Sport | FC Südtirol

Kalkulierte Niederlage

0:1 gegen Sassuolo. Diese Niederlage war so durchaus einkalkuliert, als der neue Trainer Zaffaroni in dieser Woche für den glücklosen Valente übernahm. Was der Trainerwechsel wirklich bringt, werden wir erst nächste Woche genauer beurteilen können.
Simone Davi im Duell mit Jeremy Toljan
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Der FC Südtirol hat gerade seinen Trainer entlassen. Federico Valente wurde ausgetauscht. Jetzt hat Marco Zaffaroni das Sagen beim FCS. Das Debüt des neuen Hoffnungsträgers könnte wohl kaum undankbarer sein: Ausgerechnet Sassuolo ist heute nach Bozen gekommen. Sassuolo – das ist die beste Offensive der Liga (23 erzielte Tore, im Schnitt bisher 1,61 xG/pro 90 Minuten). Die beste Offensive der Liga gegen einer der schwächsten Defensiven (wenn man die bisherigen Gegentore des FCS betrachtet, der xG-Wert sagt da schon etwas Anderes).

    Zaffaroni hatte zudem nur wenig Zeit, musste all seine Zeit darauf verwenden, die Mannschaft, die Spieler, deren Schwächen und Stärken kennenzulernen. 

  • Der Ansatz war klar: mauern!

    Was macht man bei solch ungünstigen Anfangsbedingungen? Klar: man stellt sich hinten rein. Genau das tat der FC Südtirol gegen Sassuolo die ersten 45 Minuten: Pressing gab es keines, warum Merkaj (er startet anstelle von Odogwu in der Sturmspitze) überhaupt die Mühe auf sich nahm, gelegentlich die gegnerischen Innenverteidiger anzulaufen, bleibt ungewiss. 

    Zaffaroni ließ seine Mannschaft tief und passiv verschieben. 5-4-1 war die vorwiegende (Defensiv-)Formation. Sassuolo stand teilweise mit 10 (seiner 11) Spielern in der Spielhälfte der Südtiroler, Ballbesitzverteilung: Über 70 % für Sassuolo. Südtirol musste – ja: wollte – leiden. Leiden und hoffen. Leiden, weil sich die Hausherren die Situation selbst noch etwas erschwerten (ob der Trainer oder die Spieler selbst dafür mehr oder weniger Verantwortung tragen, sei dahingestellt). Indem sie sich beispielsweise von den Bewegungen der Gästeoffensive durcheinanderbringen ließen, sodass phasenweise sogar das eigentlich simple Verschieben in Richtung Ball zur Mammutaufgabe wurde. 

  • Der FC Südtirol im Abwehrpressing: Die MIttelfeldkette ist unterbrochen. Offenbar sorgten die Bewegungen der Sassuoloangreifer für Verwirrung bei den Südtirolern. Der (gelbe) Raum vor der Abwehr ist offen und wird bespielt. Foto: SALTO
  • Südtirol musste insofern auch hoffen, als dass es keinen erkennbaren Plan gab, wie man Torchancen kreieren wollte. Sassuolo presste von Beginn an (relativ) hoch, meist hielt es seine 4-3-3-Grundformation dabei aufrecht. Das bot sich auch an, denn so hatte jeder der 3 Angreifer einen direkten Gegenspieler in der 3er-Aufbaukette des FCS. Südtirol versuchte folglich noch nicht einmal, spielerisch, flach, aus der Drucksituation zu entkommen. Stattdessen wurden die Bälle nach vorne gebolzt. 

  • Sassuolo presst: Die 3 Angreifer Sassuolos liefen die Südtiroler Innenverteidiger hoch an. Dahinter wurde mannorientiert verfolgt. Einziger Ausweg für Südtirol: der lange Ball Foto: SALTO
  • So plätscherte das Spiel dahin, Sassuolo hatte gute Chancen, 45 Minuten lang spielte sich alles in Südtirols Hälfte ab.

  • Wechsel bringt Wechsel

    Dann war Halbzeit, 0:0 - noch war nichts passiert. Es waren einige Wechsel zu erwarten, nicht unbedingt personell, sondern vielmehr die Herangehensweise betreffend. Dass die Südtiroler so einen Spielverlauf nicht noch weiter 45 Minuten lang durchhalten konnte, war offensichtlich. Wenn man den Ball nur hinterherläuft, zumal ohne Plan und Willen zur Balleroberung, werden die Beine sehr bald sehr müde. Mit der körperlichen Müdigkeit geht auch die mentale einher. Irgendwann kommt man dann den einen entscheidenden Schritt zu spät. Nun war dem FCS nicht unbedingt sofort (mit Beginn der zweiten Halbzeit) ein neuer Ansatz anzusehen. Dafür brauchte es schon ein Gegentor. Das besorgte Armand Laurienté per Freistoß, den Drago im Südtiroler Tor natürlich halten musste – aber nicht konnte. Das 0:1 änderte alles!

  • Und dann übernahm Arrigoni...

    Sassuolo schaltet jetzt einen Gang zurück, wechselte viel und versuchte den „Sack zuzumachen“ – entweder über ein weiters Tor oder indem man das Spiel verwaltet, wann immer möglich Zeit von der Uhr nimmt und so das 1:0 hält. Südtirol auf der anderen Seite jetzt mehr riskieren. Neue Impulse kamen zwar auch von außen (Zaffaroni wechselte kräftig durch), wichtiger als die nominellen Wechsel war aber ein positioneller: Tommaso Arrigoni spielte jetzt eine Ebene höher. Er machte jetzt immer den Extralauf mit nach vorne Richtung Tor. Er versuchte (!) auch, den Zehnerraum zu besetzen und rückte nun auch im Pressing nach (wie auch die restliche Mannschaft) Kurzum: Immer wenn es für die Gäste gefährlich wurde, war Arrigoni nicht weit. Am Ende fehlte dem Antreiber im Mittelfeld ein bisschen das Glück, sowohl im Spiel, als auch im Abschluss. 

  • Südtirol presst hoch: In der zweiten Halbzeit (v. a. nach dem Gegentor) presste der FCS wesentlich höher und ging allgemein mehr Risiko ein Foto: SALTO
  • "Die Brechstange auspacken!" - totaler Unsinn!

    Dann (84. Minute) brachte Zaffaroni noch Crespi ins Spiel. Er und Casiraghi positionierten sich nun an der Seite von Odogwu im Sturmzentrum. Die „Idee“ (unter Anführungszeichen – wohl gemerkt) war: Bolzen, bolzen, bolzen. Und irgendwie den Ball reindrücken. War ja auch naheliegend, oder? Immerhin wechselte zuvor auch Fabio Grosso und stellte au 3er- bzw. 5er-Abwehrkette um? Na, eben nicht! Auch bei der altbekannten „Brechstangen“-Methode (lange Bälle auf die körperlich starken Stürmer) bedarf es der Vorbereitung. 

  • Südtirol mit der "Brechstange": In der Schlussphase auf 3 Stürmer und lange Bälle zu setzen, erwies sich als unsinnig. Das wurde nämlich nicht vorbereitet, der Rückraum ist unbesetzt (gelb) - und genau dort landet in dieser Szene der Ball. Foto: SALTO
  • Südtirol war aber nicht darauf vorbereitet. Erstens ist es ein längst bekanntes Problem bei den Südtirolern, dass ein mehrköpfiges Sturmzentrum aufeinander nicht gut abgestimmt ist, das äußert sich z. B. in den gleichen Laufwegen im selben Moment. So auch heute: Alle 3 Stürmer standen hoch, die beiden an der Seite Odogwus gingen dann beide tief, sobald eben dieser Odogwu in den Luftzweikampf ging. Es rückte aber niemand rechtzeitig nach, sodass auch niemand den eventuellen Zweiten Ball aufnehmen konnte. Das war reines Gemurkse und ein weiteres gutes Argument dafür, die Brechstange endgültig einzupacken (und am besten nie mehr rauszuholen).

  • Fazit

    Resümee? Na ja. Das war alles so zu erwarten. Irgendwie. Sowohl die ersten 45. Minuten, als auch die Tatsache, dass Sassuolo nach einer Führung sich etwas zurücknehmen würde. Positiv herausragte Tommaso Arrigonis neues Flair in neuer Position. Und sonst? Nicht viel. Eben alles wie erwartet.

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Georg Markart Sa., 09.11.2024 - 18:27

Der Trainerwechsel zum jeztigen Zeitpunkt war für mich total falsch, wenn bei den nächsten Spielen gegen La Spezia auswärts, dann zu Hause Cremonese und wieder auswärts Juve Stabia nicht mindestens 3-4 Punkte erzielt werden,ist Trainer Zaffaroni auch "verbrannt".

Sa., 09.11.2024 - 18:27 Permalink