Das Ende der Gasheizung in Sicht?
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In Italien gibt es noch 19 Millionen Gasheizungen, davon 7 Millionen älter als 15 Jahre. In Südtirol sind noch rund 80.000 fossil betriebene Heizungen in Betrieb. Um bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen, müssten jährlich über 5.300 dieser Heizungen ersetzt werden. Schon bis 2030 soll der Verbrauch von Öl und Gas fürs Heizen um 60% zurückgehen (Klimaplan, S. 50). Allein, zurzeit werden hierzulande jährlich 800-1000 alte oder defekte fossile Heizungen durch neue fossile Heizungen ersetzt, was bis Ende 2024 sogar steuerlich absetzbar war. Gleichzeitig wird viel zu wenig in Wärmepumpen investiert. Eine Bezuschussung des Heizungsaustauschs für alle einkommensschwächeren Wohnungseigentümer wie in Österreich gibt es weder in Italien noch in Südtirol. Italien hat auch noch keinen Plan für den stufenweisen Ausstieg aus den fossilen Heizungen. In Österreich müssen seit 2022 Ölheizungen bei Heizungstausch durch klimafreundliche Alternativen ersetzt werden, bis 2035 müssen alle Ölheizungen stillgelegt werden und bis 2040 soll die gesamte Wärmeversorgung dekarbonisiert sein.
Ab 2027 wird das Heizen teurer
Die Heizungswende wird aber in genau zwei Jahren in der gesamten EU noch dringlicher. Denn am 1.1.2027 tritt das ETS-II in Kraft, d.h. der EU-Emissionszertifikatehandel wird auf Gebäude, Transport, Klein- und Mittelbetriebe, Land- und Abfallwirtschaft ausgedehnt. Damit wird der Preis für Öl und Gas Jahr für Jahr deutlich steigen, muss er, wenn die Emissionen sinken sollen. Das Heizen mit Gas wird teurer, weshalb gerade in den nächsten Jahren möglichst viele fossile Heizungen ausgemustert werden sollten. Müsste Italien dies nicht viel stärker fördern? Müsste es nicht klare Termine setzen fürs Verbot des Einbaus neuer Gasheizungen, die dann für weitere 25-30 Jahre in Betrieb sind, also über 2050 hinaus?
Gasheizungsverbot verschoben
Italien hat nun zwar die Anreize für Gasheizungseinbau ab 2025 eingestellt, wie von der EU-Richtlinie zur Gebäudeeffizienz vorgesehen, die ein Bündel von Maßnahmen zur Verbesserung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden und zur Schaffung eines emissionsfreien Wohnungsbestands bis 2050 umfasst. Doch das Verbot des Einbaus von Gasheizkesseln in neuen und renovierten Gebäuden ist bis 2040 verschoben worden statt, wie ursprünglich geplant, bis 2035. Dies gilt auch bei uns, denn Südtirol hat diese Richtlinie mit einer Durchführungsverordnung übernommen. Das heißt, dass in neuen oder zu renovierenden Gebäuden noch weitere 15 Jahre fossile Heizsysteme, also vor allem herkömmliche Gaskessel, eingebaut werden dürfen. Damit wird die Abhängigkeit vom Gas weiter zementiert, aber auch die CO2-Minderungsziele werden eminent gefährdet. Wenn z.B. in Südtirol 2040 noch die Hälfte der heutigen Gaskessel (also 40.000) in Betrieb sind, kann man die Klimaneutralität abschreiben.
Widersprüchliche Förderung klimafreundlicher Heizsysteme
Neben der Fristsetzung für das Verbot herkömmlicher Heizkessel sieht die EU-Richtlinie zur Gebäudeeffizienz die Möglichkeit vor, dass einzelne Staaten das klimafreundliche Heizen auch mit Mischsysteme fördern dürfen wie z.B. mit Wasserstoff, mit einer Wasserstoff-Methan-Mischung oder einer Kombination zwischen Gasheizung und Wärmepumpe. Diese in Italien derzeit noch bevorzugte „Technologieoffenheit“ könnte aber den Ausstieg aus den traditionellen fossil betriebenen Heizungen verzögern. Sollte nämlich in den staatlichen Durchführungsbestimmungen festgelegt werden, dass das Wasserstoff-Methan-Gemisch eine ausreichende Voraussetzung für die Einhaltung der neuen EU-Vorschriften ist, würde dies dien Betrieb dezentraler Gasheizungen, speziell der in Italien weit verbreiteten kleinen Gasheizkessel in Einzelwohnungen, weiter verlängern. Doch der Einsatz von Wasserstoff in der bestehenden Gasleitungsinfrastruktur ist höchst umstritten.
Ab 2025 keine Anreize mehr für neue Gasheizkessel
Neben der Verschiebung des Installationsstopps ist zumindest die öffentliche Subventionierung des Kaufs von Gasheizkesseln mit 2025 eingestellt worden. Die Steuervergünstigungen von 50% und 65% für neue Gaskessel können ab heuer nicht mehr in Anspruch genommen werden können. Dies könnte rasch zur Verdoppelung der Anschaffungskosten führen und immer mehr Haushalte zum Austausch ihres alten Heizkessels durch ein steuerbegünstigtes und klimafreundliches Wärmepumpensystem bewegen. In Südtirol wird der Einbau einer Wärmepumpe zwar vom Land gefördert, sofern die Wohnung nicht in der Versorgungszone einer Fernwärmewerks liegt. Diese Förderung ist aber an die Installation einer PV-Anlage und an einen hohen Grad an Thermoisolierung geknüpft (derzeit Standard Klimahaus C oder R Standard) geknüpft.