Politica | Klimaschutz Italien

Trentino-Südtirol nur im Mittelfeld

Wie kommen die Regionen Italiens beim Klimaschutz voran? Alljährlich bringt Italy for Climate den Stand der Dinge bei Energieverbrauch, Energiequellen und CO2-Emissionen.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
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Foto: Pixabay

Alljährlich bringt Italy for Climate den Regionenvergleich bei Energieverbrauch, Erneuerbaren Energien und CO2-Emissionen, die gemäß Territorialansatz gemessen werden. Es zählen also die Emissionen aus fossilen Energieträgern und andren Treibhausgasquellen, die auf dem jeweiligen Regionsterritorium verursacht, verbrannt und erfasst werden.

Italien weist insgesamt Emissionen von „nur“ 4,9 t CO2 pro Kopf aus, wobei 9 Regionen unter dem nationalen Durchschnitt liegen, 11 Regionen darüber. Überraschend positiv Kampanien (2,1 t CO2/Einwohner) und Latium (3 t CO2/Einwohner). Dabei steht in Latium noch eines der größten Kohlekraftwerke Italiens, die größten Ruß- und CO2-Schleudern überhaupt. Die Kohleverstromung ist auch der Grund, warum Sardinien mit 9 t CO2/pro Kopf den höchsten Emissionswert pro Kopf aufweist. Relativ bescheiden hingegen der CO2-Ausstoß der industriellen Kernregion Lombardei. Dort verzeichnete man 2020 den gleich hohen THG-Emissionswert pro Kopf wie jenen der Region Trentino-Südtirol, nämlich 5,1 t CO2/Kopf. Laut Klimaplan liegt Südtirol für sich genommen bei nur 4,4 CO2 t.

Nicht nur der Energieverbrauch wirkt sich auf den regionalen CO2-Ausstoß aus, sondern auch der Anteil der erneuerbaren Energie auf den Gesamtverbrauch der jeweiligen Region. Der Energieverbrauch liegt in Südtirol zwar höher als der nationale Durchschnitt, aber 67% davon wird mit erneuerbarer Energie gedeckt (90% davon aus Wasserkraft). In Süditalien wird weniger Energie benötigt, aber zum Großteil aus fossilen Brennstoffen. Was allerdings aus dem Ranking nicht hervorgeht, sind die Effekte des Verbundsystems. Ein hoher Anteil des in Südtirol verbrauchten Stroms wird nämlich an Restitalien bezogen. Der entsprechende Energiemix beträgt bei ALPERIA 35:65, stammt also nur zu 35% aus erneuerbaren Quellen. Dieser Umstand müsste aus der Statistik herausgerechnet werden.

Drei Schlüsselparameter werden im Report „La corsa delle regioni verso la neutralità climatica 2022” betrachtet: die CO2-Emissionen, der Energieverbrauch, der Anteil der Erneuerbaren Energie am Gesamtverbrauch. Ausgehend vom Stand 2020 sind die Verbesserungen 2018-2020 erfasst worden. In 18 von 20 Regionen sind Emissionen und Energieverbrauch 2020 gesunken. Doch das war ein Ausnahmejahr. Bei Betrachten des Rankings lassen sich drei Gruppen von Regionen beobachten:

1. Die Spitzenreiter mit Kampanien, Kalabrien und Latium haben relativ geringe pro-Kopf-Emissionen und pro-Kopf-Energieverbrauch.

2. 10 Regionen des „Mittelfelds“ positionieren sich gut bei den erneuerbaren Energie, aber mehr Schatten als Licht gibt es bei der Entwicklung des Energieverbrauchs und damit auch der CO2-Emissionen. Dazu gehört auch Trentino-Südtirol (leider keine getrennte Betrachtung verfügbar).

3. Die anderen 7 Regionen schneiden bei allen drei Parametern unterdurchschnittlich ab.

Bei den erneuerbaren Energie bietet sich ein sehr differenziertes Bild: während Ligurien nur 8% seines Bedarfs mit erneuerbaren Energie deckt, liegt die Quote im Aostatal bei 105%, in Südtirol bei 67%. In 11 Regionen ist diese Quote 2018-2020 gestiegen, doch besorgniserregend ist, dass sie in neun Regionen gesunken ist. Trentino-Südtirol, das Aostatal, die Basilikata, Kalabrien und Molise sind die 5 Musterknaben mit über 40% Erneuerbare Energie am Gesamtenergieverbrauch. Doch hinkt Südtirol bei der Photovoltaik deutlich hinterher. Dafür haben wir den höchsten Motorisierungsgrad im ganzen Stiefel: 1.079 PKW pro 1000 Einwohner, das bedeutet mehr al sein Auto pro Bewohner.

Trotz des leichten Rückgangs der CO2-Emissionen 2020-21 während der Pandemie müssen sich alle Regionen Italiens beim Klimaschutz stärker ins Zeug legen, so der Report „La corsa delle regioni verso la neutralità climatica 2022”. Andernfalls werden die Einsparungsziele für 2030, zu welchen sich Italien verpflichtet hat, nicht erreicht. Bis heute steht aber nicht fest, wieviel jede Region zum Reduktionspfad insgesamt beizutragen hat, d.h. es gibt keine verbindliche Vorgabe z.B. für Südtirol, wie viel CO2 es in welcher Zeit einzusparen hat.