Verhalten optimistische Stimmung
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Viermal im Jahr fragt das Arbeitsförderungsinstitut (AFI) bei 500 Südtiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nach ihrem Stimmungsbild nach. Die Ergebnisse des Sommerbarometers wurden heute im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert. Für die nächsten 12 Monate erwartet eine knappe Mehrheit der Arbeitnehmer in Südtirol eine positive Entwicklung der lokalen Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit schätzen sie weiterhin als stabil ein.
Das Risiko, den Arbeitsplatz zu verlieren, wird weiterhin als gering eingeschätzt. Die Chancen, im Bedarfsfall eine gleichwertige Stelle zu finden, werden als optimistisch gesehen, jedoch scheint die Euphorie der letzten beiden Vergleichsquartale abgeflaut zu sein.
Die Fähigkeit der Arbeitnehmer, mit ihrem Lohn auszukommen, bleibt hingegen problematisch: 41 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Lohn nur mit Mühe bis zum Monatsende reicht. Bezüglich der Sparfähigkeit ist die Lage gespalten: 50 Prozent der Befragten glauben, in den nächsten 12 Monaten Geld ansparen zu können, während die andere Hälfte dies nicht für möglich hält. -
Wachstumsimpulse „von außen“
Die Bilanz von Südtirols Wirtschaft zur Jahresmitte 2024 ist zufriedenstellend, weist jedoch mehrere Schönheitsfehler auf. Numerisch betrachtet sind die Zahlen des Arbeitsmarkts beeindruckend (lohnabhängige Beschäftigung: +7,6 Prozent, Erwerbstätigenquote: 74,8 Prozent, Arbeitslosenrate: 2,8 Prozent). Die Wachstumsimpulse für die Südtiroler Wirtschaft kommen derzeit jedoch hauptsächlich „von außen“, insbesondere durch den Tourismus (mit einem Nächtigungsplus von 4,3 Prozent in den ersten fünf Monaten des Jahres) und das Exportgeschäft (mit einem Anstieg von 9,6 Prozent im ersten Quartal), während die Binnennachfrage schwächelt.
„Aufgrund des starken Kaufkraftverlusts der Familien in den letzten Jahren - immerhin ein Sechstel allein im Zeitraum 2021-2023 - sind die realen Konsumausgaben rückläufig. Des Weiteren gehen Unternehmensinvestitionen zurück und Wohnungskäufe schreiten langsamer voran, wie die Statistiken zur Kreditnachfrage unmissverständlich belegen“, erklärt AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi. Wenig beachtet wird zudem, dass die Alarmsignale am Kreditmarkt zunehmen, denn in den ersten Monaten des Jahres ist die Kreditnachfrage weiter gesunken, vor allem seitens der größeren Unternehmen. -
BIP-Prognose
Die Wachstumsprognosen für 2024 in den wichtigsten Referenzländern für Südtirol wurden kürzlich leicht nach oben korrigiert, was darauf hinweist, dass auch Südtirols Wirtschaft weiterhin von Wachstumsimpulsen profitieren sollte. Der Arbeitsmarkt in Südtirol zeigt sich stabil, die Vollbeschäftigung bleibt bestehen und die öffentliche Arbeitsvermittlung macht Fortschritte. Die lokale Inflationsrate liegt derzeit unter dem Zielwert der EZB und der Landeshaushalt wirkt als zusätzlicher Stabilitäts- und Ausgleichsfaktor.
Insgesamt sind die Erwartungen der Arbeitnehmer bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols in den nächsten 12 Monaten vorsichtig optimistisch. Trotzdem gibt es auch negative Entwicklungen: Die Investitionstätigkeit der Unternehmen sowie die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt schwächeln zunehmend, wie die Daten des Kreditmarkts deutlich zeigen. Trotz Zinswende bleiben die Finanzierungskosten für Unternehmensinvestitionen und Bauprojekte hoch. Die finanzielle Lage eines großen Teils der Arbeitnehmerfamilien bleibt angespannt, und signifikante Lohnerhöhungen liegen laut den jüngsten Signalen von Arbeitgeberverbänden in weiter Ferne.
„Wir rechnen 2024 mit einem BIP-Anstieg von +0,5 Prozent“, so AFI-Direktor Stefan Perini. Im ganzen Euroraum werde von einem Wachstum von 0,9 Prozent und Italien von 0,7 Prozent ausgegangen.Arbeitsmarktpolitische Ziele der LandesregierungDamit Südtirol auch in Zukunft arbeitsmarkttechnisch gut dasteht, hat sich die Südtiroler Landesregierung sechs Ziele gesetzt. „2023 konnten wir bereits eines dieser ambitionierten Ziele erreichen, bei anderen sind wir knapp dran. Bei einem Zielwert haben wir uns hingegen verschlechtert“, bekundet Arbeitslandesrätin Magdalena Amhof.
Das erste Ziel ist eine Erwerbstätigenquote von 80 Prozent. Diese sei mit 79,6 Prozent 2023 erreicht, so Amhof. Das zweite Ziel ist eine Erwerbsquote von Frauen von 77 Prozent. 2023 lag dieser Wert bei 74 Prozent. Ziel Nummer drei ist eine Erwerbstätigenquote von Jugendlichen von 42 Prozent. Dieser wurde 2023 stark verfehlt, bedauert Amhof. Nur 36 Prozent waren es. Beim vierten Zielwert handelt es sich um eine Erwerbstätigenquote von 70 Prozent bei Menschen zwischen 55 und 65. Mit 68 Prozent wurde dieses Ziel 2023 fast erreicht. Ziel fünf wurde bereits weitaus erreicht. Es handelt sich dabei um eine statistische Arbeitslosenquote von 6 Prozent. Der aktuelle Gegenwert liegt bei 2 Prozent. Das sechste und letzte Ziel ist die Betreuungsrelation von weniger als 250 Personen pro Arbeitsvermittler. 2023 kamen auf einen Arbeitsvermittler 967 eingetragene Arbeitslose. „Derzeit sind wir dabei, die Arbeitsvermittlungszentren auszubauen“, so Amhof.More articles on this topic
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