“Das sind Menschen, die da kommen”
UPDATE
Wie Bürgermeister Paul Rösch gegen 18 Uhr am Sonntag Abend bekannt gab, werden die ersten Flüchtlinge erst am Montag, 29. Juni in Meran eintreffen:
Sinnbildhaft steht der Bahnhof für das Schicksal vieler Flüchtlinge. Ein Ort des Aufbruchs, des Neubeginns, der Reise ins Ungewisse, in eine bessere Zukunft. Ob sie diese in Meran finden werden, steht in den Sternen. Sicher ist jedoch, dass am heutigen Sonntag die ersten Flüchtlinge in die ehemaligen Arbeiterhäuschen nördlich des Meraner Bahnhofs einziehen. Vor einigen Tagen gab der neu bestellte Stadtrat unter Bürgermeister Paul Rösch grünes Licht für die Aufnahme von bis zu 60 Flüchtlingen. In einem Treffen mit Soziallandesrätin Martha Stocker Mitte der vergangenen Woche sicherte Rösch die Bereitstellung der ehemaligen Bauarbeiter-Unterkünfte zu. In einer Videobotschaft erklärt der Bürgermeister, wie es dazu gekommen ist:
Die meisten Flüchtlinge, die Südtirol per Quote zugewiesen werden, landen in Bozen. Dort werden sie eine Zeit lang in den Kasernen behalten, wo Untersuchungen und Ansuchen gemacht werden. Nach einer gewissen Zeit sollen sie aber weitergeschickt werden. Und das Traurige ist, dass sich viele Gemeinden quer stellen. Auch reiche Gemeinden, die überhaupt keine finanziellen Probleme haben. Ich bin vor einiger Zeit schon zum Landeshauptmann und habe ihm von dem leer stehenden Arbeiterareal am Bahnhof berichtet. Diesen Vorschlag hatte mir Herr Balzarini einmal unterbreitet. Die Landesregierung hat das sofort aufgenommen und wir bekommen jetzt Flüchtlinge. Wir haben Platz für 50, 60 Menschen. Aber am Sonntag kommen jetzt bereits 25.
Um die Menschen wird sich wie auch in Bozen der Verein Volontarius kümmern. Doch die Gemeinde will sich nicht aus der Verantwortung ziehen. “Wir werden als Gemeinde versuchen, Sprachkurse zu organisieren. Wir werden uns einfach auch etwas bemühen um die Flüchtlinge” versichert Rösch. Denn: “Das sind Menschen, die kommen. Oftmals werden sie nicht als solche gesehen.”
Am Montag um 9 Uhr will der Bürgermeister das gesamte Vorhaben auch der Presse präsentieren. “Darauf freue ich mich sehr”, so Rösch, “denn es ist ein Zeichen. Meran ist ja eine Stadt, die diese Tradition in sich hat. Wir waren immer dieser kosmopolitische Ort. Und dass wir diese Tradition fortführen, darauf freue ich mich.”
Zwanzig Kilometer von Meran entfernt ist man weniger erfreut über die neuen Mitbürger. In Prissian sollen in den kommenden Monaten 40 Flüchtlinge ankommen. Untergebracht werden sie im ehemaligen Salus-Center der kleinen Fraktion der Gemeinde Tisens. Platz gäbe es dort für etwa 80 Personen. Diese Anzahl an Flüchtlingen wollte man dem 800-Einwohner-Dörfchen aber nicht zumuten. Doch vor allem den Prissianer Tourismustreibenden bereitet die nahende Ankunft von Flüchtlingen Kopfzerbrechen. Sie machen sich Sorgen um ihr Geschäft. “Ich selbst verstehe natürlich, dass diese Leute eine Unterkunft brauchen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das auch unsere Gäste so sehen. Als Unternehmer muss man auch darauf schauen”, gesteht ein Prissianer Gastwirt im Gespräch mit der Neuen Südtiroler Tageszeitung. “Ein Tourist klickt sich im Zweifelsfall weiter, wenn in einer der Internet-Bewertungen erwähnt wird, dass daneben ein Asylanten-Heim steht”, gibt ein anderer Hotelbetreiber zu bedenken. Bürgermeister Christoph Matscher bittet um Verständnis: “Wir kennen bei uns ja praktisch keine Ausländer”, sagt der Erste Tisner Bürger.
Etwas gelassener sieht die Sache Matschers Amtskollege Andreas Colli. Als Bürgermeister von Kastelruth gehört seine Gemeinde zu jenen, die vom Land für die Unterbringung von Flüchtlingen ausgemacht wurde. Für Colli steht der humanitäre Auftrag angesichts der unzähligen Menschen auf der Flucht im Vordergrund. Vereinzelt seien Stimmen in Kastelruth laut geworden, berichten die Medien. Wieder sind es Hoteliers und Gastwirte, die sich um das Image des bekannten Tourismusortes sorgen. “Es gibt teilweise Vorurteile und Ängste”, bestätigt Colli in der Tageszeitung Dolomiten, “doch diese sind unbegründet.” Er rechnet vor: “Bei unseren 1,3 Millionen Nächtigungen im Jahr werden 15 Flüchtlinge keine große Rolle spielen.” So viele könnten laut Auskunft des Bürgermeisters nämlich in Kastelruth untergebracht werden. Das ausgewählte Gebäude, ein Wohnheim der Tertiarschwestern, steht seit Jahren bereits leer. Nach einigen Umbauarbeiten wäre das Haus im Dorfzentrum beziehbar. Doch bevor Flüchtlinge aufgenommen werden, besteht Bürgermeister Colli darauf, in einem Treffen die Bevölkerung genau und umfangreich zu informieren. Um eventuelle Skepsis, Vorurteile und Ängste auszuräumen.
Also ich find's schon recht
Also ich find's schon recht witzig, dass scheinbar ausgerechnet die Gastwirte - also jene Berufskategorie, die besonders gut können sollte mit Gastfreundschaft, Aufgeschlossenheit, Weltoffenheit - besondere Schwierigkeiten zu haben scheint mit diesen "neuen" Gästen. Da zeigt sich wohl sehr schön, wie weit's hier ist, mit der Gastfreundschaft und wo sie ganz schnell an ihre Grenzen gelangt :-( Es ist überdies ja eine Unterstellung der eher unschönen Art, wenn diese Gastwirte davon ausgehen, dass (ihre, und überhaupt die Südtiroler) Gäste der Migrationsthematik gegenüber genauso negativ eingestellt sind wie sie selbst. Erstens. Und zweitens: Für wie oberflächlich halten wir eigentlich unsere Südtiroler Gäste? Ist es wirklich denkbar, dass sich ein Urlauber in seinem Urlaubsverhalten/seiner Bewertung davon beeinflussen lässt, und zwar negativ, dass an seinem Urlaubsort nicht nur zahlungskräftige Gäste gern gesehen sind? Und falls ja: Sind das die Gäste, die wir wollen? Ich könnte mir sogar vorstellen, dass so manche Gäste es durchaus positiv werten werden, wenn sie sehen, dass hier "Gastfreundschaft" und "Herzlichkeit" durchaus auch dann gegeben sind, wie sie sich nicht im Umsatz niederschlagen... PS: Ein wunderbarer Satz, der des Herrn Rösch: "Wir waren immer dieser kosmopolitische Ort. Und dass wir diese Tradition fortführen, darauf freue ich mich.”
In reply to Also ich find's schon recht by Sylvia Rier
ich bin mir sicher, dass
ich bin mir sicher, dass manche Touristen weiter klicken, wenn Gastwirte solches Verhalten an den Tag legen. Da schaut es doch nördlich des Brenners ganz anders aus (z.B. http://www.tt.com/panorama/gesellschaft/9116117-91/jedes-hotel-soll-flü… oder http://www.vol.at/jugendliche-fluechtlinge-als-lehrlinge-in-vorarlbergs…)
In reply to Also ich find's schon recht by Sylvia Rier
Kastelruth nimmt 15
Kastelruth nimmt 15 Flüchtlinge auf. Wie viele von ihnen wirst Du in Deiner Pension aufnehmen, Silvia? Du könntest Deinen Kastelruther Hotelierkollegen mit Taten zeigen, wie Gastfreundschaft, Aufgeschlossenheit, Weltoffenheit auszusehen haben. Du könntest aktiv vorleben, dass Du in Deinem Haus nicht nur zahlungskräftige Gäste aufnimmst.
In reply to Kastelruth nimmt 15 by Robert Tam...
Hallo, Robert Tammerle :-)
Hallo, Robert Tammerle :-) bei dir gibt's wohl nur dieses eine "Argument"? 1. Ich habe keine "Pension". 2. In Kastelruth steht ein Gebäude zur Verfügung, in dem Platz für alle Flüchtlinge ist. Es ist ein schöner Platz, und ein guter Platz. /// Aber ich habe selbstverständlich unserem Bürgermeister schon lange vor deinem "Aufruf" angeboten, dass ich "in (Gedanken,) Worten und Werken" selbstverständlich sehr gern helfen werde, wenn und wo meine Hilfe gewünscht ist. ///Und wie schaut's bei dir aus?
In reply to Hallo, Robert Tammerle :-) by Sylvia Rier
Hallo Silvia Rier! Eigentlich
Hallo Silvia Rier! Eigentlich heiße ich Tamanini, :-). Bitte verzeih, wenn ich Deinen Gastbetrieb fälschlicherweise als "Pension" bezeichnet habe. Gerne lasse ich mich eines Besseren belehren (Hotel, Garni, Apartmenthotel,….?). Hast Du Deinem Bürgermeister also auch angeboten, Flüchtlinge bei Dir im Hause aufzunehmen? Denn erstens könnte Kastelruth mit Deiner Hilfe (z.B. ein Gästezimmer für Flüchtlinge) sogar mehr als 15 Personen aufnehmen. Zweitens würdest Du den Kastelruther Gastwirten – Deinen Kollegen - mit Taten vorleben, wie "Gastfreundschaft, Aufgeschlossenheit, Weltoffenheit" auszusehen haben.
Du urteilst recht hart über Deine Kollegen in Deinem Heimatort (Gedanken und Worte). Gerade deshalb solltest Du mit dem guten Beispiel vorangehen und Flüchtlinge in Deinem Betrieb aufnehmen (Werke). Das würde nicht nur die Kastelruther Gastwirte beeindrucken, man würde im ganzen Land von Dir reden (das meine ich ohne Ironie). Eventuell würdest Du auch andere Gastwirte zum Nachahmen inspirieren. Kann der Kastelruther Bürgermeister also mit Deiner Hilfe die Zahl der aufgenommenen Menschen von 15 auf, sagen wir mal: 20 aufstocken?
In reply to Hallo Silvia Rier! Eigentlich by Robert Tam...
1. Das ändert auch nichts am
1. Das ändert auch nichts am einzig-alleinigen "Argument" :-) . 2. Falsch. Ich urteile überhaupt nicht über "meine Kollegen in meinem Heimatort", von denen ich mit keiner Silbe gesprochen habe, ich weiß nämlich überhaupt nicht was sie zur Sache sagen oder wie sie dazu stehen (dazu sagt der Artikel ja auch nichts), sondern beziehe mich auf diese Textpassage (s. oben, hast du vllt. nicht gelesen): "Sie machen sich Sorgen um ihr Geschäft. (...) Ich selbst verstehe natürlich, dass diese Leute eine Unterkunft brauchen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das auch unsere Gäste so sehen. Als Unternehmer muss man auch darauf schauen”, gesteht ein Prissianer Gastwirt im Gespräch mit der Neuen Südtiroler Tageszeitung. “Ein Tourist klickt sich im Zweifelsfall weiter, wenn in einer der Internet-Bewertungen erwähnt wird, dass daneben ein Asylanten-Heim steht”, gibt ein anderer Hotelbetreiber zu bedenken."/// So, und jetzt wünsche ich einen schönen Sonntag (ich bin ja für sehr vieles offen, aber für Zeitdiebe habe ich weder Nerv noch Lust noch Zeit". Mach also hier gern allein weiter, oder halt jedenfalls ohne mich :-)
In reply to 1. Das ändert auch nichts am by Sylvia Rier
"Vereinzelt seien Stimmen in
"Vereinzelt seien Stimmen in Kastelruth laut geworden, berichten die Medien. Wieder sind es Hoteliers und Gastwirte, die sich um das Image des bekannten Tourismusortes sorgen."
Es sind also genau die Kastelruther Hoteliers und Gastwirte – Deine Kollegen, die sich um das Image Deiner Heimatgemeinde sorgen. Ich kann diese Sorgen – im Gegensatz zu Dir – durchaus verstehen.
Du hingegen urteilst recht hart: "Also ich find's schon recht witzig, dass scheinbar ausgerechnet die Gastwirte - also jene Berufskategorie, die besonders gut können sollte mit Gastfreundschaft, Aufgeschlossenheit, Weltoffenheit - besondere Schwierigkeiten zu haben scheint mit diesen "neuen" Gästen. Da zeigt sich wohl sehr schön, wie weit's hier ist, mit der Gastfreundschaft und wo sie ganz schnell an ihre Grenzen gelangt."
Dann geh‘ Du doch mit dem guten Beispiel voran, liebe Silvia. Oder hast Du etwa Angst, dass Deine zahlenden Gäste sich nicht so freuen würden, wenn Du Flüchtlinge in Deinem Gastbetrieb aufnehmen würdest? Das kann ja nicht sein, Du selbst hast doch gesschrieben: "Sind das die Gäste, die wir wollen? Ich könnte mir sogar vorstellen, dass so manche Gäste es durchaus positiv werten werden, wenn sie sehen, dass hier "Gastfreundschaft" und "Herzlichkeit" durchaus auch dann gegeben sind, wie sie sich nicht im Umsatz niederschlagen..."
Sag' ich ja, Oliver (aber
Sag' ich ja, Oliver (aber bitte: Wir leben nicht in einer "zynischen" Welt, allerdings beheimatet die, natürlich, auch zynische Menschen - du beschreibst sie ja sehr gut. Die Frage ist, ob wir ihnen - also diesen paar Bösartigen - erlauben sollen, unsere ureigenen, souveränen, regionalen, freien, demokratischen usw. usf. Entscheidungen so sehr zu beeinflussen, dass die Entscheidungen nicht mehr unsere sind.
Mir ist verständlich, dass
Mir ist verständlich, dass sich einige Leute Sorgen machen; Neues und Unbekanntes ist meistens mit Ängsten verbunden. Ich bin aber Zuversichtlich, dass die Prissianer/Tisner und Kastelruther das schon meistern werden. Die Prissianer haben ja eine bestimmte Übung darin: zuerst das Nobelhotel Tirolensis, das dann doch nicht die Erwartungen erfüllt hat und jetzt ein Residenzhotel ist. Dann die Pleite des Parkhotels, das dann das Land für die Herz-Reha angekauft hat. Aber auch das wollte ihnen anfangs nicht schmecken bis sie gewahrten, dass auch das bezahlenden Gäste sind. Dann wurde auch das Rehazentrum Salus integriert. Nach anfänglicher Skepsis, werden sie auch auch die Flüchtlinge - die neuen Gäste des Parkhotels - integrieren und sich über die Buntheit freuen. Der Ladenbetreiber wird sehen, dass auch die Neuen Zigaretten u. a. kaufen werden. Und die Urlaubsgäste kennen die internationale Buntheit einerseits von Zuhause und von Massen-Tourismus-Orten am Meer.
Die Gastwirte können sich auch ein Beispiel von den sizilianische Touristenorte Lampedusa und Pozzallo nehmen, wo die meisten Flüchtlinge ankommen, der Tourismus fast zum Erliegen gekommen ist, und sie trotzdem nicht über die Flüchtlinge klagen und weiterhin gastfreundlich bleiben.
Übrigens: man müsste bewusst dorthin auf Badeurlaub fahren; als Anerkennung!
In reply to Mir ist verständlich, dass by Sepp.Bacher
Schön gesagt, Sepp, danke!
Schön gesagt, Sepp, danke!