Economy | Krisengeschüttelt

Was mit Demokratie gemeint ist

Demokratie ist eine Buchstabensuppe, solange wir sie nicht mit Werten und Inhalten aufladen und ihr dadurch eine Bedeutung für uns als Individuen und Gemeinschaft geben.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Historisch betrachtet waren soziale Gerechtigkeit und Mitbestimmung immer das Ergebnis harter Kämpfe. Dies hat die Historikerin Brigitte Pellar vor einer Woche auf der Tagung von AFB-EZA in der Brixner Cusanus-Akademie zur "Demokratie in Zeiten der Krise - Die Rolle der Arbeitnehmerorganisationen" unterstrichen. Nur durch zähes Ringen konnten Mitspracherechte in den Betrieben, kollektivvertragliche Lohnabkommen und soziale Schutzstandards errungen werden. Wirksame Konzepte der Verbindung von Mitbestimmung und sozialem Ausgleich sind im Laufe der Jahrhunderte immer wieder delegitimiert und zunichte gemacht worden. In der aktuellen Debatte um die sog. Krise der Demokratie, anschaulich nachvollziehbar an der schwindenden Wahlbeteiligung und dem Erfolg populistischer Kräfte, ist von einer klaren Definition der Demokratie auszugehen, um in dem verwässerten ordnungspolitischen Diskurs wieder Orientierung zu finden. Worte sind eine Buchstabensuppe solange wir sie nicht mit Inhalten füllen und aus einem wertebasierten Engagement heraus hierfür kohärente Handlungsgrundsätze entwickeln.

Besinnung auf die Wesenselemente der Demokratie

Die Demokratie ist ein Gesellschaftssystem, das durch vier Merkmale charakterisiert wird, deren Wirkungskraft wechselseitig eng verbunden ist: Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, soziale Gerechtigkeit und Mitbestimmung. Mit diesen Wesenselementen bietet sie eine überzeugende Vision für die Menschen. Jedes davon kann positiv und negativ dekliniert werden. Es geht immer um die Ausgestaltung von Ordnungsrahmen für die Gemeinschaft und von Handlungsspielräumen für die Individuen. Freiheit z. B. beinhaltet Gleichheit, Entfaltungsfreiheit und Meinungsfreiheit, aber auch Schutz vor Übervorteilung, Gängelung und Unterjochung. Die individuelle Freiheit findet ihre Grenzen in der Freiheit der anderen und im Gemeinwohl. Rechtsstaatlichkeit beinhaltet den Schutz der individuellen Freiheitsrechte, ein klar definiertes System der Rechtssetzung und Gewaltenteilung, die Unabhängigkeit der Justiz, aber auch Schutz vor willkürlicher Ausübung staatlicher Macht und Diskriminierung.

Markt der Regierungssysteme

Die Entwöhnung demokratischer Teilhabe, die neoliberale Delegitimierung von Staat und Solidaritätsprinzip, indoktrinierter Konsumhedonismus und Bildungsabstinenz stellen mit kräftiger Mithilfe der Medien das System Demokratie in Frage. In der öffentlichen Meinung ist eine Wahrnehmung der Beliebigkeit ordnungspolitischer Konzepte anzutreffen. Ähnlich einem Wettbewerb der Produkte auf dem Gütermarkt wird die Demokratie auf dem Markt der Regierungssysteme auf die gleiche Ebene gestellt wie autokratischer Despotismus und Diktatur. Selbst innerhalb des Warensortiments Demokratie werden unterschiedliche Ausstattungen angeboten, als seien es Modellvarianten derselben Marke. Es mutet so an, als würde es reichen, Wahlurnen aufzustellen, um dem Ergebnis der Auszählung der Stimmen demokratische Legitimität zu verleihen.

Qualität an den Inhalten messen

Entscheidend ist jedoch nicht, wie die Verpackung aussieht und wie das Label durch emotional aufgeladenes Marketing von den politischen Akteuren vermittelt wird. Die Menschen in Russland, in Polen, Ungarn oder in der Türkei, aber auch viele in den USA wissen schon, dass Wahlurnenchassis noch keine Garantie dafür sind, dass die Ergebnisse demokratische Willensäußerungen darstellen und die daraus hervorgehenden Regierungen gemeinwohlorientiert handeln werden. Es müssen freie Wahlen sein, an denen unterschiedliche politischen Kräfte im Wettstreit stehen, es dürfen Parteien und Kandidatinnen und Kandidaten nicht daran gehindert werden, sich der Wahl zu stellen. Die Medienlandschaft muss den Pluralismus der Meinungen und politischen Spektrums abbilden. Im Wahlkampf müssen für alle dieselben Regeln gelten. Die Meinungsbildung zur Wahl muss frei und unabhängig sein. Die Wählerinnen und Wähler dürfen nicht eingeschüchtert und unter Druck gesetzt werden. Die Wahl muss geheim sein und die Auszählung der Stimmen korrekt erfolgen. Wir tun gut daran, dieses Wissen mit den Menschen in diesen Ländern zu teilen, um sie in der Überzeugung zu bestärken, dass sie ein Recht auf eine Freiheitsordnung haben, die ihnen diese demokratischen Rechte zusichert. Wir müssen wachsam sein und mit kritischem Blick die neuen Weichenstellungen und die Versuche schleichender Veränderungen in unseren Demokratie- und Rechtssystemen beobachten und der reaktionären Umdeutung unserer demokratischen Gesellschaftsordnung durch die Populisten entschieden entgegentreten.

Perspektive der ökonomischen und sozialen Gerechtigkeit

Beginnen wir damit, hierzulande den Ursachen der Entfremdung zwischen breiten Bevölkerungsschichten und den Parteien sowie der Demokratie als Regierungssystem auf den Grund zu gehen. Viele Menschen sind aufgrund der wiederholten Aufdeckung politischer Skandale verärgert und wegen der fehlenden Sensibilität der Regierungen gegenüber sozialen Fragen wie würdevollen Arbeitsbedingungen, Wohnungsnot und Armut enttäuscht. Sozial schwache Bevölkerungsschichten und Arbeitnehmer:innen brauchen, wie der Arbeitssoziologe Francesco Seghezzi auf der Tagung verdeutlicht hat, eine Perspektive der ökonomischen (Löhne, Steuern) und der sozialen Gerechtigkeit (Sicherungssysteme gegen Arbeitslosigkeit Armut, Alter und Krankheit), um die Verheißungen der Gleichheit und Solidarität der Demokratie ernst nehmen zu können. Die Politik zeigt wenig Zielstrebigkeit, nachhaltige Lösungen für soziale Probleme umzusetzen und die Herausforderung Klimawandel mutig anzugehen. Die Regierungen in den EU-Staaten sitzen zwar an den Hebeln der staatlichen Verwaltungsapparate, stehen aber unter dem Druck der Finanzplätze und der etablierten Wirtschaftsbranchen, die die Leistungsfähigkeit und die privaten Renditen des aktuellen Produktionssystems gegen risikobehaftete Veränderungen verteidigen und die gemeinnützige Leistung der Arbeitsplatzsicherung in die Waagschale legen. 

Verantwortlich für die Entmantelung des Sozialstaats und die Einschränkung der Mitsprachemöglichkeiten der Gewerkschaften sind die neoliberalen Gesellschaftskonzepte, die seit den 80er Jahren in vielen Ländern die politische Agenda bestimmen. Zählen allein Marktziele und -mechanismen, so verkümmert der Sozialstaat und Gewerkschaften werden als Störenfriede behandelt, wie Reaganomics und Thatcherismus vor Augen geführt haben. Mit der in Österreich bereits 1946 umgesetzten Form einer institutionalisierten Sozialpartnerschaft oder in der in Italien in den 90er Jahren erfolgreichen Praxis tripartistischer Abkommen zwischen Regierung und Sozialpartnern (der sog. „stagione della concertazione“) waren eigentlich bereits wegweisende Konzepte zur Befriedung der Konflikte zwischen Profitdenken und sozialer Verantwortung verwirklicht worden.

Brachiale Durchsetzung des Rechts des Stärkeren

EU-Kommissionspräsident Jacques Delors hat 2002 den „sozialen Dialog“ in der Absicht lanciert, der Konfliktregelung auf europäischer Ebene eine formale Grundlage zu geben. Dieser wird von der EU systematisch propagiert und ist, wie Brigitte Pellar betonte, ein vielversprechender Ansatz, beruht jedoch auf Freiwilligkeit. Neue Anläufe wie die von der EU-Kommission 2017 präsentierte „Europäische Säule sozialer Rechte“ sind noch weit davon entfernt, in eine verbindliche EU-Richtlinie umgesetzt zu werden, die dem sozialen Dialog eine formale Grundlage verleiht. Das liegt daran, dass die Entwicklung eine ganz andere Richtung eingeschlagen hat. Die Kapitaleigner sahen im Zuge der Globalisierung der Märkte die Chance, das Heft an sich zu reißen und eine auf ihre Interessen zugeschnittene Gesellschaftsordnung durchzusetzen. Ziemlich brachial ist beispielsweise in Osteuropa das Primat des Marktes durchgesetzt worden. In Ländern mit einer konsolidierten Praxis des sozialen Ausgleichs sind entsprechende Instrumente einfach nicht mehr genutzt worden.

Aufkündigung der Sozialpartnerschaft

Seit geraumer Zeit vollzieht sich eine ganze Reihe von strukturellen Veränderungen, auf die die Gewerkschaften keinen Einfluss ausüben konnten. Neue Technologien krempelten die Produktions-, Logistik- und Dienstleistungssysteme um. Durch die Digitalisierung und Internet ergaben sich neue Möglichkeiten der Arbeitsvermittlung und der Interaktion zwischen Management und Belegschaft sowie der Kontrolle der Arbeitsergebnisse. Der Arbeitsmarkt wurde dereguliert. Neue Arbeitsverträge spalteten die Mitarbeiter:innen in eine Stamm- und eine Randbelegschaft. Das öffentliche Gesundheitssystem wurde entweder privatisiert oder durch das Lean-Management ausgeblutet. Kürzungen im staatlichen Rentensystem verlagerten das Risiko der Alterssicherung auf die Arbeitnehmerschaft und öffneten die Tore für riesige private Renditechancen. Es entwickelten sich eklatante Unterschiede im Einkommen zwischen Management und Rest der Mitarbeiter:innen. Die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten wurde einfach hingenommen. Ohne dass es explizit artikuliert worden wäre, ist aus diesen Entwicklungen in der Summe ein eindeutiges Ergebnis abzulesen, nämlich die Aufkündigung der Sozialpartnerschaft. Das erweist sich als entscheidende strategische Wende für die interne Dynamik der Gesellschaft.

Unterbietungswettbewerb um Standortvorteile

2005 ist die Ratifizierung eines Vertrages zur Europäischen Verfassung gescheitert, mit der eine weitergehende Vereinheitlichung der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Regulierungssysteme unter dem gemeinsamen Dach Europa beabsichtigt war. Dramatische Wirtschaftskrisen haben seither den Wettstreit um Standortvorteile unter den EU-Ländern befeuert. Mit der Aufnahme zahlreicher neuer wirtschaftlich ganz unterschiedlich aufgestellter Länder ist ein regelrechter „race to the bottom“ ausgelöst worden. Vielfach wurden und werden nationale Alleingänge in der Wirtschafts-, Steuer- und Sozialpolitik damit begründet, dass die EU ihre Gleichheitsversprechen nicht eingelöst hat. Die Abhängigkeit von ausländischen Investoren und deren rücksichtslose Profitoptimierung tragen insbesondere in Osteuropa dazu bei, nationalistische Ressentiments zu fördern. Die Strategie, die EU und die Troika für negative Entwicklungen verantwortlich zu machen, wird seitens der Regierungen durch patriotischen Populismus garniert.

Kritischer Blick auf populistische Umdeutung der Gesellschaft

In Ländern wie Polen und Ungarn gelangten über demokratische Wahlen autokratische Führungspersönlichkeiten in die Regierungsverantwortung. Den neoliberalen Politikkonzepten folgend setzten sie Privatisierungen durch und machten Wettbewerb und Eigenverantwortung zur Richtschnur in Arbeitsmarkt und sozialem Gefüge. Sobald sie an der Macht waren, gingen sie daran, durch die Gängelung der Medien und der Justiz sowie die Einschränkung der Mitbestimmung der Gewerkschaften das demokratische System auszuhöhlen. Mahnungen seitens der EU, die rechtsstaatlichen Grundsätze zu wahren, werden als unzulässige Einmischung abgetan und prallen am erstarkten nationalen Selbstbewusstsein ab. Der Ausweitung der finanziellen Unterstützung für kinderreiche Familien stehen unzureichende Betreuungsangebote gegenüber. Arme Bevölkerungsschichten sind weitgehend auf sich alleine gestellt. Diese Beispiele von Vorspiegelung von Wertekohärenz, Zweckentfremdung und machiavellistischer Nutzung demokratischer Mechanismen finden ihre Nachahmer auch in anderen europäischen Ländern.

Veränderungsresistenz in Parteien und Gewerkschaften

Ein wesentlicher Grund für den Erfolg populistischer Autokraten ist, dass die traditionellen Arbeiterparteien bisher nicht imstande waren, die zentralen Fäden des Übergangs der postindustriellen Phase aufzunehmen und der ökosozialen Vision für die Gesellschaft des digitalen Zeitalters klare programmatische Konturen zu verleihen. Bremsfaktoren waren und sind die Langatmigkeit interner Beratungsprozesse in den Parteien und ihre Ausrichtung auf kurzfristige Wahlerfolge. Strukturelle Verkrustungen machen auch in den Gewerkschaften Erneuerungsprozesse schwierig. Durch die Konzentration auf die Interessen der Mitglieder steht die Erhaltung der Schutzstandards von bislang vergleichsweise gut abgesicherten Beschäftigten im Mittelpunkt. Hingegen gelingt es kaum, als Vertretung für prekär Beschäftigte und Selbständige attraktive Unterstützungsangebote zu entwickeln geschweige denn als deren Fürsprecher Erfolge anerkannt zu werden.

In der täglichen Auseinandersetzung zu den Themen, die die Gesellschaft bewegen, und bei politischen Wahlen wird deutlich, dass sich nun Populisten unterschiedlicher Couleur statt der Gewerkschaften als demokratisch legitimierte Vertreter der Interessen der Arbeitnehmer:innen und der sozial schwächeren Bevölkerungsschichten zu etablieren versuchen. Für die Konzerne, die Unternehmen und die Finanzplätze ist es von Vorteil, die Populisten als Gesprächspartner zur Sozial- und Umweltpolitik und zu Fragen der Mitbestimmung haben, da diese weitgehend das neoliberale Gesellschaftsbild teilen, gleichermaßen eine Top-down-Gesellschaftsordnung befürworten und machtpolitisch ganz pragmatisch die Maxime „Der Zweck heiligt die Mittel“ anwenden.

Soziale und umweltpolitische Stakeholder als Mitgestalter

Zukunftssicherung erfordert eine ökologische Transformation des Wirtschaftssystems und des Konsums. Dieser langwierige Prozess ist sozial verträglich zu gestalten. Das erfordert die Verankerung von ökologischer und sozialer Ethik im Marktsystem. Dieses entsprechend umzubauen, entspricht nicht einer inkrementellen Innovation, da es um die Neuausrichtung zentraler Stützpfeiler geht. Dass der Profit als Urantrieb des Wirtschaftens in Einklang mit Gemeinwohl und sozialer Gerechtigkeit gebracht werden muss, ist eigentlich bloß die Neuauflage des bekannten Konfliktmusters Kapital-Arbeit. Die Geschichte sollte uns als Empirie genügen, um den Handlungsbedarf nicht länger zu leugnen und dieses Vorhaben anzugehen. Die historischen Beispiele für valide Lösungsansätze sind innerhalb der aktuellen Rahmenbedingungen neu auszurichten.

Stakeholder-Konzept ein Erfolgsmodell

Klimawandel und generell Ökoverträglichkeit von Wirtschaft und Konsum als zusätzliche und drängende Aufgabenstellung machen die Herausforderung noch komplexer. Auch diesbezüglich ist es an der Zeit einzusehen, dass das Stakeholderkonzept gute Chancen bietet, diese erfolgreich zu bewältigen. Statt obskurer Machtspiele in informellen Kontexten und unkluger Verzögerungstaktiken auf der EU-Ebene und in internationalen Beratungen ist die Beteiligung von Gewerkschaften und anderen relevanten Stakeholdern im sozialen Bereich und zu Umweltfragen umgehend sicherzustellen. Wirtschafts-, Sozial-, Ethik- und Umweltexpertise sind in Visionen, Plänen und Maßnahmen zusammenzuführen. Im Bereich der Patronate haben sich die Gewerkschaften in Italien eine wichtige Funktion als soziale Dienstleister im Auftrag des Staates gesichert. Es ist nicht nachvollziehbar, wenn derselbe Staat sich dagegen sträubt, ihre Rolle als politische Vertretungsinstanz und Bindeglied zwischen Politik und Bevölkerung ((als sog. „corpi intermedi“) anzuerkennen.

Der Arbeitssoziologe Francesco Seghezzi vom Think Tank ADAPT sprach sich auf der Tagung dafür aus, eine neue Phase der Konzertierung („concertazione“) mit Anpassung wirksamer Mechanismen der Mitbestimmung auf betrieblicher wie auf regionaler und politischer Ebene einzuleiten. Ohne würdevolle Arbeit, gerechte Löhne und wirksame soziale Sicherungssysteme gegen Arbeitslosigkeit, Armut, Krankheit und Alter macht sich ein Klima der Unsicherheit und der Zuspitzung sozialer Konflikte breit und gerät die demokratische Ordnung ins Wanken. Politikverdrossenheit und Unzufriedenheit mit den Mitbestimmungsmechanismen der Demokratie entstehen nicht ohne Grund, wie an politischen Skandalen und der unzureichenden Berücksichtigung sozialer Gerechtigkeit nachvollziehbar ist. Demokratiebashing und Wahlabstinenz lassen sich u.a. an zwei sich gegenseitig verstärkenden Faktoren festmachen, auf die der Politikwissenschaftler Günther Sandner hingewiesen hat, der an der Sozialakademie der Arbeiterkammer Wien lehrt.

Zusammenhang von Ungleichheit und Bildung

Der erste ist, dass die Parlamente in ihrer Zusammensetzung nicht die verschiedenen Bevölkerungsgruppen widerspiegeln. Da ein Großteil der Volksvertreter:innen aus bildungsstarken und einkommensstarken Schichten kommt, stehen deren Anliegen in der Gesetzgebungstätigkeit im Vordergrund. Sander nahm diesbezüglich auf eine Studie der Politikwissenschaftlerin Lea Elsässer Bezug. Sie hat in einer Untersuchung zur demokratischen Praxis in Deutschland nachgewiesen, dass innerhalb eines Zeitraums von mehr als 30 Jahren (1980- 2013) über unterschiedliche Regierungskonstellationen hinweg die Mehrheit der politischen Entscheidungen, vor allem in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, im Sinne der Interessen der oberen Berufs- und Einkommensgruppen erfolgt ist.

Vermittlungsaufgabe durch Vernetzung stärken

Der zweite ist, wie Sandner erläuterte, dass bestehende Ungleichheiten durch die sinkende Wahlbeteiligung verstärkt werden: Es sind in erster Linie sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen, die der Wahlurne fernbleiben. Die Wählerstromanalysen der letzten Jahre ergeben m. E. einen ergänzenden Befund: Es sind wiederum diese Wählerschichten, bei denen die populistische Mischung von charismatischem Führungsanspruch, Insider-Outsider-Denken und emotionalisierten Feindbildern eine hohe Resonanz erzeugt. Gerade die Gewerkschaften träfe als gesellschaftlicher Instanz zwischen Politik und Bevölkerung die Aufgabe, die programmatische Konsistenz politischer Ankündigungen und Programme zu verifizieren. Als gewählte Vertreter:innen weisen sie eine Rückkoppelung zu den Arbeitnehmer:innen auf, die ihnen eine demokratische Legitimität verleiht, die Anliegen der sozial Schwächeren zur Sprache zu bringen. Somit kommt ihrem Urteil Gewicht zu, wenn es darum geht, die Wertekohärenz der politischen Erklärungen, den Nutzen und die Folgen politischer Vorhaben einzuordnen. Die Abstimmung und gegenseitige Ergänzung mit anderen sozialen Verbänden und mit solchen, die im Umweltbereich ihren Schwerpunkt haben, kann einen Schulterschluss fördern, der sie gemeinsam zu sehr gewichtigen Fürsprechern der sozialen Solidarität und Gerechtigkeit und der ökoverträglichen Transformation macht.

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Martin Tarshito Sun, 05/28/2023 - 19:48

Es ist schwer, aus diesem Schwall an blumigen und ideologisch eingefärbten Gedankengängen konkrete und v.a. wertungsfreie Punkte herauszulesen.

Besonders deutlich tritt lediglich der ideologisch rosarot gefärbte Faden hervor, der fast schon lehrschulmeisternd behaupten will, Polen und Co seien keine Demokratien; man müsste "diesen" Ländern erst beibringen, wie Demokratie funktioniere.

Dem folgen einige ideale um nicht zu sagen ideologisierte Beispiele. Aspekte, die in den vermeintlich nicht "populistisch" veranlagten Regierungen anderer Länder aber ebenso -wenn nicht gar deutlicher- verloren gegangen sind, als in den vermeintlich 'undemokratischen' Ländern wie Polen, Ungarn usw.

Kurz zu den vier Idealen und ihrer ideologisierten Darstellung:
"Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, soziale Gerechtigkeit und Mitbestimmung."

Wer, wie, wann und warum möchte diese definieren?

Der Autor definiert "Freiheit" auf eine Weise, dass sich darin rechts- und links populistische Regierungen ebenso wenig voneinander unterschieden dürften wie jeweils zur jüngst abgewählten Aristokratie (altgriechische Bedeutung von "governo dei migliori").
Ob der Autor nun entsprechend der eigenen Wertung "positiv und negativ dekliniert"? Für das eigene Empfinden ist es sicherlich "positiv" gemeint, wenn er schreibt: "Freiheit z. B. beinhaltet Gleichheit, Entfaltungsfreiheit und Meinungsfreiheit, aber auch Schutz vor Übervorteilung, Gängelung und Unterjochung."
Nun stellt sich für mich die große Frage, ob die linken Kräfte bzw. die vermeintliche Mitte der modernen westliche n "Demokratien" in den letzten Jahren wohl auch frei von "Übervorteilung, Gängelung und Unterjochung" waren.
Wie die Antwort ausfällt, hängt sicherlich davon ab, wie man den Folgesatz interpretieren möchte: "Die individuelle Freiheit findet ihre Grenzen in der Freiheit der anderen und im Gemeinwohl."
Und hier sind wir schon mitten in der Blumigkeit und potentiellen Willkür, die
der jeweils dominierenden Deutungshoheit eingeräumt werden kann.

Und so verhält es sich auch mit dem Satz: "Rechtsstaatlichkeit beinhaltet den Schutz der individuellen Freiheitsrechte, ein klar definiertes System der Rechtssetzung und Gewaltenteilung, die Unabhängigkeit der Justiz, aber auch Schutz vor willkürlicher Ausübung staatlicher Macht und Diskriminierung." Wobei hier schon ganz klar festgestellt werden kann: Dieses Prinzip
ist in der Zeit des C wie Cesare oder Conte bereits abhanden und findet am ehesten wieder mit der Wahl der "fratelli" Anwendung. Denn die Exekutive setzte sich unter den gelb- rot- grünen (nicht gewählten!) Regierung als Legislative und Iudikative gleichermaßen an eine Diktatur, wie sie bereits in der Tradition der antiken römischen res publica verankert wurde; wobei das Diktat der sechs Monate, wie sie die Consuln ausüben konnten, jedoch nur in Zeiten des (Verteidigungs-)Krieges, ante Meloni sogar mindestens zweimal verlängert wurde; und zwar ohne, dass das Parlament sich eine Klausel zur vorzeitigen Rücknahme der legislativen Macht gesichert hätte wie es damals das ungarische Parlament sehr wohl getan hatte! Ob also Ungarn weniger demokratisch sei, wage ich seit damals stark zu bezweifeln.
In der Tat war es in Ungarn mit dem D wie Dekretieren oder Diktieren viel eher vorbei als im D wie Duce oder Draghi dominierten Italien.

Was "soziale Gerechtigkeit und Mitbestimmung" betrifft zeigen die Grünen bereits eine Marschrichtung vor, die diese Worte bald obsolet machen dürften.

Was ich zum Thema ergänzen möchte, das im Titel des Artikels angedeutet aber nicht konsequent ausgeführt worden war:
Demokratie heißt wörtlich eigentlich "(Stadt-)Gemeinde-Kraft". Und so ist das Wort Demos auch im Neugriechischen mit Bezug auf Gemeinde, Bürgermeister, Bürgerrat usw. immer noch tradiert und angewandt.
Und der Grieche weiß auch immer noch, dass Volk eigentlich "Laos" heißt; lediglich der davon abgeleitete Laie, und zwar der westliche, der den romanisch-germanischen (Angelo+sächsischen) Sprachraum bevölkert, lässt sich mit "Volks+herrscht" immer noch für dumm verkaufen.

Abgesehen davon, dass die moderne westliche Demokratie spätestens in der bürgerlichen Neuzeit erneut an das antike Beispiel der wenigen Freien und Gleichen (homo-ioi) sowie der vielen Schuldsklaven und faktisch Rechtlosen angeknüpft hat und die Ausweitung der Wahlrechte analog zur Athener Antike sukzessive allein an die Ausweitung der Wehrpflicht und Kriegsdienste knüpfte [weshalb die Schweiz ja auch erst in den 1970ern widerwillig das Frauenwahlrecht einführte], laufen die westlichen Demokratien jetzt schon dieselbe Gefahr wie einst das demokratische Athen. Nämlich jene, in Oligarchien und Aristokratien abzudriften; Mitteleuropa nahezu fast schon nach seinen ersten ca. 100 Jahren Bewährungsprobe; ähnlich wie das antike Vorbild Athen.

Bei der wachsenden "Plutokratie" im Kreise der "Philanthropen" (damals waren es von Pythagoras bis hin zu Platons Zeiten noch die Philosophen) ist die Demokratie der Blütezeit (rund um die 1970er) eh bald Geschichte.

Sun, 05/28/2023 - 19:48 Permalink
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Peter Gasser Sun, 05/28/2023 - 20:26

In reply to by Martin Tarshito

Zitat: „Ob also Ungarn weniger demokratisch sei, wage ich ... stark zu bezweifeln“: ja gell, die Orbans, Bolsonatos, Trumps und Putins: alles astreine Demokraten.
.
Zitat: „... laufen die westlichen Demokratien jetzt schon dieselbe Gefahr wie einst das demokratische Athen. Nämlich jene, in Oligarchien und Aristokratien abzudriften“: Ungarn... ??!
.
Demokratie: „Demos ist griechisch und bedeutet „Volk“ – und der zweite Bestandteil –kratie, ... stammt vom griech. Verb kratein „herrschen“ und heißt nichts anderes als „Herrschaft“. Volksherrschaft ist also nicht nur ein Synonym für, sondern vielmehr eine wörtliche Übersetzung von Demokratie“.

Sun, 05/28/2023 - 20:26 Permalink
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Martin Tarshito Sun, 05/28/2023 - 23:13

In reply to by Peter Gasser

Bravo Herr Gasser: Entkontextualisieren und Polemisieren!

Bleiben wir doch bitte bei dem von mir vorgebrachten Kontext:
Das ungarische Parlament hatte sich gg Orban tatsächlich eine Klausel einbehalten, die sicherstellte, dass ein Regieren per Dekret - wie es in Italien seit 31.01.2020 bereits sanktioniert war - in Ungarn dann zu beenden sei, sobald der Notstand in der Tat (also tatsächlich) nicht mehr gegeben sein würde.
Aus Sicht eines Speranza
hätte der "Notstand" in Italien auch noch über den 31.04.2022 hinweg fortbestanden. Auch wenn es seit 31.01.2022 schon überhaupt keine Spur rechtlicher Rechtfertigung gegeben hätte, mit dem "Notstand" fortzufahren. Die Gewerkschaften mißbrauchten den 1. Mai 2022 ja tatsächlich auch noch dazu, um bei Draghi/Speranza -im Rücken der Arbeitnehmer- ein Wiederaufnahme der Maskenpflicht ab dem 2.Mai einzufordern. Vermeintlich, um den Arbeitnehmer (vor sich selbst) zu schützen. Damit war der "demokratischen" Bogen endgültig überspannt. Die Quittung bekam die italienische Ampelregierung zurecht bei den Herbstwahlen.

Wer aber nicht wahr hat oder auch nicht wahr haben will, was im Rahmen des Bergamasker Prozesses mehr als deutlich geworden ist, nämlich die politische Willkür und pseudowissenschaftlichen Rechtfertigungen eines Speranza und seines Hofdieners vom ISS (v.a. was die Schulschließungen betrifft; zumal im Rücken des Gremium des comitato tecnico scentifico entschlossen ), sollte nicht Polemisieren.

Und vielleicht gucken Sie Mal in ein verlässliches Lexikon oder besuchen Griechenland bzw. eine griechische Gemeinde, um vom Narrativ "Demos" (ein Wort, das allein von der Wortwurzel her bereits in seiner engen Verwandtschaft zu Wohnhaus/Dema und Hausherr erkannt werden müsste) als vermeintliches "Volk" ablegen zu können.

Ansonsten verbleiben Sie auf der argumentativen Seite jener Poetiker, die -wie im Platons Kratylos beschrieben-, allein der eigenen willkürlichen Idee folgend definieren, wie es ihnen dünkt. Was bei den sog. Aufklärern leider nicht unüblich war.

Kratos entspricht übrigens deutlichst dem deutschen Wort Kraft und ist etymologisch ebenso belegt. Und tatsächlich waren die Kräfteverhältnisse zwischen den einzelnen Stadt-Vierteln ( prototypisch für unsere heutige Parteienlandschaft bzw. "Demokratie"Parteien bezogen auf die Stadtteile). So entstammen die vier heute noch gebräuchlichen Farben der etablierten Parteien den vier Farben der vier Viertel im Kreis der alten Elementelehre. Ursprünglich auf die Stadtteile bzw. Viertel [vier Teile! Latein partes>Parteien] bezogen, hätten wir: erstens die Farbe schwarz/blau für die Bürger [Politikoi, Bewohner der auf der Anhöhe/Akro- liegenden Burg/Polis], die durch Handel und Schuldsklaventum wohlhabend gewordenen Oberstädter, die als Anfangs kräftigste Fraktion die Demokratie anführte; im N anzusiedeln; dann die Farbe rot für die Unterstädtischen, meist von ihrer täglichen Arbeit lebenden bescheiden lebenden Familien (z.B. Handwerker/demiurgoi) im S des demos; die Farbe gelb stand für die [liberal bzw. wirtschaftlich denkende] reifere Bevölkerung in Entsprechung zum Erdelement, das dem Westen entspricht; und schließlich grün für jene jungen, ideologisch grün hinter der Ohren gebliebenen ( jungen) Adoleszenten, die zum Ende der demokratischen Phase das Demos dominierten ;junge Ideologen, die entgegen dem Rat der Reiferen und Erfahreneren unbedingt in den Krieg gegen den vermeintlichen "Tyrannen" in Sizilien ziehen wollten; mit dem Ergebnis, dass sie mit der Export-Aktion ihres ideologischen Demokratie Verständnisses scheiterten und als Arbeitssklaven endeten; während die Athener Demokratie mit den verbliebenen Alten sozusagen ausstarb. Das Resultat war Platons und Aristoteles's Überlegungen zur Zukunft der Politeia. Und so obsiegte im Mittelalter das platonische Modell.

Und hier, also bei den Grünen, haben wir die Parallele zur Gegenwart. Ich gucke da mit einem wehmütigen Schmunzeln v.a. nach Deutschland.

Sun, 05/28/2023 - 23:13 Permalink
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Peter Gasser Sun, 05/28/2023 - 23:29

In reply to by Martin Tarshito

Ich hatte noch 6 Jahre Latein und 5 Jahre Griechisch in meiner Bildungszeit und das eingebunden in Geschichte und (griechischer) Philosophie... also belehren Sie bitte nicht über die Bedeutung von demos und kratein - da sind Sie offensichtlich kein Maßstab.
.
Besten Dank, Ihre Gesinnung dürfen Sie gerne offenlegen, wie üblich natürlich anonym.
Ist alles erlaubt - und darf höflich bemerkt werden.

Sun, 05/28/2023 - 23:29 Permalink
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Martin Tarshito Mon, 05/29/2023 - 08:16

In reply to by Peter Gasser

Tja, auch hatte die klassische Ausbildung eines Lyzeums. Schützt Sie aber nicht vor illuministischer bzw. illusorischer Ver+ oder Einbildung.

Ich nehme Ihnen Mal ein Stück weit eigenständige Recherche ab.

Geben Sie einfach halber folgende Begriffe bei Google Übersetzer (Deutsch -Griechisch) ein:
Stadtgemeinde
Bürgermeister
städtischer Gemeinderat
städtisches Amt
Bauamt der Gemeinde (Hausbau, der Bauherr)
Gemeindegrenzen
Gemeindeterritorium Gemeinde
Gemeindegebiet

und Sie erhalten:
δήμος
δήμαρχος
δημοτικό συμβούλιο
δημοτικό γραφείο
δημοτική οικοδομική αρχή (οικοδομή, ο οικοδόμος)
δημοτικά όρια
Δήμος Δημοτικής Επικράτειας
δημοτική περιοχή

Oder wählen Sie die Übersetzung Italiano -Greco:

Für:
Sindaco
municipio
riunione comunale
elezioni comunali
consiglio comunale
ufficio del comune
distretto comunale
funzionario comunale
magistrato del comune
magistratura comunale
polizia comunale
tasse comunali

Auch dann erhalten Sie:
Δήμαρχος
δημαρχείο
συνάντηση στο Δημαρχείο
δημοτικές εκλογές
δημοτικό συμβούλιο
δημοτικό γραφείο
δημοτικό διαμέρισμα
δημοτικός υπάλληλος
δημοτικός δικαστής
δημοτική δικαιοσύνη
δημοτική αστυνομία
δημοτικοί φόροι

Und dann geben Sie ein:
Volkspartei

und Sie erhalten:
Λαϊκό Κόμμα/Laïkó Kómma (wobei die Wortwurzel Com- ist hier entsprechend vorkommt!)

Dann probieren Sie es Mal mit:
Volksaufstand [oder]
Völkerwanderung

Sie werden erhalten:
λαϊκή εξέγερση [oder]
μετανάστευση των λαών

Und schließlich, falls Sie es immer noch nicht glauben, geben Sie, das ein, was der westliche Laie [!] mit Demokratie verwechselt bekommt:
Volksherrschaft

Und Sie erhalten:
λαϊκή κυβέρνηση (und nicht etwa "Demokratie")

Sie können aber gerne auch bei Homer stöbern, wo Sie für Volk auch schon Laos finden werden.

Zu KRATIE:
κρατία wird heute im Sinne von Staat gebraucht. Schön in der Antike Griechenlands waren Staaten Stadtstaaten oder stadtgemeinschaftliche Staaten (Demo-Kratien)
In einer modernen Demokratie bilden viele (Stadt-) Gemeinden zusammen einen Staat, der dadurch einen stärkeren Stand nach außen hin findet. Demnach heißt die Staatsmacht bzw. -gewalt auch κρατική εξουσία (wörtlich"kräftig außen seiend")

Κρατικό μονοπώλιο στη χρήση βίας steht indes für das "staatliche Gewaltmonopol"; und das ist das, was vorherrscht bzw. dominiert: επικρατώ; worin wir wiederum das Verbum kratein hätten.

Herrschen aber heißt κυβερνώ.
Eben wie bei "Volksherrschaft": λαϊκή κυβέρνηση

Schon ein indischer Gelehrter sagte mit Bezug zu Buddha, den Prototyp intellektuellen Denkens: Wenn Du Buddha begegnest, töte ihn.
Wenn Sie ein Leben lang nur glauben, was Ihnen in der Schule von Lehrbefugten eingepflanzt wurde, sind Sie laut altgriechischer Tradition nur ein Pistiker und niemals ein Gnostiker.

Mon, 05/29/2023 - 08:16 Permalink
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Peter Gasser Mon, 05/29/2023 - 09:38

In reply to by Martin Tarshito

Zitat: „Schützt Sie aber nicht vor illuministischer bzw. illusorischer Ver+ oder Einbildung“:
bei manchem bleibt trotz Lyzeum nur die Abwertung des Gegenüber, das klassische ad-personam-Argument übrig.
Anonym natürlich.
.
Und nochmal: nein, Sie sind da keine Referenz.

Mon, 05/29/2023 - 09:38 Permalink
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Martin Tarshito Mon, 05/29/2023 - 10:13

In reply to by Peter Gasser

und damit meinen Sie sich selbst?

Ad personam finden Sie konkret was?
Die vielen Beispiele zu "Demos"?
Die Beispiele zu "Laos"?

Oder das Wort "illuministisch" oder "illusorisch"?

Wenn Sie ad personam daher kommen, ich "sei kein Maßstab", weil Sie in der Schule tott Jahre Latein und Griechisch gelernt hätten, müssen Sie sich nicht persönlich angegriffen fühlen, wenn ich das Thema "Bildung" aufgreife und zur Vorsilbe Aus- alternative Präfixe aufzeige.

Was denken Sie übrigens nun über die "wörtliche" Bedeutung von Demos und kratein?
Das würde mich in dieser Diskussion interessieren.

Mon, 05/29/2023 - 10:13 Permalink
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Martin Tarshito Mon, 05/29/2023 - 13:10

In reply to by Peter Gasser

Sie verweisen mit Link wiederum nur auf Ihre Überzeugung:
"Demokratie: 'Demos ist griechisch und bedeutet 'Volk' – und der zweite Bestandteil –kratie, ... stammt vom griech. Verb kratein 'herrschen' und heißt nichts anderes als 'Herrschaft'. Volksherrschaft ist also nicht nur ein Synonym für, sondern vielmehr eine wörtliche Übersetzung von Demokratie“.

Sie insistieren also darauf, dass sie hier tatsächlich eine "wörtliche Übersetzung" wiedergeben. Interessant. Bezeichnend.

Ich selbst würde mir nicht anmaßen, Altgriechisch und "Demokratie" besser verstehen und interpretieren zu können, als die direkten Nachfahren in Griechenland selbst.
Dazu reichen , glaube ich, auch 5- 6 Jahre klassische X-Bildung nicht aus.

Der Humanismus bzw. das Motto "ad fontes" bzw. der Bücherstreit um 1500 hatten übrigens die Erkenntnis als Hintergrund, dass der Westen seit Boethius oder Isidor von Sevilla seine Verwurzelung im griechischen Osten verloren hatte; und in der Tatsache, dass Übersetzungen über das Arabische, Hebräische und Katalanische ins Latein und in der Folge in die proto nationalistischen Hof- und Religionssprachen sehr viel Verbildung erfahren hatten.

Liest man originale griechische Texte mit konkreten fachlichen Bezügen, was ich immer noch mache, so trifft das für die Zeit seit der sog. Aufklärung erst Recht wieder zu.
"demokratie' ist ein gutes Beispiel.

Aber lassen wir das.
Bleiben Sie ruhig bei Ihrer "Volksherrschaft"

Guten Tag

Mon, 05/29/2023 - 13:10 Permalink
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Peter Gasser Mon, 05/29/2023 - 13:39

In reply to by Martin Tarshito

Zitat: „Sie verweisen mit Link wiederum nur auf Ihre Überzeugung... Sie insistieren also darauf, dass sie hier tatsächlich eine "wörtliche Übersetzung" wiedergeben. Interessant. Bezeichnend.
Ich selbst würde mir nicht anmaßen...“
Diese Ihre Personalisierung der Sachdebatte finde ich gleichermaßen unüblich im Dialog wie unangebracht. Weder gebe ich meine „Überzeugung“ wieder, noch „anmaße“ ich mir irgendetwas. Ich gebe schlichtweg Wissen wieder - die von Ihnen als anmaßende Behauptung zitierte Definition finden Sie hier:
https://www.wissen.de/wortherkunft/demokratie
.
Auch hier Interessantes dazu:

https://www.juraforum.de/lexikon/volksherrschaft
.
Ihre Quellen sind wohl genauso anonym wie Sie selbst, so scheint es zu sein.

Mon, 05/29/2023 - 13:39 Permalink
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Martin Tarshito Mon, 05/29/2023 - 16:17

In reply to by Peter Gasser

Sie zitieren "Definitionen" und behaupten gleichzeitig, Google Übersetzer sei eine anonyme Quelle?
Bei all den Beispielen, die eindeutigst nachweisen, wie das Wort "demos" bzw. "kratein" konkret, also jenseits willkürlich gesetzter Begrenzungen (Definition) irgendwelcher Westler, auch heute noch zu verstehen bzw. einzuordnen sind. Interessanter sophistischer Ansatz.

Wenn Google Übersetzer eine anonyme Quelle sei, dann können Sie mir, der vermeintlich keine anonyme Quelle nutzt, mit Sicherheit jene erste Quelle benennen, die im Deutschen erstmals das Wort "Demokratie" mit "Volksherrschaft" (sozusagen "wörtlich") übersetzt hat.

Vor den 1780er Jahren dürfte das wohl nicht passiert sein. Also müssen Sie auch nicht so weit zurück forschen.
Bin gespannt, welches die nicht anonyme respektive namentliche Quelle dieser erstmaligen Definition"Volksherrschaft' sein soll.

Wäre Ihnen für diese Quelle sehr verbunden.
Denn weder bei wissen.de noch Juraforum sind hierzu irgendwelche Anhaltspunkte zu finden. Sie beweisen höchstens,dass sie sich ähnliche Deutungen zugrunde legen wie Sie selbst, Herr Gasser.

P.s.; Interessant wie pistisch Sie unterwegs sind

Mon, 05/29/2023 - 16:17 Permalink
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Peter Gasser Mon, 05/29/2023 - 16:43

In reply to by Martin Tarshito

Zitat: „ps: Interessant wie pistisch Sie unterwegs sind“:
.
Gerne dürfen Sie dieser Meinung sei (ad personam, Sie können wohl nicht anders), da dies Ihnen offensichtlich hilft.
Die Sachlage indes ist klar, gern dürfen Sie aber abweichender (Anti-„Westler“?) Meinung sein, bzw. eigene „Deutungen“ festlegen und glauben.

Mon, 05/29/2023 - 16:43 Permalink
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Martin Tarshito Mon, 05/29/2023 - 18:41

In reply to by Peter Gasser

"eigene 'Deutungen'"? Soso.

Also leben alle zeitgenössischen Griechen im Bewusstsein dessen, was Sie mir als "eigene 'Deutungen'" unterstellen möchten? Und der Demarchos (Bürgermeister) ist demnach als der v
"völkische Führer" zu verstehen? Oder das demotiko grapheio (Gemeinde Amt) als der "völkische Schreiber"? Und das demotiko symboulio (städtischer Gemeinderat) vielleicht als völkisches Symbol? Nur so als Input, falls Sie der erste sein möchten (Archont), der neue zukunftsträchtige Definitionen schaffen möchte. Wobei; klingt "völkisch' nicht etwas zu alt packen bzw. 1930er Jahre, hm?
Vergessen Sie diesen Imput einfach!

Vielleicht könnte man aber Kratia exousia (Staatsgewalt) als "Herrschaft der Exilanten" definieren? Also ich denke da an die Begründer der Tschechoslowakei im Jahre 1917. Exilanten, die kurzerhand eine "Demokratie" in Philadelphia begründeten. Natürlich ohne die "Karpatska Sich" zu fragen, die sie im Sinne des "Flugzeugträgers gegen die Mittelmächte" volksherrschaftlich mit einschlossen; nebst den deutschen und ungarischen Minderheiten, die sich Wilsons Selbstbestimmung der Völker (da haben wirs wieder dieses schöne Demos Wort) in die Luft eingravieren lassen konnten.

Na lassen wir das.

Die Griechen würden wohl eher mir zustimmen, dass eher Sie in der eigenwilligen Begrenztheit (Definition) des "Demokratie"- Verständnisses leben.

Tja, die Mehrheit hat in der Demokratie offenbar immer Recht. Und diese ist gemäß dem bernaysischen PR Dogma des engineering of consent recht easy zu organisieren. Der PR(opaganda) Berater des "Selbstbestimmung der Völker", Demokrat Wilson, lässt grüßen.

Ich gebe mich also geschlagen.

Mon, 05/29/2023 - 18:41 Permalink
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Manfred Klotz Mon, 05/29/2023 - 07:07

In reply to by Martin Tarshito

Sie betreiben hier genau das, was Sie Peter Gasser vorwerfen: Entkontextualisieren. Sie machen das demokratische Verhalten Ungarns an einem einzigen Punkt fest: am Pandemie-Notstand. Die ganzen anderen Aspekte, die hinter das Binomium Ungarn und Demokratie sehr wohl ein dickes Fragezeichen setzen, klammern Sie tunlichst aus.
Übrigens, im Prozess gegen Conte und Speranza in Bergamo geht es nicht um das, was Sie hier behaupten, sondern um die Frage, ob die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen nicht zu wenig umfangreich waren und zeitlich zu spät kamen (These der Staatsanwaltschaft ist, dass durch das zögerliche Verhalten der Regierung, 4000 Menschen gestorben sind). Der Prozess geht also genau in die entgegengesetzte Richtung.

Mon, 05/29/2023 - 07:07 Permalink
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Martin Tarshito Mon, 05/29/2023 - 08:29

In reply to by Manfred Klotz

Nein Herr Klotz, ich nahm ein Beispiel aus dem Kontext des vorliegenden Artikels und zeigte darin auf, dass Ungarn hierin von der "Demokratie" Italiens nichts zu lernen hat; aber vielleicht umgekehrt.

Übrigens: Ich sprach nicht davon, wovon die Anklage handelt, sondern davon, was an Wahrheiten zu Tage kommen.
Den Unterschied verstehen Sie hoffentlich?
Beim Ibiza Prozess ging es in der Anklage ja auch nicht darum, was sich Kurz geleistet hatte. Und doch kamen unbequeme Wahrheiten über ihn und die Seinen dabei heraus. Diese waren nicht zu ignorieren. Ebenso sollte man das pseudodemokratische und pseudowissenschaftliche Verständnis bzw. Handeln eines Speranza bzw. einer PD nicht ignorieren.

Mon, 05/29/2023 - 08:29 Permalink
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△rtim post Wed, 05/31/2023 - 07:17

In reply to by Martin Tarshito

Man kann Gudauners Beitrag durchaus ergänzend, z.B. zu "Philosophie der Republik" (vgl. https://library.oapen.org/bitstream/handle/20.500.12657/28222/1001771.p… ) lesen.
Denn es gilt nicht nur Fragen zu stellen, aber auch nicht nur Antworten zu geben, sondern im besten Fall ei­nen systematischen Überblick darüber, was auf dem Spiel steht, und wie begriffliche und logische Zusammenhänge gelagert sind, so dass transparente, begründete Urteile ermöglicht werden.

Wed, 05/31/2023 - 07:17 Permalink
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Peter Gasser Mon, 05/29/2023 - 01:24

Zitat: „Denn mMn ändert sich erst etwas wenn dem System die Legitimation entzogen wird...“:
Wer erkennt den Fehler?
.
(welches „System“ ersetzt dann das derzeitige System?
.
Vorbilder: Nordkorea? Orban? Putin?
Militärputsch einer Minderheit?)

Mon, 05/29/2023 - 01:24 Permalink
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Manfred Klotz Mon, 05/29/2023 - 07:01

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Sie wieder Ihre Impfgegner-Ideologie ins Spiel bringen würden. Offenbar haben Sie aber immer noch nicht verstanden, dass "Beteiligung" im demokratischen Sinne nicht nur nehmen, sondern auch geben heißt. Demokratie heißt auch Mehrheitsverhältnisse zu akzeptieren und zwar nicht nur dann, wenn sich gesellschaftliche Aspekte mit den eigenen Vorstellungen decken. Die Ablehnung eines Teil der Bevölkerung zu ihren gesellschaftlichen Pflichten - und seien es nur moralische - zu stehen und nur gesellschaftliche Vorteile einzufordern, das ist es was es aufzuarbeiten und zu hinterfragen gilt. Die Frage ist nämlich, ob der Humus für diese Einstellung nicht der fehlenden Schulbildung geschuldet ist.

Mon, 05/29/2023 - 07:01 Permalink
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Wilhelm B.L Mon, 05/29/2023 - 09:36

Vielen Dank fuer die von humanistischer Bildung zeugenden Beitraege. Es fehlt allerdings eine mit dem Begriff des STAATS dieners verbundene histo rische Analyse dieser pervertierten Staatsidee. Hier spielt der noch und wieder in Europa spuer bare oriententalische Einfluss eine Hauptrolle : Die aus ihrer importierten Familienstruktur abgelei tete Rolle des Staates als Vertreter einer patriarcha lischen Sippenstruktur. Ihre Dominanz spiegelt sich noch heute in dem fuer viele staatliche Gewalt massnahmen noch vor bildlichen Preussentum und dem hiervon ueber lagerten Staatskapitalismus wieder.

Mon, 05/29/2023 - 09:36 Permalink
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Peter Gasser Mon, 05/29/2023 - 09:55

Zitat: „Nur äußert sich diese momentan nicht durch Wahlen von Volksvertretern weil dieses System von den Betreffenden als nicht mehr zielführend angesehen wird“:
da bleibt dann nicht viel übrig, auf der anderen Seite sind König oder Tyrann.
Wenigstens bekennen Sie Farbe, auch es wenn dadurch dann nichts mehr ist mit felix und frei für die große Mehrheit.
.
Also nicht gewählte, sondern selbstbestimmte oder gottgewollte Autokraten.

Mon, 05/29/2023 - 09:55 Permalink
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Peter Duregger Mon, 05/29/2023 - 21:42

Liebe Gemeinschaft, ein Artikel sollte maximal 2 Seiten lang sein. Die Antworten darauf höchstens ein zehntel das erste Mal. Danach für die gleiche Person jeweils um den Faktor zehn weniger....

Mon, 05/29/2023 - 21:42 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Mon, 05/29/2023 - 22:07

Eine brauchbare Zusammenfassung zum Thema Demokratie. Jedes einzelne Kapitel müsste mindestens gleich lang genau durchleuchtet werden. Ein Dank an Hr. Gudauner für die Mühe und an Salto fürs Bringen. Über Demokratie kann nicht oft genug diskutiert werden.

Mon, 05/29/2023 - 22:07 Permalink
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Josef Fulterer Wed, 05/31/2023 - 07:03

In reply to by Dietmar Nußbaumer

Die nach Mittelaltericher-Art - R E G I E R E N D E N,
"g e w ä h l t" mit dem Geld der "e d l e n" Wahl-Kampf/Krampf-Spender,
+ "mit der Nicht-Beteiligung von zunehmend mehr Bürgern" die jeden Tag spüren, dass die "O B E N" nur sich selber + ihre ihre Wohl-Täter füttern ...,
die sich mit Ellbogen- + Bein-Rempeleien + fiesen ... in den Parteien nach vorne gedient haben,
"sind die S a r g - N ä g e l der D e m o k r a t i e ...

Wed, 05/31/2023 - 07:03 Permalink
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Josef Fulterer Mon, 06/05/2023 - 06:18

Das Wahlrecht ab 16 JAHREN + für jedes Kind ein STIMM - RECHT an die Eltern, denn "die Nachkommen müssen die bitteren LEBENS-bedrohenden Folgen der SCHWEREN - FEHL-Entscheidungen, von den gegenwärtigen Marionetten-gesteuerten-sich selbst versorgenden Politkern TRAGEN!"

Mon, 06/05/2023 - 06:18 Permalink