Putzen auf hohem Niveau
Eine neue Studie im Auftrag des Europäischen Sozialfonds und dem Landesamt für Arbeitsmarktbeobachtung beleuchtet erstmals die Situation von Zuwanderern und deren tatsächliche Arbeitssituationen. Migranten arbeiten oft in Jobs im Dienstleistungs- oder Baugewerbe auf einem Niveau das ihrer oft qualifizierten Ausbildung nicht entspricht. Hier wird sogenanntes Humankapital ungenutzt gelassen, sagt Hermann Atz vom Meinungsforschungsinstitut Apollis, der die Studie betreute:„Unser Schwerpunkt war hier zum ersten Mal die Frage, ob es wirklich so ist, dass Migranten mit guten Ausbildungen und Diplomen durch die Bank niedrige Arbeiten verrichten.“
Die Studie
Das umfassende Forschungsprojekt begann im Jahr 2011 mit einer Analyse der zugewanderten Arbeitskräfte und ihrer Stellung am heimischen Arbeitsmarkt. An der Befragung nahmen fast 700 Arbeitskräfte aus 15 Nicht-EU-Staaten teil, 50% Männern und 50% Frauen im erwerbsfähigen Alter von 18-65 Jahren. Es wurden bewusst nur solche Arbeitskräfte befragt, die in der Provinz ansässig sind, also keine Saisonarbeiter.
Brachliegende Kapazitäten
„Tatsächlich ist es so,“ bestätigt Atz, „dass der Großteil unserer Befragten für ihre jeweiligen Tätigkeiten stark überqualifizert sind.“ Die Wahrscheinlichkeit eine unqualifizierte Arbeit zu machen sinke zwar, je höher der Studientitel ist, bleibe aber insgesamt auf hohem Niveau, auch bei diplomierten Personen und hier vor allem bei Frauen. Daran ändert sich auch kaum etwas, wenn die Migrantinnen und Migranten schon länger in Südtirol ansässig sind. Hermann Atz: „Meist bleiben die Zuwanderer in ihren Erstjobs hängen, weil der Aufwand, eine auch nur minimal bessere Arbeitsstelle zu bekommen, zu hoch ist.“
In Österreich gäbe es beispielsweise eine zentrale Stelle für die Studientitelanerkennung von Zuwanderern. „Diesen Menschen muss man entgegenkommen“, sagt Atz, „Wirtschaft und Politik müssen sich hier zusammentun, um Bedingungen zu schaffen, dass diese brachliegenden Kapazitäten in unsere Gesellschaft integriert werden.“