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„Am seidenen Faden“

In einem offenen Brief macht der Sektionsausschuss Volleyball auf die „prekäre“ Situation des ASC Schlanders aufmerksam. Die Zukunft der Sektion sei ungewiss und trübe.

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Foto: ASC Schlanders Volleyball
  • Der Brief im Wortlaut:

    Liebe Spielerinnen, liebe Eltern, liebe Freunde des Schlanderser Volleyball. Mit großem Bedauern und tiefem Unverständnis gibt der Ausschuss der Sektion Volleyball bekannt, dass der Hauptausschuss des ASC Schlanders – Raiffeisen sich gegen die Fortführung des Pilotprojektes mit Virgilio Vallerini entschieden hat. Begründet wurde dies mit “das Projekt mit den Vereinszielen und -werten als nicht vereinbar zu erachten ist“. 


    Es ist dies in unseren Augen ein Eingriff in den Willen der Sektion und seiner Mitglieder, der wahrscheinlich beispiellos in der Geschichte des Schlanderser Sportvereins oder sogar südtirolweit ist. 

  • Virgilio Vallerini: Wie aus dem Brief hervorgeht, wolle der Hauptausschuss das Projekt mit ihm nicht weiterführen Foto: ASC Schlanders Volleyball
  • Der Hintergrund

    Die Volleyballsektion des Amateursportclub Schlanders sah ihre Geburt in den früher 1970er-Jahren, musste allerdings nach fünf Jahren wieder aufgeben. 1980 kam es zur Neugründung. Der Verein investiere seit jeher in Jugendarbeit, vor allem viele Mädchen würden sich für den Sport begeistern können. Der Hauptausschuss des ASC Schlanders habe nun gegen die Fortführung eines Pilotprojekts mit Virgilio Vallerini entschieden. Das Pilotprojekt umfasse das Trainieren von Spielerinnen und die Aus- und Fortbildung der Trainer, mit dem Ziel, in Zukunft eine Vielzahl eigener Trainer zu haben. Dank Herrn Vallerini hätten sogar zwei ehemalige Trainer ihre Befähigung zurückerhalten. Weitere Trainer hätten Interesse bekundet, in der Sektion mitzuarbeiten, um von ihm zu lernen. Durch die Nichtverlängerung des Vertrags blieben der Sektion momentan maximal zwei Trainer übrig, was viel zu wenig für ihre Sektion mit 100 Aktiven sei - sehr zum Bedauern des Sektionsausschusses Volleyball, der befürchte, dass der Volleyballsektion eine düstere Zukunft bevorstehe. Im offenen Brief geht der Sektionsausschuss auf die Hintergründe ein und tätigt einen „Hilferuf“.

  • Diese Entscheidung wurde gegen den ausdrücklichen Wunsch und Rat des Sektionsausschusses getroffen. Wir sind der Überzeugung, dass die genannte sehr schwammige Begründung weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar ist und vielmehr als Vorwand dient. Es ist dies in unseren Augen ein Eingriff in den Willen der Sektion und seiner Mitglieder, der wahrscheinlich beispiellos in der Geschichte des Schlanderser Sportvereins oder sogar südtirolweit ist. 

    Die Sektion Volleyball hat laut geltender Satzung des „Amateursportclub Schlanders Raiffeisen“ Art. 29 Punkt 4 die Aufgabe „qualifizierte Übungsleiter für die Sportmannschaften und Übungsgruppen“ zu organisieren, aber Verträge können nur vom Präsidenten unterschrieben werden. Somit sind uns in der Sektion die Hände gebunden. 

    Virgilio Vallerini kam im Sommer 2023 aus Padua nach Schlanders, um den Verein aus einer absoluten Notsituation zu retten. Innerhalb kürzester Zeit musste die Sektion das Tätigkeitsende von drei Trainerinnen aus Mutterschaftsgründen verkraften. Ohne den unermüdlichen Einsatz von Herrn Vallerini, der weit über seine vertraglichen Pflichten hinausging, wäre es nahezu unmöglich gewesen, die weit über 100 aktiven Spielerinnen durch die gesamte Saison zu betreuen. Gemeinsam mit seiner Co-Trainerin Sabine Schwalt betreute er die Mannschaften der U12/U13 VSS, der U16, der U18 und der 1. Division sowie teilweise auch die VSS Mix – und das nicht nur im Trainingsalltag, sondern auch im Spielbetrieb. Das sind weit mehr als die Hälfte aller aktiven Spielerinnen unserer Sektion! 

    Der sportliche Fortschritt der von ihm betreuten Teams war unübersehbar und wurde von vielen Trainern und Kennern der Südtiroler Volleyballszene anerkennend bemerkt. Durch die Entscheidung des Hauptausschusses des ASC Schlanders-Raiffeisen werden nun Planungen und Projekte, die im Laufe des Sportjahres 2023/24 initiiert wurden, zunichte gemacht. Der Sektionsausschuss sieht sich gezwungen, sich bei verschiedenen Institutionen und Vereinen zu entschuldigen, mit denen Kooperationen gestartet wurden oder in Planung waren bzw. kurz vor dem Start standen. 

    Wir entschuldigen uns beim OSZ Mals, Direktor Werner Oberthaler, dem Präsidenten des Schulrates Fabian Pircher, dem Verantwortlichen für die Sportschule Mals Markus Klotz, dem Verantwortlichen der Schulschwerpunkte „Sport“ Helmuth Tschenett und vor allem bei den Schülerinnen und Schülern des OSZ Mals, die im Schuljahr 2024/25 gerne in das Projekt „Volleyballklasse“ gestartet wären. Ein Projekt, bei dem Schülerinnen und Schüler ihre Leidenschaft für Volleyball auch in der Schule hätten weiterverfolgen und vertiefen können. Herr Vallerini hätte seine Trainer- und Beratertätigkeit dafür kostenlos zur Verfügung gestellt. 

    „Seine Leidenschaft für den Volleyballsport zeigte Herr Vallerini nicht nur im Umgang mit Athletinnen, sondern auch in der Trainerentwicklung als Ausbilder für die Trainerausbildung der FIPAV Südtirol.“

    Ebenfalls kostenlos zur Verfügung gestellt hat Herr Vallerini seine Zeit und Bereitschaft für die Nachmittagsbetreuung einer Gruppe von Jugendlichen (teilweise mit besonderen Bedürfnissen) unter Aufsicht der SOVI (Sozialgenossenschaft Vinschgau), die einmal wöchentlich Volleyball spielen konnten. Die SOVI-Nachmittagsbetreuung ist ein Projekt zur Unterstützung von Familien und zur Förderung von Kindern und Jugendlichen im Grund- und Mittelschulalter. Auch dieses Projekt ist nun so nicht mehr durchführbar. Wir entschuldigen uns auch beim Verein ASV Mals Sektion Volleyball, Präsident Helmut Thurner und der Sektionsleiterin Karin Thanei. Im kommenden Vereinsjahr hätten mehrere Mädchen in unsere Sektion wechseln sollen, um ihre Liebe zum Volleyballsport fortsetzen zu können und auf ein neues Level zu heben. Auch diese startende Kooperation steht nun unter keinem guten Stern. 

    Seine Leidenschaft für den Volleyballsport zeigte Herr Vallerini nicht nur im Umgang mit Athletinnen, sondern auch in der Trainerentwicklung als Ausbilder für die Trainerausbildung der FIPAV (Federazione Italiana Pallavolo) Südtirol. Auch dort war man dankbar für seine Expertise und seinen Einsatz, und es waren bereits mehrere Neuauflagen seiner Kurse geplant. Im Sinne des Volleyballs in Südtirol bleibt unser Appell und die Hoffnung, dass dieses Projekt fortgeführt werden kann. ​

    Der ASC Schlanders Volleyball blickt zwar auf eine lange Geschichte zurück, sieht jedoch gleichzeitig einer düsteren Zukunft entgegen.

    Ein besonderer Dank gilt auch dem langjährigen Partnerverein ASV Kastelbell-Tschars Raiffeisen unter der Führung von Präsident Gerhard Eberhöfer und der Sektion Volleyball mit der langjährigen Sektionsleiterin Jana Laimer und der neugewählten Sektionsleiterin Simone Mitterrutzner. Unser Partnerverein hatte das Projekt mit Herrn Vallerini unterstützt, da auch von ihrer Seite die Notwendigkeit und der Bedarf erkannt wurde. Ein weiterer Dank gilt allen Sponsoren, Gönnern und Freunden des Volleyballs in Schlanders aber auch im gesamten Vinschgau, welche die Bemühungen unserer Sektion großzügig unterstützt haben. Ohne ihre Hilfe wären Projekte wie dieses nie möglich gewesen. 

    Der ASC Schlanders Volleyball blickt zwar auf eine lange Geschichte zurück, sieht jedoch gleichzeitig einer düsteren Zukunft entgegen. Die getroffene Entscheidung des Hauptausschusses bedeutet für die Sektion Volleyball, dass die Zukunft des Volleyballsports in Schlanders wieder einmal am seidenen Faden hängt. Es ist kaum vorstellbar, dass die verbleibenden zwei bis drei Trainer (alle vollzeitberufstätig) in der Lage sein werden, dieses Pensum (drei Trainings à zwei Stunden pro Woche plus regulärer Spielbetrieb für acht Mannschaften) zu stemmen. Zudem ist der Weg in den Vinschgau für viele ausgebildete Trainer zu weit und durch die begrenzten Ressourcen wenig reizvoll. Dies war bereits in den letzten Jahren ein großes Problem für unseren kleinen Standort. 

    Dieser offene Brief soll nicht nur das Unverständnis gegenüber der getroffenen Entscheidung zum Ausdruck bringen, sondern auch ein verzweifelter Hilferuf sein. Über 100 Mädchen möchten weiterhin Volleyball spielen. In der aktuellen Situation ist dies bedingt durch den unüberlegten Beschluss des Hauptausschusses UNDENKBAR. 

    Für die Sektion Volleyball