Culture | Fotoausstellung Kunst Meran

Cindy Sherman in Meran: Eine Fotoausstellung stellt die Frage nach dem Ich

Kunst Meran zeigt das Frühwerk der Fotokünstlerin Cindy Sherman und gibt Einblick warum aus der jungen Sherman die teuerste Fotografin der Welt wurde.
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Cindy Sherman gehört zweifellos zu den bedeutendsten Fotokünstlerinnen der Gegenwart und sie ist wahrscheinlich auch die teuerste Fotografin der Welt seit 2011 ein Bild aus dem „Centerfold“-Zyklus um 3,89 Millionen Dollar den Besitzer wechselte.
Was macht das Werk von Cindy Sherman so begehrt? Womit begeistert sie Kritiker, Sammler und Museumsbesucher?
Kunst Meran stellt bis zum 26. Mai 2013 das faszinierende und bisher weitgehend unbekannte Frühwerk der Künstlerin aus. Zirka 50 Arbeiten aus den Jahren 1975-1977 aus der Sammlung Verbund werden gezeigt. In dieser Zeit studierte Cindy Shermann am State University College in Buffalo und erstellte ihre ersten künstlerischen Arbeiten.

Bereits im Frühwerk zeigt sich, womit Cindy Sherman später erfolgreich sein wird: dem Spiel mit der Identität und dem Spiel mit Subjekt und Objekt. Sie ist nämlich beides: Fotografin und Fotomodel. Sherman verkleidet sich einmal als alternde Frau, einmal als junges frivoles Mädchen, ein anderes Mal als schwarzer Arbeiter oder als junger Verführer und fotografiert sich selbst mit Hilfe eines Fernauslöser. Damit verschwindet die Grenze zwischen Beobachter (= Fotograf, bzw. Betrachter des Bildes) und Beobachtetem (= Model). Der voyeuristische Blick wird sozusagen selbstreflexiv: durch das Wissen der Inszenierung wird der Bildbetrachter geradezu in das Bildmotiv hineingezogen und verliert damit seinen neutralen Beobachterstatus.
Da Cindy Sherman in immer neue Rollen schlüpft, entgleitet sie selbst mehr und mehr dem Zugriff, wird quasi unfassbar und um ihre eigene Figur hüllt sich der Schleier des Geheimnisvollen.
Und hier liegt wahrscheinlich das Geheimnis des Erfolges: Shermans Werk ist einerseits direkt zugänglich und unmittelbar verständlich und andererseits ist es hoch komplex und vielschichtig. Ihr Spiel mit den unterschiedlichsten Frauenrollen kann feministisch interpretiert werden. Sobald sie in Männerrollen schlüpft lässt sich das im Kontext der Genderdiskussion interpretieren oder stellt Stereotype in Frage. Wenn sie die Kameraposition von oben auf einen wehrlosen Frauenkörper richtet, wie sie dies in der umstrittenen Serie „Centerfolds“ 1981 tat, dann drängt sich die Frage der sexuellen Gewalt oder der pornografischen Verdinglichung des Frauenkörpers auf.

Aber viele andere Interpretationen sind möglich und schlüssig; die „richtige“ hängt vor allem vom Betrachter selbst ab. Das Werk lässt viel Raum für individuelle Interpretationen und das ist auch das Schöne an dieser Ausstellung: sie regt zur Diskussion an.

Die Arbeiten von Sherman vermitteln aber vor allem eines: Identitäten sind zerbrechlich und sie bleiben immer frag-würdig. Die Suche nach dem Ich und Nicht-Ich spiegelt sich auch im Titel der Ausstellung wieder „That’s me – That’s not me“.
Eine empfehlenswerte Fotoausstellung die durch einen hervorragend gemachten Ausstellungskatalog sinnvoll ergänzt wird.