Sports | Taktikanalyse

Hinten: pfui! - vorne: auch!

Der FCS verliert auch gegen Spezia (0:2) und zeigt sich in jeder Spielphase unterlegen. Der Trainerwechsel - so scheint es - hat vorerst nur eines gebracht: einen weiteren Leistungsabfall. So ist der FCS nicht konkurrenzfähig in der Serie B.
Colak im Zweikampf mit Poluzzi
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Der FC Südtirol hat vor einen neuen Trainer. Marco Zaffaroni ist seit ca. 2 Wochen im Amt. Sein Auftakt war denkbar ungünstig, musste er doch wenige Tage nach seinem Trainingsauftakt beim FCS gegen den wohl heißesten Aufstiegskandidaten (Sassuolo) ran. Ohne viel Vorbereitungszeit waren die Erwartungen entsprechend gering. So richtig glaubte eh niemand an ein positives Resultat, die Niederlage war wohl auch eingeplant. Aber vielleicht ja ein bisschen von der viel beschworenen „Mentalität“ zeigen? Ja, ok.

    Heute hingegen wollte und sollte man dann doch etwas sehen von der Handschrift des neuen Trainers. Immerhin hatte Zafferoni Zeit, die Spieler kennenzulernen, an den taktischen Baustellen zu feilen – letztens war Länderspielpause, da konnte der neue Cheftrainer in Ruhe arbeiten.

  • Spezia und die Esposito-Brüder

    Die Gastgeber formierten sich defensiv im 5-3-2, offensiv wurde das zu einem 3-5-2/3-4-3, die zentrale Achse besteht aus den Esposito-Brüdern, Salvatore auf der 6, Francesco als Zielspieler im Sturm. Das Spiel bei Spezia ist dementsprechend ganz auf die beiden Brüder ausgelegt. Salvatore wird früh im Spielaufbau eingebunden (lässt sich etwas zurückfallen), dann wird das vertikale Anspiel auf Francesco probiert – drumherum suchen sich die Mitspieler der Espositos die Lücken oder lauern auf den zweiten Ball. Das ist nicht sehr ausgeklügelt oder komplex – vermutlich deshalb aber auch so effektiv.

  • Spezia gegen den Ball: Die Gastgeber formierten sich defensiv im 5-3-2. Foto: SALTO
  • Der FC Südtirol unter Marco Zaffaroni

    Der FC Südtirol formierte sich im gewohnten 3-4-2-1, das defensiv meistens zu einem 5-4-1 wurde. Pressing? Ja, gab es…sehr passiv und tief im Mittelfeld, versuchte man die Bewegungen des Gegners mannorientiert zu verfolgen. Ein Versuch, der von Beginn an schief ging. Südtirol wirkte förmlich überwältigt von der physischen Präsenz und der Wucht der Angriffe der Hausherren.

  • Südtirol in der Defensive: Im 5-4-1 versuchten die Südtiroler den Gegner mannorientiert zu verfolgen. Spezias Mittelfeld überlud den Zehnerraum (gelb) Foto: SALTO
  •  Die Südtiroler Abwehr war sichtlich überfordert und leistete sich bereits nach wenigen Minuten mehrere Slapstick-Einlagen (eine davon führte zum 0:1). Problematisch war vor allem, dass man die Zone vor der eigenen Abwehr nicht dicht bekam; Spezias Mittelfeld überlud diesen Raum immerzu mit mehreren Spielern und die Südtiroler schauten hilflos dabei zu.

  • Der Zehnerraum ist offen: Durch das mannorientierte Verteidigen öffneten sich immer wieder wichtige Zonen. Hier verfolgt Arrigoni seinen direkten Gegenspieler (rot), die Zone vor der eigenen Abwehr ist deswegen offen. Foto: SALTO
  • Vorne ebenfalls pfui!

    Auch offensiv waren keine neuen Impulse von Zafferoni zu erkennen. Sehr merkwürdig war der Plan (war es ein Plan?), das zentrale Mittelfeld bei Ballbesitz zurückzuziehen, um dann den langen Ball auf Merkaj zu spielen. Merkwürdig, weil dadurch das Mittelfeld um Arrigoni und Praszelik weiter vorne fehlte, um die zweiten Bälle zu erobern.

  • Südtirol im Spielaufbau: Die zentralen Mittelfeldspieler lassen sich zurückfallen, Poluzzi schlägt den Ball aber hoch nach vorne. Der zweite Ball landet folgerichtig beim Gegner, weil...genau: das Mittelfeld hinten ist. Foto: SALTO
  • Logische Konsequenz: Südtirol verzeichnete keinen nennenswerten Torabschluss, Spezia demgegenüber eine gute Torchance nach der nächsten. Dass es am Ende nur 3:0 ausging, war auf Glück und Genügsamkeit der Gastgeber zurückzuführen. Der Trainerwechsel beim FCS hat bisher noch nichts gebracht, die Krise vielleicht sogar noch verschärft. So steigt der FC Südtirol wohl ab.