Economia | Bahhofsareal

"Diese Modell ist für uns vorstellbar"

Ist die Signa-Gruppe bereit, auch beim Bahnhofsareal mitzumischen? Ja, aber diesmal gemeinsam mit anderen Unternehmen, stellt Heinz Peter Hager in Aussicht.

Herr Hager, nach WaltherPark, Virgl und Gries ist die Signa nun auch bereit, beim Bahnhofsareal mitzumischen. Wollen Sie die ganze Stadt übernehmen?
Heinz Peter Hager: Nein, absolut nicht. Wir sind derzeit voll und ganz mit unseren konkreten Projekten in Bozen beschäftigt, das sind der WaltherPark und die alte Kellerei Gries. Natürlich beobachten wir die Entwicklungen in der Stadt und verfolgen die Diskussionen zu den verschiedenen Ideen und Projekten. Bereits in der Vergangenheit haben wir gesagt, dass wir uns auch das Bahnhofsareal ansehen werden. Und noch ist das alles ohnehin Zukunftsmusik. Immerhin ist der Baubeginn optimistisch für das Jahr 2020 geplant. Die Grundstücke würden dann frühestens 2026/27 zur Verfügung stehen, wenn alles gut geht. Das heißt, wir sprechen hier von einer Bebauung von Grundstücken, die ohnehin erst in zehn Jahren stattfinden würde.

Und die Signa wäre bereit, Kapital zu investieren?
Das derzeitige Modell sieht vor, dass die Entwicklung und Bebauung des Bahnhofsareals Privaten übergeben werden, die dann aufgrund der Verträge Verpflichtungen gegenüber der Stadt bzw. der öffentlichen Verwaltung und den Bürgern eingehen. Und dazu gehören in der ersten Phase eben die Verlegung der Bahngleise, die Errichtung von Bahninfrastrukturen und anderer struktureller Arbeiten wie Parkgaragen etc. Erst wenn das gemacht ist, können in einer zweiten Phase die Grundstücke bebaut werden, mit Wohnungen, Hotels, Schwimmbad und was auch immer dann kommt. Für die erste Phase ist ein Investitionsvolumen zwischen 200 und 300 Millionen Euro notwendig, das privat finanziert werden muss. Und ein solches Modell ist für uns vorstellbar.

Doch nun hat Vizebürgermeister Christoph Baur dieses Modell ernsthaft in Zweifel gezogen...

Es gibt natürlich auch das Gegenmodell, dass die ganzen Operationen in der ersten Phase von der öffentlichen Hand gemacht werden und die Grundstücke danach stückchenweise privatisiert werden. Wir müssen uns aber in der Diskussion darüber im Klaren sein sein, dass es keinen Mittelweg gibt. Wir können nicht ein bissl Bahngleise verlegen, und dann ein Grundstück bebauen, und dann wieder ein Bahngleis verlegen. Die zweite Phase wird nur möglich, indem die erste durchgezogen wird. Und hier gibt es sicherlich noch Klärungsbedarf. Vor allem hinsichtlich der Fragen, wie weit die öffentliche Hand bereit und auch in der Lage ist, ein paar hundert Millionen in die Hand zu nehmen, um die erste Phase durchzuziehen. Und, die zweite große Frage: Ist es überhaupt richtig, dass die öffentliche Hand dies macht.

Was antwortet Heinz Peter Hager darauf?

Für uns als Signa gehen beide Lösungen gut. Ich persönlich bin aber der Meinung, dass der erste Weg, also die Finanzierung durch Private unter Regie der öffentlichen Hand, die vernünftigere und effizientere Lösung darstellt. Und wir glauben, dass es sinnvoll sein könnte, das mit anderen privaten kompetenten und finanzkräftigen lokalen Unternehmern gemeinsam zu machen.

Gibt es diesbezüglich schon Kontakte mit anderen Unternehmen – in Südtirol wie im Ausland? Boris Podrecca hat diese Woche angedeutet, dass er bereits einige Interessenten in Österreich gäbe...
Nein, so weit sind wir noch nicht. Wir wurden verschiedentlich angesprochen, es gibt aber noch nichts Konkretes.

Doch kann sich die Signa vorstellen, mit lokalen Unternehmen gemeinsame Sache zu machen? Auch mit jenen lokalen Unternehmen, mit denen sie sich in den vergangenen Jahren einen recht erbitterten Kampf geliefert haben? 
Wir schließen grundsätzlich nichts aus, das Projekt ist schließlich groß genug.

Gibt es also nach den Diskussionen und Polemiken der vergangenen Jahre nicht zu viel verbrannte Erde?
Wir sind konstruktive Unternehmer und habe keine Animositäten. Und wir sollten uns auch vor Augen führen, dass es etwas anderes ist ein Einkaufszentrum, also den WaltherPark zu bauen, oder ein ganzes Stadtviertel mit über 30 Hektar zu entwickeln.

In der Diskussion um das Benko-Projekt wurde oft davon gesprochen, dass das Bahnhofsareal für Investoren nicht mehr attraktiv ist, wenn das dort geplante Einkaufszentrum nicht mehr gebaut werden kann, nachdem die Signa damit vorgeprescht ist. Haben Sie sich mit dem WaltherPark also selber das Wasser abgegraben?
Nein, das war immer nur ein Argument der Verhinderer. Und nebenbei gesagt: Wenn mir jemand erklären kann, wie der stationäre Einzelhandel in 15 Jahren funktionieren wird, würde ich ihn ohnehin für den Nobelpreis für Wirtschaft vorschlagen.

Das Bahnhofsareal ist Zukunftsmusik. Was gibt es bei Ihren aktuellen Projekten Neues? 

Was die Wohnungen in Gries anbelangt, ist alles genehmigt. Dort ist der Beginn der Bauarbeiten für Mai bzw. Juni geplant. Beim WaltherPark sind unsere Techniker voll aktiv und weiters warten wir auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes – und haben nach wie vor größtes Vertrauen in die Gerichtsbarkeit.