeit, die flexibler ist und sich an die Bedürfnisse und Besonderheiten der einzelnen Fakultäten anpasst.“ 

    Diese Schwierigkeiten bestätigen auch die Studierendenvertreterinnen Jennifer Friesen und Charlotte Karl in ihrer Rede. Die Anforderungen für ein dreisprachiges Studium seien hoch und auch die neuen Studierendenheime nicht ideal: „Zimmer mit einer Miete von 600 Euro sind keine langfristige Lösung“, so Friesen und Karl. 

    Wie die Stadtverwaltung heute mitteilte, sind in der Gemeinde Bozen nun nach Ablauf der Frist sechs Interessenbekundungen für neue Studierendenheime im Gewerbegebiet eingegangen. Die Uni Bozen rechnet mit einem Bedarf von 747 Betten für das Akademische Jahr 2026/27. Laut Ausschreibungskriterien der Gemeinde Bozen darf die Miete eines Zimmer 600 Euro nicht überschreiten. 

    Mit Blick in die Zukunft werde das neue Fakultätsgebäude für Ingenieurwesen im NOI Techpark voraussichtlich im Sommer 2024 fertiggestellt werden. Mit der neuen Fakultät sollen Studierende für die bestehenden sowie für die eingeführten oder geplanten Studiengänge in den Bereichen Elektronik, Robotik und Automatisierung gewonnen werden. 

  • Paolo Lugli: „In diesem Sinne erkläre ich das Akademische Jahr 2023/24 für eröffnet! Dichiaro aperto l’anno accademico 2023/24! Cun chësc detlarëii davert l’ann academich duimilevintetrei – duimilevintecater!“ Foto: Seehauserfoto

    Außerdem werde die Uni Bozen sich weiterhin darum bemühen, dass das Bozner Konservatorium Claudio Monteverdi als nationales Pilotprojekt in die Universität eingegliedert werden kann. „Wir konnten uns heute von der Qualität und Exzellenz überzeugen“, so Lugli über die musikalische Umrahmung der Eröffnungsfeier vonseiten des Konservatoriums. Die zuständige Ministerin Anna Maria Bernini habe bei einem Treffen vor rund einem Monat ihr Interesse für die Eingliederung der Musikhochschule signalisiert. 

    Auch die geplante Gründung einer medizinischen Fakultät werde von der Uni Bozen unterstützt. „Ich denke, dass unsere Kompetenzen, unsere Erfahrung und unsere enge Beziehung zur Region entscheidend für den Erfolg einer medizinischen Fakultät sein können“, so Lugli. 

  • Unter den Ehrengästen war neben dem Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi und Landeshauptmann Arno Kompatscher auch Alt-Landeshauptmann und Ehrenpräsident Luis Durnwalder anwesend, unter dessen Amtszeit die Uni Bozen 1997 gegründet wurde. 

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Hartmuth Staffler Fri, 11/24/2023 - 20:49

Wenn man bei der sprachlichen Zugangsvoraussetzungen "flexibler" werden sollte, dann müsste man unbedingt auch bei den schulischen Zugangsvoraussetzungen mehr Flexibilität zeigen. Ein Mittelschulabschluss sollte genügen, um in Bozen studieren zu können. Das würde die Zahl der Studierenden bestimmt erhöhen.

Fri, 11/24/2023 - 20:49 Permalink
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Salto User
nobody Fri, 11/24/2023 - 21:41

Ursprünglich wurde genau diese mehrsprachige Ausbildung als das Besondere an der Durnwalderiana gepriesen. Dabei sollten, wenn es nach wohlmeinenden Zeitgenossen geht, alle Schulen Südtirols mehrsprachig sein.

Fri, 11/24/2023 - 21:41 Permalink
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Josef Fulterer Sat, 11/25/2023 - 06:26

Für die die Dozenten ist die Kenntnis ihres Faches wichtiger, wie die Mehrsprachigkeit.
Die Studierenden sollten allerdings "das Vorgetragene verstehen," aber "nicht von der gefürchteten ... Kommission sortiert werden."

Sat, 11/25/2023 - 06:26 Permalink