Culture | Malerei

Verspieltes Farbenpuzzle

Die Arbeiten von Daniela Atzwanger werden in mehreren Gruppenausstellungen gezeigt. Und demnächst in der Einzelausstellung "Farbenspiel".
Daniela Atzwanger
Foto: SALTO
  • Es sind heiße Tage in Südtirol. Auch für die Malerin Daniela Atzwanger. Denn sie hat viel zu tun, nachdem ihre Arbeiten an mehreren Orten gleichzeitig gezeigt werden. Vergangene Woche eröffnete die Ausstellung Portraits in der Bindergasse 4 in Bozen, wo sie neben weiteren Künstler*innen mit fünf zentral in den Raum gesetzten bunten "Köpfen" dabei ist. Am Wochenende war Daniela Atzwanger mit vier Arbeiten im Rahmen des von Kulturzampano Manfred Schweigkofler kuratierten Festivals Stilz zu sehen. Lange bevor dem kleinen Ort gute Gelder aus einem gigantischen Fördertopf zugeschanzt wurden und der en vogue Begriff Resilienz für ein alpines Kulturfestival bemüht werden konnte, hat in Stilfs bereits kein Geringer als der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard äußere Ruhe und inneren Frieden suchend erkannt, was diesen Ort ausmacht. Nichts! Doch mit dem Satz „In Stilfs den Hebel ansetzen, die Welt verändern“ aus seiner Erzählung Midland in Stilfs hat er dem Vinschgau in der Gegend rund um den Ortler ein Stück Weltliteratur geschenkt. Ein feiner "Vorfahre(r)" für des kleine resiliente Stilfs allemal.

  • "Stilzer" Weltveränderung: Auf Einladung der in Stilfs wohnhaften Künstlerin Clara Mayr beim Festival "Stilz" dabei gewesen. Foto: Privat

    Daniela Atzwanger hat ebenfalls berühmte Vorfahren, die sich wie sie ebenfalls künstlerisch betätigten und die Geschichte des Landes mitgeprägt haben. Der bekannteste ist Hugo Atzwanger, Maler, Zeichner, Fotograf und Volkskundler und Gründungs- und Ehrenmitglied des Südtiroler Künstlerbundes. Von dokumentarischem Wert sind die von ihm für die Kulturkommission der Nazis zwischen 1940 und 1943 gemachten 30.000 Fotos von Gebäuden, Menschen, Landschaften und Bräuchen im ganzen Land. Sein Bruder Peter Paul Atzwanger machte sich hingegen als Bildhauer und Lichtbildkünstler in Nordtirol einen Namen. Und dann war da noch Ferdinand Atzwanger, ein akademischer Bildhauer und Pfarrwirt in Olang, der seine Ausbildung in Gröden und an der Akademie für Bildende Künste in München absolvierte.

  • Stadtentwicklungen: Bunte Häuserlandschaft. Demnächst stellt Daniela Atzwanger im Rahmen der Ausstellung "Farbenspiel" aus. Foto: Privat

    Die Liebe der Atzwangers für die Kunst zieht sich bis in die Gegenwart. Mit ihren beiden Cousins Sylvia Atzwanger und Siegfried Mayr Atzwanger stellte Daniela vor kurzem im Rahmen der Ausstellung Farben und Formen Malerei trifft Skluptur in Bruneck aus – ihrer Geburtsstadt. Ein weiteres interessantes Verwandtschaftsverhältnis, welches für Daniela Atzwanger eine wichtige Rolle in ihrem „malerischen“ Leben einnimmt, war die erzieherische Haltung der angesehenen und bereits verstorbenen Kunstlehrerin Ilda Prousch Irsara in Bruneck gewesen, die Schwester von Gilbert Prousch, der mit knalligen Bildern und spektakulären Performances mit seinem Kollegen und Partner George Passmore als Gilbert & George weltbekannt wurde. Nun aber genug der Verwandtschaften.
     

    ...die eigene Phantasie und die eigenen Emotionen, auch über Irr- und Umwege, wachsen und entstehen zu lassen.

  • Fünf Portraits: In der Ausstellung "Portraits" ist Daniela Atzwanger mit fünf Arbeiten einer neunteiligen Serie zu sehen. Foto: SALTO
  • Daniela Atzwanger liebt es bunt. „Wo Farbe ist, ist die Möglichkeit einer Interaktion von Ich und Welt über das Auge gegeben. In diesem Zusammenhang ist es mir ein Anliegen mit meinen Arbeiten, das Auge von Menschen zu erfreuen und einen Beitrag zu leisten, um positive Stimmungen zu erzeugen“, erzählt sie. Die einfachen, bunten und wiederkehrenden Farbmuster ziehen sich wie ein (knallig-)roter Faden durch ihr Schaffenswerk. Sie sind „Indikator für einen inneren Gefühls- und Denkprozess“, sagt sie, „ein Kommunikationsmittel nach außen und Voraussetzung, um ein inneres Wohlbefinden und Lebensqualität herzustellen bzw. aufrecht zu erhalten.“
    Ab 5. August stellt Daniela Atzwanger – frei von Vorfahren, Verwandtschaft und Kunstlehre – in einer Einzelausstellung in Bozen aus, erneut in den Räumen der Galerie in der Bozner Bindergasse 4, welche von der Associazione degli artisti della provincia autonoma di Bolzano - Alto Adige geführt wird.

  • Spiel mit den Farben: Ein gemaltes Puzzlebild. Foto: Privat

    In ihrem künstlerischen Schaffen meidet die Künstlerin „eine konsequent gleichbleibende Stilrichtung“, versucht vielmehr „die Dinge nach Gefühlslage geschehen zu lassen, wie ein rauschender Fluss, welcher von der Quelle bis zur Mündung ständig sein Gesicht und seine Lebenswelt verändert.“ Daniela Atzwanger geht es nicht darum, einer bestimmten Vorstellung „hinterher zu jagen“, vielmehr wolle sie „die eigene Phantasie und die eigenen Emotionen, auch über Irr- und Umwege, wachsen und entstehen zu lassen.“ 
    Im Rahmen der Ausstellung Farbenspiel, die am kommenden Montag (18 Uhr) eröffnet, werden neben einer überschaubaren Anzahl ihrer Arbeiten auch verspielte Puzzle-Bilder zu sehen sein. Wer möchte, kann sich dann selbst ein (buntes) Bild machen.