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Silvio Berlusconi am Ziel seiner Wünsche

Wenige Wochen nach der Wahl kann der Cavaliere mit sich zufrieden sein.
Ohne ihn kommt keine Regierung zustande. Und ein Konservativer wird neuer
Staatspräsident

Silvio Berlusconi ist am Ziel seiner Wünsche. Auch nach dem Verlust von sechs Millionen Stimmen hat er den Finger am Drücker. Genüßlich diktiert er Pier Luigi Bersani die Bedingungen für eine Regierungsbildung:  Parteichef Angelino Alfano muß Vizepremier werden. Andernfalls gibt es keine Unterstützung für ein neues Kabinett. Fast zwei Jahrzehnte nach seinem Einstieg in die Politik, nach Dutzenden Skandalen und Prozessen ist alles, wie es immer war. Vor 50.000 jubelnden Anhängern stellte Berlusconi am Wochenende auf der Piazza del Popolo Bersani als "von Haß geblendeten Kommunisten" dar, dessen einziges Ziel die Beseitigung des Cavaliere sei.   Die vorwiegend älteren  Teilnehmer an der Kundgebung waren mit Bussen aus ganz Italien nach Rom gekarrt worden. Die Partei verteilte tausende Fahnen und vorgedruckte Spruchbänder mit Aufschriften wie "Giú le mani da Berlusconi" und  "Silvio, sei piú grande di Giulio Cesare!". Die Teilnehmer durften U-Bahn und Busse kostenlos benützen. Der PDL bezahlte der Hauptstadt dafür 80.000 Euro. Zur Abdeckung der anfallenden  Kosten hatte Berlusconi die leere Parteikasse letzte Woche mit 15 Millionen Euro gefüllt. Zentrales Thema der Kundgebung war die "Verfolgung" des Ex-Premiers durch die  Justiz. Die zwei in Mailand laufenden Prozesse sind bereit wegen "wichtiger politischer Verpflichtungen" vertagt. Berlusconis Verteidiger haben eine Verlegung der Prozesse nach Brescia beantragt. In einem Punkt hat Berlusconi bereits gesiegt: der Nachfolger von Staatspräsident Giorgio Napolitano wird nicht aus dem linken Lager kommen. Im Gespräch sind die alten Christdemokraten Franco Marini (79) und Sergio Mattarella (71). Frauen werden erst gar nicht in Betracht gezogen. Bersanis Versuch, im Senat eine Mehrheit für sich zu gewinnen, stößt auf Skepsis. Sein innerparteilicher Rivale Matteo Renzi scharrt schon in den Startlöchern. Bersani steckt ein einer denkbar unangenehmen Zwickmühle: eine Einigung mit Berlusconi scheint politisch unvorstellbar - eine Mehrheit ohne ihn ebenso.