F wie Filmfestival
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Stummer Zeuge
Am Freitag, den 12. April, startet das diesjährige BFFB (Bolzano Film Festival Bozen) mit der Vorführung des Stummfilms Blind Husbands von Erich von Stroheim aus dem Jahr 1919. Die Idee ist für Bozen nicht neu, aber sie funktioniert einfach gut, wie etwa vor einigen Jahren, als das Filmfestival noch den schlichten Namen Filmtage führte und mit Karin Dor (1938-2017) sogar ein einstiges James Bond-Girl als Ehrengast geladen war. Dor war damals begeistert und meinte euphorisch: „Ich habe schon viele Eröffnungen erlebt, aber dieser Ansatz einer Stummfilmvertonung hat mich sehr beeindruckt und alles in allem sehr belustigt.“
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Am Eröffnungsabend 2024 wird Stroheims Regiedebüt in allen drei Sälen des Filmclubs „in einer restaurierten und viragierten Fassung“ des Österreichischen Filmmuseums in Wien und dank der Zusammenarbeit mit dem Südtirol Jazz Festival Alto Adige, zum ersten Mal in Italien mit Live-Musikbegleitung gezeigt. Der dem Bergführer Sepp Innerkofler gewidmete Film Blind Husbands wurde in den Universal Studios vor der Kulisse der Dolomiten von Cortina d'Ampezzo gedreht und war seinerzeit ein großer Erfolg. Den Abschluss des Festivals macht am Samstag 21. April „das kleine animierte Meisterwerk“ Linda will Hühnchen! von Chiara Malta und Sébastien Laudenbach, das beim Animationsfestival in Annecy als bester Film ausgezeichnet wurde.
Gewichtiges GastlandNachdem im vergangenen Jahr das galizische Kino aus dem Westen Spaniens in Bozen sehr präsent war, gibt es 2024 ein Schwerpunktprogramm zum brasilianischen indigenen Kino. Das Programm umfasst Werke von nicht-indigenen Filmemachern mit indigenen Themen sowie Filme von indigenen Künstlern und Kollektiven. Die Filme bieten Einblicke in Kulturen, Rituale und den Kampf gegen Diskriminierung und Vertreibung, wie beispielsweise der Dokumentarfilm Martírio von Vincent Carelli. Interessant wäre in diesem Zusammenhang auch der erste brasilianische Farbspielfilm Destino em apuros, des in Südtirol geborenen Regisseurs Ernesto Remani aus dem Jahr 1954 gewesen. Mit dem Film Sob o Céu da Bahia (1956) war der als Ernst Rechenmacher in Meran geborene und nicht unumstrittene Filmemacher 1956 sogar im Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes gewesen und mit dem Grand prix technique ausgezeichnet worden.
Ehre wem Ehre gebührtIn Meran geboren wurde auch Yervant Gianikian. Der Sohn eines armenischen Vaters und einer italienisch-österreichischen Mutter lernte Anfang der 1970er Jahre die 2018 verstorbene Angela Ricci Lucchi kennen. Beide wurden zu Schlüsselfiguren des Avantgarde-Kinos. In diesem Jahr wird einer der Ehrenpreise an dieses außergewöhnliche Regieduo gehen, sowie an die Produktionsfirma Vivo film von Marta Donzelli und Gregorio Paonessa. Sie kümmern sich vor allem um die die Förderung neuer Talente im Filmgeschäft und erhielten für ihre hochwertigen Produktionen bereits mehrere Auszeichnungen. Auch der vor 10 Jahren verstorbene und aus Bruneck stammende Karl Baumgartner wird mit einer Hommage geehrt.
„Das Kino von heute spricht keine enge Sprache über eine Grenze hinweg, sondern spricht auf allen Ebenen eine mehrsprachige und definitiv mehrsprachige Sprache“, meinte der Festivalleiter Vincenzo Bugno und freute sich natürlich auch über den Wettbewerb, bei welchem von 12 Filmen 8 nationale Premieren gefeiert werden.BFFF 2024