Society | Prioritäten oder: Was wichtig(er) ist

Homo-Ehe: Was geht's mich an?

Im Vorübereilen entnehme ich der Presse, dass in diesen letzten Tagen Frankreich die "Homo"-Ehe, was immer das sein soll, einführte, und dass Tausende wenn nicht Hunderttausende z. T. sehr laut und ein bisschen rabiat dagegen protestier(t)en. Ich hatte mich mit dieser Thematik bisher überhaupt nicht auseinander gesetzt, gibt es doch auch so genügend Dinge, über die nachzudenken allemal lohnender wäre - so z. B. die Meldung (vorgestern, gelesen auf sueddeutsche.de und zeit.de), dass sich die Damen und Herren Euro-Ökonomen und Politiker in Sachen Spardiktate für die EU-Krisenländer ein bisschen "geirrt, ein paar Rechenfehler" gemacht haben, sodass es also scheinbar nach all den menschlichen und anderen Tragödien (die ja dann gänzlich für die Katz gewesen wären), wohl doch einen Schuldenschnitt brauchen wird, den, wenn ich mich recht erinnere, man bzw. frau mit aller Macht verhinderte, noch vor wenigen Monaten. Darüber wird aber kaum gesprochen, schon heute sind die Artikel wieder verschwunden. Protestiert hat schon gar niemand.
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Aber: Die Medien haben sehr lange und sehr ausführlich über die intensive Debatte zwecks Anerkennung der Homo-Ehe berichtet, und sehr viele Menschen nehmen sich sehr viel Zeit, um gegen diese nun anerkannte (in Frankreich) Homo-Ehe zu protestieren, Demonstrationen zu organisieren und zuhauf daran teilzunehmen, sogar gewalttätig zu werden in einer Sache, die sie doch überhaupt nicht berührt. Mag sein, ich bin ein bisschen weltfremd, aber ich frage mich schon, was mich das Privatleben anderer Leute anzugehen hat? Doch nicht das Geringste, oder? So lange sie sich oder andere nicht (er-)schlagen, solange sie sich nicht an ihren eigenen oder den Kindern anderer vergehen, so lange sie nicht lügen und betrügen, so lange sie nicht von mir verlangen, dass ich auch schwul/lesbisch werde, so lange sie also nach Recht und Gesetz gute (Mit-)bürger sind... so lange können sie in ihrem ureigenen Privatleben doch gern tun und lassen, was sie wollen. Finde halt ich.

Ein bisschen weltfremd, meine Meinung? Mag sein. Deshalb bin ich aber kein bisschen weniger gespannt, ob vielleicht in Europa eine/r von den Abertausenden Nicht-Weltfremden doch noch auf die Straße gehen und protestieren wird, gegen die leider keineswegs privaten Irrtümer und Rechenfehler höchst dotierter und maximal angesehener Ökonom/innen und Politiker/innen - anstatt sich über das Privatleben unbescholtener Bürger/innen zu ereifern.

Schaun mer mal.