Das Energielabel wurde 1994 für eine Reihe von Haushaltsgeräten eingeführt und enthält eine Vergleichsskala von A (höchste Effizienz) bis G (geringste Effizienz). Zusätzlich können auf dem Label auch genaue Daten zu anderen wichtigen Nutzungsmerkmalen wie den Geräuschemissionen oder dem Wasserverbrauch aufgeführt sein. Den Herstellern ist es wichtig, dass ihre Produkte in möglichst hohe Effizienzklassen eingestuft werden. Deshalb haben sie starke Anreize, ihre Produkte ständig zu verbessern und so waren 2017 bereits 90 % der verkauften Geräte in den Klassen A+, A++ oder A+++, weil die Klasse A nicht mehr ausgereicht hat. Die Produkte werden nun wieder neu eingereiht, wobei die Klasse A anfänglich leer sein wird, um Raum für die Entwicklung energieeffizienterer Modelle zu lassen.
Was auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, entpuppt sich auf den zweiten als Schildbürgerstreich.
Ein Kühlschrank mit 160 Liter Inhalt und einem Energieverbrauch von 66 kWh (Kilowattstunde) pro Jahr ist eines der energieeffizientesten Geräte am Markt. Bisher in der Klasse A+++ landet dieses Gerät nun in der Klasse C. Wenn nun ein Verbraucher sein 20 Jahre altes Gerät wechseln muss, das damals bereits in Klasse A war, so wird er derzeit kein Gerät mehr finden, das seinen Ansprüchen genügt, auch wenn es effizienter ist.
Dabei wäre die Lösung für das Problem so einfach: die besten Produkte verbleiben immer in der Klasse A und die schlechtesten in der Klasse G. Die Klassen sind einem Energieverbrauch zugeordnet und dieser wird laufend der Entwicklung der Geräte angepasst, so dass immer wieder nur die besten in der Klasse A verbleiben. Das Energielabel selbst müsste nie mehr umgestellt werden, es ändern sich nur die Werte im Hintergrund und der Verbraucher könnte sich immer gleich orientieren.
Wie weit sich Schilda, sorry, die EU auch sonst noch von Land und Leute entfernt hat, erkennt man an der
Definition der Ziele.
Die Europäische Kommission schreibt dazu: "Schätzungen zufolge werden die EU-Rechtsvorschriften zu Energielabels und zum Ökodesign bis 2030 zu Energieeinsparungen von rund 230 Mio. t RÖE (Millionen Tonnen Rohöläquivalent) führen. Für die Energiekosten der Verbraucher/innen bedeutet dies durchschnittliche Einsparungen von bis zu 285 Euro pro Jahr. Darüber hinaus werden die europäischen Unternehmen durch Energieeffizienzmaßnahmen zusätzliche Einnahmen in Höhe von 66 Milliarden Euro haben."
230 Millionen Tonnen Rohöläquivalent klingt nach richtig viel, doch wie viele Bürger können damit etwas anfangen? Haushaltsgeräte verbrauchen Strom und der wird in kWh angegeben und auch so verrechnet. Man hätte sich die Mühe machen können, das umzurechnen. Bin gespannt, ob sich in der Community jemand dafür findet.
Auch die durchschnittliche Energiekosteneinsparung von 285 Euro pro Jahr klingt nach viel und entspricht einer Energieeinsparung von 1.500 bis 2.000 kWh. Ein hoch gestecktes Ziel, wenn man bedenkt, dass ein Haushalt heute durchschnittlich 3.000 kWh pro Jahr verbraucht.
Einzig bei der Höhe der Einnahmen für die Unternehmen wird man wohl richtig liegen und zwar deshalb, weil Geräte nicht mehr repariert werden, sondern immer gleich ausgetauscht. Ist es Ihnen, liebe Leser auch passiert, dass Sie einen Techniker für ein defektes Haushaltsgerät rufen mussten, dieser dann einen so horrenden Kostenvoranschlag für die Reparatur vorgelegt hat, dass Sie das gute alte Gerät dann doch zähneknirschend ausgetauscht haben?
Die energieeffizientesten Geräte sind dann meistens auch jene, die am meisten kosten. Dafür gibt es dann sicherlich Anreizsysteme, wie Steuerbegünstigungen oder dergleichen, möchte man meinen. Doch weit gefehlt. Einen “Bonus elettrodomestici” gibt es nur wenn man gleichzeitig eine Haussanierung durchführt. Logisch oder? Ist aber auch egal, weil eh nur Geräte ab der Klasse A gefördert werden und die findet man derzeit ja nicht mehr. Dass sich das Energielabel zwei Monate nach Verabschiedung des Haushaltsgesetzes 2021 ändern würde, konnte ja niemand wissen.
Genug gelästert, zum Schluss aber doch noch eine Bemerkung.
Im Grunde ist das Energielabel so gar nicht mehr zeitgemäß, denn nur den Energieverbrauch während des Gebrauchszyklus zu bewerten ist einfach zu wenig!
Was es bräuchte, wäre ein Ökolabel! Ein Label, das bei einem Produkt die Herstellung, den Gebrauchszyklus und die Entsorgung bewertet. Dadurch könnten lokale und nachhaltige Unternehmen, die nachhaltige und langlebige Produkte herstellen, belohnt werden.
Irgendwas stimmt nicht ganz.
Irgendwas stimmt nicht ganz.
230 Millionen Tonnen Rohöläquivalent entsprechen - rein rechnerisch - etwa 2,67 Millionen GWh. Nur rechnerisch, weil wegen Effizienzverluste bei der Stromerzeugung aus soviel Rohöl höchstens 1 Million GWh produziert werden könnte.
Der ital. Gesamtstromverbrauch 2017 war 333000 GWh (Quelle: Terna lt. Wikipedia). Somit wäre die versprochene Einsparung bis 2030 etwa 8x größer als der jährliche Elektrizitätsverbrauch Italiens. In einem Jahr, 80% des ital. Gesamtverbrauchs. Nur dank Labels. Schwer zu glauben.
Fazit: Bei der EU, und vor allem in technischen Bereichen, sollte man mehr Techniker und Wissenschaftler einstellen und weniger Politwissenschaftler und BWL-er. Neben Länderquote und Genderquote würde auch eine Kompetenzquote bestimmt nicht schaden.
In reply to Irgendwas stimmt nicht ganz. by Gianguido Piani
Die Agentur für Energie
Die Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus schreibt dazu: „Nach Angaben der Europäischen Kommission werden die neuen Umweltmaßnahmen, die durch die Ökodesign-Richtlinie und die Energiekennzeichnungsverordnung eingeführt wurden, europaweit mehr als 33 Milliarden Euro pro Jahr einsparen, durchschnittlich 150 Euro pro Haushalt. Die jährlichen Energieeinsparungen werden sich bis 2030 auf 167 TWh (Terawattstunden) belaufen, was fast der Hälfte des jährlichen Energieverbrauchs Italiens entspricht.“
https://www.klimahaus.it/de/neue-energielabel-fuer-haushaltsgeraete--9-…
In reply to Die Agentur für Energie by Günther Schwei…
Irgendwelchen Berechnungen zu
Irgendwelchen Berechnungen zu glauben, zumal es zu allen Themen verschiedenste gibt, fällt nach wie vor schwer. Fakt ist, dass die Produktion von Neugeräten und die Entsorgung der Altgeräte wohl mehr Energie verbraucht und Umweltschäden (+ Ressourcenverbrauch) verursacht, als mit irgendwelchen A+++ oder neuen A-Werten eingespart werden. Zu Fördern wäre also die "Reparatur". Inklusive Ersatzteile, handwerkliche Leistungen und verlängerte, verpflichtende Garantieleistungen.
In reply to Irgendwelchen Berechnungen zu by Klemens Riegler
Wenn es für den Hersteller
Wenn es sich für den Hersteller lohnt, dann werden herkömmliche Bausteine benutzt. Will der Hersteller keine Konkurrenz, auch bei Reparaturen, dann lässt sich immer die ungenormte Schraube erfinden.
Soweit ich weiß, werden bei Militärausrüstung Wartungs- und Reparatureinfachheit gefordert. Man sollte dem gleichen Prinzip auch bei anderen Geräten folgen. Hoffentlich, ohne Militärstaat oder Kriegslage.
In reply to Die Agentur für Energie by Günther Schwei…
An diese Energieeinsparungen
An diese Energieeinsparungen glaubt die Agentur wohl hoffentlich selbst nicht. Papier und Presseaussendungen sind aber geduldig ...
Der stumpfsinnige
Der stumpfsinnige Bürokratismus der EU (man lese gewählte Mandatare + Bürokraten) ist seit Jahren der unheilbare Krebs den wir Bürger erleiden müssen. Covid-19 werden wir irgendwann bezwingen, in der Krebsforschung hat man gewaltige Erfolge eingefahren. Den Bürokratiekrebs werden wir nur bezwingen, wenn wir uns wehren. Die EU ist und bleibt eine Geldvernichtungsmaschinerie. Ein Land schaut uns an und lacht sich krumm, die Schweiz. Wir sind nicht fähig pragmatisch zu denken und zu handeln.