Ein Lausbubenstreich?

Keinen extremistischen Hintergrund sehen die Ermittler hinter dem Übergriff auf das Flüchtlingsheim am Bürglkopf in Fieberbrunn, Tirol. Wie salto.bz berichtete, waren dort in der Nacht auf Mittwoch, den 29. Oktober, Feuerwerkskörper auf das Haus abgefeuert und laut Augenzeugen mit einem Gewehr in die Luft geschossen worden. Nun sind die Verdächtigen ausgemacht: Die vier jungen Männer – 17, 18, 19 und 21 Jahre alt – sind geständig und werden wegen gefährlicher Drohung auf freiem Fuß angezeigt. Auslöser für die Tat sei laut Ermittlern der Diebstahl eines Handys durch einen Asylwerber gewesen, der bereits einige Wochen zurück liegt. Auf diesen Vorfall hin habe sich der Bestohlene mit drei Begleitern in der Nacht zum vergangenen Mittowch aufgemacht und in 35 Metern Entfernung zum Flüchtlingsheim Feuerwerkskörper gezündet sowie ausländerfeindliche Parolen– "Ausländer raus!", "Wir bringen euch um, ihr Schweine!" – gerufen. Der Tiroler Polizei-Pressesprecher Manfred Dummer sieht keinen rechtsradikalen Hintergrund hinter dem Übergriff: "Für die Tat ist keine ausländerfeindliche Gruppierung zuständig."
"Verwerflich und feig"
Der Vorfall war von den Tiroler Landespolitikern scharf verurteilt worden. Soziallandesrätin Christine Bauer von den Grünen sprach von einem "feigen Angriff", Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zeigte sich entsetzt: "Es ist absolut verwerflich, Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen, die gerade Krieg und Verfolgung in ihrer Heimat entkommen sind". Im Flüchtlingsheim am Bürglkopf sind zur Zeit etwa 120 Personen untergebracht, die meisten von ihnen Männer aus Syrien und dem Irak, geflohen vor dem Terror des Islamischen Staates (IS). Auch die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner von der ÖVP meldete sich in Folge des Anschlags zu Wort: "In Fieberbrunn werden die Menschen professionell betreut. Es wird versucht, für Ruhe zu sorgen und mit den Flüchtlingen äußerst sensibel umzugehen."
Sensibilisierung auch in Südtirol
Aufklärung und Solidarität auch hierzulande wird indes von verschiedenen Seiten gefordert. "Es gibt nicht nur die Angst vor dem Fremden, sondern oftmals sogar Gleichgültigkeit oder Ablehnung, die von Furcht, Meidung bis zur Geringschätzung reicht", erinnert Bischof Ivo Muser an den Auftrag der Christen: "Es geht um Menschen auf der Flucht und es geht um unsere Einstellung diesen Frauen, Männern, Kindern gegenüber; es geht um unser Handeln, unseren Einsatz für diese Flüchtlinge."
"Um gewisse Menschen zu sensibilisieren und mal die Fakten hinter den Parolen zu recherchieren" geht es auch den Betreibern der Facebook-Seite "Gegen Menschenhass in Südtirol". Aussagen wie "Ausländer bekommen die meisten Sozialwohnungen", "Die Mehrheit der Ausländer ist straffällig" oder "Italien gibt unsere Steuern an Flüchtlinge statt sie für Einheimische zu benutzen" sollen mit Daten und Fakten widerlegt und dadurch die soziale Sprengkraft genommen werden. Auch die Berichterstattung der Südtiroler Medien über von Ausländern und Nicht-Ausländern verübten Straftaten sowie die Unterschiede darin werden beleuchtet. Ein Appell an die Medien kommt auch von Landeshauptmann Arno Kompatscher, der sie dazu anhält, ihren Beitrag zur Sensibilisierung der Gesellschaft für die Flüchtlingssituation zu leisten. “Wir dürfen die Augen davor nicht verschließen”, so der Landeshauptmann am Montag.
Laut Informationen von ORF Tirol ist der Asylwerber, der in einem Fieberbrunner Lokal das Handy gestohlen haben soll, einen Tag nach dem Zwischenfall um das Flüchtlingsheim – wie seit Längerem geplant – abgeschoben worden.
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