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Ötzi-Museum: Rechtsstreit mit Tosolini

Die Provinz will im ehemaligen Enel-Gebäude an der Bozner Talferwiese das neue Archäologiemuseum errichten. Doch der Grundeigentümer legt sich quer, Berufung im Februar vor dem Verfassungsgericht.
Villa Gasteiger
Foto: SALTO/Andy Odierno
  • Das Land hat das Enteignungsverfahren für das ehemalige Enel-Gebäude in Bozen eingeleitet, um dort das neue Ötzi-Museum zu errichten: Die im Jahr 2022 unter Denkmalschutz gestellte Villa Gasteiger zwischen Dante- und Marconistraße ist der ehemalige Sitz der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft Enel. Die Büros und das Lager des Museums sollen in der Villa untergebracht werden, das Museumsgebäude selbst wird hingegen neu errichtet. 

    Das Areal gehört der Tosolini-Gruppe, die für den Tausch mindestens 40 Millionen Euro oder mehrere Gebäude in Meran und Bozen verlangt hat. Da die Provinz diesen Forderungen nicht nachgekommen ist, befindet sie sich nun in einem Rechtsstreit mit der Unternehmergruppe. Das Verfassungsgericht hat für die Berufung von Tosolini eine Anhörung für den kommenden Februar angekündigt, wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet. 

    In der Zwischenzeit schreiten die Planungen für das neue Archäologiemuseum voran, auch wenn das Gerichtsverfahren für Verzögerungen sorgen könnte. Ende November hatte die Landesregierung auf Vorschlag des Landesrates für Hochbau und Vermögen, Christian Bianchi, die Entscheidung für den Enel-Standort gutgeheißen. Finanziert werden soll das Vorhaben über einen Immobilienfonds. 

  • Christian Bianchi: Der Landesrat der Lega will die Umsetzung trotz Gerichtsverfahren beschleunigen. Foto: LPA/Fabio Brucculeri

    Der Topf des Immobilienfonds wird zum Teil von externen Investoren und Kreditgebern gespeist, ein weiterer Teil der Gelder stammt aus dem Verkauf mehrerer Landesliegenschaften, wie der Villa Deluegg (Gemeinde Ritten), der aktuelle Sitz des Archäologie-Museums (Museumstraße in Bozen), das Plaza-Gebäude (Neubruchweg in Bozen) und ein Magazin in Bozen/Firmian. Innerhalb Jänner 2025 werden nun die im Enteignungsverfahren vorgesehenen Schätzverfahren eingeleitet. Insgesamt werden rund 98 Millionen Euro für das Projekt bereitgestellt. Bianchi schätzt, dass das neue Archäologiemuseum frühestens in sechs Jahren seine Türen öffnet. 

    Im Vorfeld hatte die Provinz im Jahr 2021 für den neuen Standort des Archäologiemuseums eine Studie in Auftrag gegeben. Laut dem Ergebnis von Sinloc und dem Architekturbüro Weber + Winterle hat das ehemalige Enel-Gebäude am besten abgeschnitten. Als alternative Standorte waren ebenso das Gefängnisareal, „Ex-Ina“, der Bozner Hausberg Virgl und der Standort „Sparkasse“ geprüft worden. 

    Vor allem das Projekt am Virgl hatte für Aufsehen gesorgt: Der österreichische Investor René Benko und sein ehemaliger Berater Heinz Peter Hager wollten dort für mehr als 170 Millionen Euro nicht nur das Ötzi-Museum, sondern auch ein Konzerthaus für das Haydn-Orchester bauen und ein Naherholungsgebiet für Bozen schaffen.