Society | Südtirol

Werte für die junge Generation

Läuft alles nach Plan, soll im neuen Schuljahr Ethik gelehrt werden. Das Fach besuchen Kinder und Jugendliche, die vom katholischen Religionsunterricht befreit sind.
Schulklasse in Bozen
Foto: Seehauserfoto
  • Vom Ethikunterricht an Südtiroler Schulen wird bereits seit Jahren gesprochen, nun könnte das neue Fach erstmals mit dem Start des neuen Schuljahrs im September Wirklichkeit werden. Bildungslandesrat Philipp Achammer und Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner befassen sich derzeit mit den Vorbereitungen. 

    Die zuletzt veröffentlichten Zahlen zur Teilnahme am katholischen Religionsunterricht stammen aus dem Schuljahr 2021/22. In den drei Bildungsdirektionen haben damals 88 Prozent der insgesamt 74.174 Schülerinnen und Schüler an Südtirols deutsch- und italienischsprachigen sowie ladinischen Schulen freiwillig am katholischen Religionsunterricht teilgenommen, während sich 12 Prozent von diesem abgemeldet haben. 

  • Einführung des Ethikunterrichts: Im September soll die Alternative zum katholischen Religionsunterricht südtirolweit eingeführt werden. Foto: Seehauserfoto

    Den höchsten Prozentsatz weisen mit 18 Prozent die italienischsprachigen Schulen auf, gefolgt von den deutschsprachigen mit rund 9,8 Prozent und den ladinischen mit 3,3 Prozent. Deutlicher sind die Unterschiede beim Vergleich der Schulstufen: Die höchste Abmeldequote verzeichneten die Oberschulen mit 16,2 Prozent (3.272 Schülerinnen), die niedrigste die Landesberufsschulen mit 9,6 Prozent (911 Schüler). An den Grundschulen verzichteten 10,2 Prozent aller Schülerinnen (2.820 Schüler) und an den Mittelschulen 9,7 Prozent (1.630 Schülerinnen) auf den katholischen Religionsunterricht.

    Dass auch jene Kinder und Jugendliche einen Ethikunterricht erhalten, die vom Religionsunterricht freigestellt sind, ist ein Anliegen des Landtagsabgeordneten Alex Ploner (Team K). Bereits im Jahr 2019 wurde ein Beschlussantrag von ihm im Landtag eingereicht, der diese Alternative zum Religionsunterricht vorsieht. Ende 2021 veranlasste schließlich Philipp Achammer im Begleitgesetz zum Landeshaushalt eine Änderung des Landesgesetzes zur Ermöglichung von Ethikunterricht, wir berichteten. Angekündigt wurde das Fach eigentlich bereits für das laufende Schuljahr 2023/24. 

    In seiner dritten Amtsperiode als Bildungslandesrat hat sich Achammer nun offenbar vorgenommen, Ethikunterricht zur Chefsache zu machen. Das dürfte daran liegen, dass Lehrkräfte vermehrt fehlenden Respekt in der Schulklasse konstatieren – Stichwort Wertevermittlung wie Respekt im Ethikunterricht – und einige der Schülerinnen und Schüler vor allem in der Oberstufe wohl auch deshalb auf den Religionsunterricht verzichten, um eine freie Stunde zu haben.

    Es brauche eine „Art von Werteunterricht“, erklärt Achammer gegenüber der Tageszeitung. „Wenn wir darauf verzichten, ist das auch ein gesellschaftliches Problem“, so der Bildungslandesrat. Die Richtlinien für den Ethikunterricht sollen durch einen Beschluss der Landesregierung festgelegt werden. Die Ausbildung für die Lehrkräfte wird an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen angeboten. Zielgruppe sind bereits berufstätige Lehrkräfte, die beispielsweise Religion oder Philosophie unterrichten. 

  • Dieser Artikel wurde am 27.02.2024 um 21:22 Uhr aktualisiert.