Economia | Handelsstreit

EU-Handel: ein Faktencheck

Die wichtigsten Handelspartner der EU sind die USA und China. Das umfassende Zollpaket von US-Präsident Trump, das sich auf die Warenexporte in die Vereinigten Staaten bezieht, trifft die EU-Mitgliedsstaaten hart.
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Containerschiff
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  • Neben China und den USA gehört die EU zu den weltweit größten Handelsmächten. Der durch die  neuen US-Zölle ausgelöste Handelskrieg bringt für die EU-Wirtschaft erheblichen wirtschaftlichen Schaden, sollte es zu keinen erfolgreichen Verhandlungen kommen. Hohe Zölle wirken sich negativ auf den Welthandel aus. Laut der Welthandelsorganisation (WTO) werden die jüngsten Zollerhöhungen von US-Präsident Trump und die daraus resultierende handelspolitische Unsicherheit im Jahr 2025 zu einem Rückgang des weltweiten Warenhandelsvolumens führen und auch das Wirtschaftswachstum bremsen. Auch der IWF (Internationaler Währungsfonds), die OECD sowie andere Institutionen haben die Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum und das der einzelnen Länder und Wirtschaftsräume, wie der EU, für das Jahr 2025 nach unten korrigiert.

    Der folgende Text und entsprechende Grafiken geben einen Überblick über den Extra-EU-Handel und den Intra-EU-Handel (EU-Binnenhandel). Ein besonderes Augenmerk wird auf den EU-Handel mit den USA gerichtet.

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  • Wer sind die wichtigsten Handelspartner der EU?

    Mehr als 50% der EU-Exporte und der EU-Importe entfallen auf fünf Länder: USA, China, Großbritannien, Schweiz und Türkei.

    Die EU und die Vereinigten Staaten haben umfassende bilaterale Handels- und Investitionsbeziehungen und sind deshalb eng miteinander verflochtene Volkswirtschaften. 

    Im Jahr 2024 waren die USA mit einem Anteil von 20,6% der größte Handelspartner für EU-Warenexporte und mit 13,7%, nach China, der zweitgrößte Handelspartner für EU-Warenimporte. China, die Nummer eins bei den Importen brachte es auf einen Anteil von 21,3%. 

    Die von US-Präsident Trump angekündigten und zum Teil schon in Kraft getretenen Zölle auf Exporte in die USA betreffen auch die EU und werden, sollte es zu keinen erfolgreichen Verhandlungen kommen, erheblichen wirtschaftlichen Schaden in den EU-Volkswirtschaften anrichten.

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  • Die obige Grafik zeigt die Entwicklung des EU-Warenhandels seit 2000 mit den sieben wichtigsten Handelspartnern. Seit 2015 waren die USA der wichtigste Handelspartner der EU, gemessen am prozentuellen Anteil der Summe von Warenexporten und Warenimporten am gesamten EU-Warenhandel. Nur in den beiden Covid-Jahren 2020 und 2021 übertraf China die USA. Diese Grafik zeigt auch, wie stark China in den vergangenen zwei Jahrzehnten seinen Handel in die EU ausgebaut hat. Auffallend ist der Rückgang von Russlands Handel mit der EU, der im Jahr 2024 auf unter 2% schrumpfte. Grund dafür sind die als Folge des Ukraine Krieges von der EU verhängten Sanktionen gegen Russland. Der Rückgang der Energieimporte aus Russland in die EU fällt dabei besonders ins Gewicht.

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  • Entwicklung des Handels zwischen der EU und den USA

    Der Warenhandel (Exporte und Importe) zwischen der EU und den USA betrug im Jahre 2024 865 Milliarden € und hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Das Waren-Handelsdefizit (Exporte minus Importe) der USA gegenüber der EU betrug im Jahr 2024 198,2 Milliarden Euro. Für US-Präsident Trump ist das große Handelsdefizit mit der EU nicht akzeptabel, deshalb belegte er unter anderem die Waren aus der EU mit hohen Zöllen. 

    Bei genauerer Analyse sind die Handelsbeziehungen zwischen der Europäischen Union und den USA allerdings nicht so einseitig, wie US-Präsident Donald Trump sie darstellt. Nach Angaben der EU macht das Handelsdefizit der USA gegenüber der EU nur etwa 50 Milliarden Euro aus, wenn man neben dem Warenhandel auch den Dienstleistungshandel 1/ berücksichtigt. Die EU exportiert zwar deutlich mehr Güter in die USA als sie importiert, bei den Dienstleistungen sieht es aber genau umgekehrt aus: hier hat die EU ein Handelsdefizit, da die USA deutlich mehr Dienstleistungen in die EU verkaufen als die EU dies in die USA tut. Zu den Dienstleistungen zählen unter anderem Reiseverkehrs-Dienstleistungen, Finanz -  und Versicherungs - Dienstleistungen, Telekommunikations-, EDV- und Informationsdienstleistungen etc.

    Wie die Medien berichten, hat EU-Handelskommissar Sefčovič den USA als Deal im Handelsstreit angeboten die Importe aus den USA um 50 Milliarden Euro zu erhöhen.  So sollen mehr Flüssiggas (LNG) und bestimmte Agrarprodukte wie Sojabohnen aus den USA in die EU importiert werden. Dies würde zu einem Ausgleich der  Handelsbilanz (Warenhandel und Dienstleistungshandel) zwischen der EU und den USA beitragen. Wann und ob es im Handelstreit mit den USA zu einem für die EU zufriedenstelleden Deal mit Präsident Trump kommt, bleibt abzuwarten.

     

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  • Welche Waren werden zwischen der EU und den USA gehandelt?

    Die EU exportiert vor allem Fahrzeuge und Komponenten sowie  Bestandteile für die Luft- und Raumfahrt, Medizinprodukte und pharmazeutische Erzeugnisse, sowie andere Industriegüter in die Vereinigten Staaten. Für EU-Länder mit  einer starken Autoindustrie, wie z.B. Deutschland, Frankreich, Spanien, Polen oder Italien, fallen die hohen Zölle besonders stark ins Gewicht. Auch Lebensmittel und Getränke (z.B. Wein aus Italien und Frankreich) werden in die USA exportiert.

    Importe aus den USA in die EU setzen sich zu einem großen Teil aus Maschinen und Maschinenbestandteilen, Erdöl, Erdölprodukten,  vor allem LNG (Flüssiggas) zusammen. Auch pharmazeutische Erzeugnisse  und Medizinprodukte werden aus den USA importiert.

    Vergleicht man die Importe aus den USA im Jahr 2024 mit dem Jahr 2014, so fällt auf, dass vor allem die Energie-Importe aus den USA stark zunahmen, wobei LNG den größten Teil ausmacht. Nach Angaben von Eurostat hat die EU im vergangenen Jahr LNG (Flüssiggas) im Wert von 18,8 Milliarden Euro in den USA eingekauft. Das waren 45,3 Prozent der gesamten Extra-EU-LNG-Importe von 41,4 Milliarden Euro. 2024 stammten noch immer 19 Prozent der EU-Gasimporte (Pipeline Gas und LNG) aus Russland, zeigen Zahlen der EU-Komission.

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  • Wie groß ist der Anteil des EU-Binnenhandels am gesamten Handel der EU?

    Der europäische Binnenmarkt (Intra-EU-handel) mit 27 Staaten und fast 450 Millionen Einwohnern ist der größte gemeinsame Markt der Welt.  Der europäische Binnenmarkt wurde am 1. Januar 1993 ins Leben gerufen und gewährleistet den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital in der EU.

    Im Jahr 2024 betrug der Binnenhandel für die gesamte EU etwas mehr als 60%, während der Handel außerhalb der EU etwas weniger als 40% ausmachte. Betrachtet man die einzelnen EU-Länder, so ist das Verhältnis zwischen Intra- und Extra-EU Handel sehr unterschiedlich. Allerdings war der Binnenhandel in den meisten EU-Ländern größer als der Extra-EU-Handel. Mit etwa 60% Extra-EU Handel und nur 40% Binnenhandel war Irland der Spitzenreiter beim Extra-EU-Handel.

  • Ausblick

    Präsident Trumps Zollpolitik wird, je nach Verhandlungsresultat entsprechend negative Auswirkungen auf den Handel und auf die Wirtschaft der EU und der ganzen Welt haben. Nach Meinung führender Ökonomen gibt es bei einem Handelskrieg nur Verlierer. Als Folge von Trumps erratischer Politik, die viel Unsicherheit gebracht hat und auch zu einem erheblichen Vertrauensschwund gegenüber den USA geführt hat, ist davon auszugehen, dass die EU, sowie auch andere Länder ihre Handelsbeziehungen mehr diversifizieren werden. Es wird daher zu einer Veränderung der weltweiten Handelsströme kommen. So versucht Kanada den Handel mit der EU und den asiatischen Ländern zu intensivieren. Ein Abschluss des EU-Mercosur-Abkommen zwischen der Europäischen Union und einigen lateinamerikanischen Ländern (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay) könnte auch bald umgesetzt werden. China möchte seine Zusammenarbeit mit den Nachbarländern aber auch mit der EU intensivieren, insbesondere im Hinblick auf die Aufrechterhaltung eines multilateralen Handelssystems und die Förderung von Stabilität im globalen Handel. Bleibt abzuwarten, wie sich der Handelsstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt entwickelt und welche “Deals“ Präsident Trump mit den diversen Ländern und der EU abschließt. Eines scheint gewiss zu sein, die Weltwirtschaft steht vor schwierigen Zeiten.

  • Fußnoten:

    a/ Neben der Warenhandelsbilanz ist die Dienstleistungsbilanz auch eine Teilkomponente der Zahlungsbilanz. Die wichtigsten Positionen der Dienstleistungsbilanz sind Reiseverkehrsdienstleistungen,  Finanz-Dienstleistungen wie  Bankdienstleistungen, Finanzberatung und Investmentbanking,  Versicherungsdiensleistungen, technische Dienstleistungen wie IT-Diensleistungen wie  Computer Software und Informations-Technologien (z.B. Dienstleistungen des Internetkonzerns META, der  Facebook, Instagram, Whatsapp und Messenger inkludiert) etc.  Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum (z.B. Patente, Lizenzen) zählen zu den Dienstleistungen. Auch wissenschaftliche Dienstleistungen, Telekommunikations-, EDV- und Informationsdienstleistungen sind in der Dienstleistungsbilanz inkludiert.

     

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