Der Traum ist aus...
Der FC Südtirol musste zum Playoff-Rückspiel nach Bari, über 50.000 Heimfans sorgten für einen lautstarken und imposanten Empfang. FCS-Trainer Bisoli vertraute wieder auf seine Startelf und -formation vom Hinspiel: Im 3-5-2, das mit Anpfiff über 45. Minuten zum 5-3-2 wurde. Denn die gesamte erste Halbzeit über spielten nur die Gastgeber, Südtirol nistete sich in der eigenen Hälfte ein.
Bari formierte sich zu Beginn im 4-2-3-1 mit Cheddira als einziger Spitze, Esposito gab den „Zehner“. Die Gastgeber interpretierten diese Grundformation aber sehr eigenartig. Bellomo, nominell auf der rechten Außenbahn, verließ seine Position sehr häufig und rückte ins Zentrum. Der (nominelle) rechte Außenverteidiger Baris, Mehdi Dorval, war dann dafür zuständig, die Breite zu geben, d. h. er rückte sehr hoch und sehr breit bis weit in die Hälfte der Südtiroler.
Warum das Ganze?
Hätte Bari die 4-2-3-1-Grundformation wie üblich gespielt (etwa mit den zwei Außenbahnspielern, die entsprechend für die Breite sorgten), wären die Angreifer Baris im Strafraum ständig in Unterzahl gewesen. Da das Spiel Baris war auf Flanken ausgerichtet war, wäre solch eine Standard-4-2-3-1 wenig wirkungsvoll gewesen. So hingegen gab es in Momenten buchstäblich Gleichzahl im Südtiroler Strafraum.
Südtirol verlor früh Belardinelli verletzungsbedingt, für ihn kam Eklu (!). Bisoli sollte diesen Wechsel später wieder korrigieren, als er mit Beginn der 2. Halbzeit Eklu (inzwischen gelb vorbelastet) wieder vom Feld schickte. Doch der große Gamechanger sollte nicht etwa der Ausfall Belardinellis werden, sondern vielmehr die Rote Karte für Baris Ricci, der nach eigenem Eckball zuerst den Rückpass auf seinen Torwart verstolperte und anschließend den aufgerückten Curto als letzter Mann zu Fall brachte.
Zur Halbzeit schien also alles dem FCS in die Karte zu spielen – schien wohlgemerkt; denn Südtirol zeigte sich zu Beginn der zweiten Halbzeit überraschenderweise wenig verändert – personell gab es zwar Wechsel (wie angesprochen kam Siega für Eklu), auch in Bezug auf die Formation änderte sich einiges, indem beispielsweise nun öfter im 4-4-2 verteidigt wurde. Dennoch überließ Bisolis Team den Gastgebern den Ball und verkroch sich förmlich in der eigenen Hälfte.
Bari, ab der 2. Halbzeit in einer 3er-Abwehrkette, hatte weiterhin viel mehr vom Ball und kam immer wieder dann zu gefährlichen Aktionen, wenn Esposito angespielt wurde: Er bekam den Ball meistens im linken Halbraum und zog dann nach innen, um dann selbst den Abschluss oder seine Mitspieler im Zentrum mit einer Hereingabe zu suchen. Doch auch diese Phase schien der FCS unbeschadet überstehen zu können. Just in dem Moment, als die Drangphase Baris vorüber schien, trafen die Gastgeber zum 1:0 (zu allem Überfluss auch noch zu dem Zeitpunkt, als Südtirols Vinetot kurz außerhalb des Spielfelds behandetl werden musste). Das Stadio San Nicola bebte, Bari war zu diesem Zeitpunkt im Playoff-Finale. Südtirol versuchte das ein paar Minuten im 4-4-2 wieder zu ändern, kam damit aber sichtlich an seine Grenzen; denn zwischen Mittelfeld und Sturmduo (Larrivey kam für Mazzocchi) klaffte ein großes Loch, sodass auf die Flankenbälle nicht rechtzeitig nachgerückt werden konnte und schließlich auch für den zweiten Ball nicht genügend Spieler in Ballnähe waren.
Bisoli erkannte das Problem und schickte Siega weiter nach vorne, dieser schien allerdings in dieser Position mit diesem Aufgabenprofil überfordert. Carretta und Rover schließlich sollten durch ihre Einwechslung das Spiel über die Außen noch einmal beleben. Die Wechsel entfalteten auch ihre Wirkung, nur kamen sie zu spät. Am Ende nahm Bari geschickt die Zeit von der Uhr, Südtirol kam kurz vor Schluss noch einmal zu zwei guten Chancen, als sie alles riskierten – es sollte aber nicht mehr reichen. Nach mehr als 7 Minuten Nachspielzeit beendete der Schiedsrichter das Spiel und somit auch die Saison für den FC Südtirol.