Frenas Frust
Wie wird Südtirols Sanitätsbetrieb endlich zu einem einheitlichen Betrieb mit einem einzigen Entscheidungszentrum? Die Beantwortung dieser Frage hat Gesundheitslandesrätin Martha Stocker von Beginn an zu einem der Grundpfeiler ihrer Sanitätsreform gemacht. In den vergangenen Wochen musste sie dafür einmal mehr innerhalb ihrer eigenen Partei Kämpfe ausfechten. Das Ergebnis wird der SVP-Parteileitung am Montag Nachmittag präsentiert: vier leicht modifizierte Optionen für die Verwaltungsreform von Südtirols größtem Betrieb.
Allen gemeinsam ist eine Entmachtung der bisherigen Bezirksdirektionen, die bisher autonom geführte Aufgaben an die Zentrale abgeben sollen und künftig vor allem umsetzen sollen, was in der Generaldirektion vorgegeben wird. Wahrscheinlich scheint derzeit auch eine Reduzierung der bisher vier auf drei Gesundheitsbezirke - einen Bezirk West mit Schlanders und Meran, einen Bezirk Süd mit Bozen und den Bezirk Nord-Ost (Sterzing, Brixen, Bruneck und Innichen). Eine der großen Neuheiten sind auch die in einzelnen Optionen vorgesehenen zusätzlichen Führungsfiguren. So könnte der Bereich Gesundheitsvorsorge, aber auch die Leitung der Spitäler sowie die örtliche Gesundheitsversorgung jeweils einer Führungskraft unterstellt werden.
Enttäuschte Italiener
Bevor die Gesundheitslandesrätin heute Nachmittag ihrer Partei Details zu den Vorschlägen präsentiert, muss sie allerdings den Koalitionspartner beruhigen. Bereits am Sonntag hat PD-Sanitätsverantwortlicher Antonio Frena verschnupft darauf reagiert, Stockers Vorschläge zur Verwaltungsreform am Samstag in der Tageszeitung Dolomiten serviert zu bekommen statt bei einem Treffen der Koalitionspartner in den kommenden Tagen darüber informiert zu werden. Immerhin geht es auch darum, eine gemeinsame Position zu finden, bevor man an die Öffentlichkeit geht, unterstrich der Chirurg im Bozner Krankenhaus gegenüber italienischen Medien. „Notizie eccezionali“ kann der Sanitätssprecher des PD aber laut den nun durchgesickerten Vorschlägen nicht erkennen. Von einigen Punkten wird seine Partei auf keinen Fall abrücken, kündigt Frena an: Der zentralen Rolle des Krankenhauses Bozen, der Finanzierbarkeit des Systems sowie der Qualität der Dienstleistungen.
Noch weit kritischer die erste Stellungnahme der Ärztegewerkschaft Anaao. Wo gibt es hier eine Vereinfachung des Südtiroler Gesundheitssystems, fragt sich ein „sehr enttäuschter“ Vizepräsident Paolo Bernardi, der dazu anregt, sich bei der Reform am Trentino zu orientieren. Präsident Claudio Volanti stößt auch die offenbar geplante Ausgliederung des Sarntals auf, das mit der Zuteilung zum Bezirks Nord-Ost von Bozen getrennt werden soll. Er wittert dahinter ein ethnisches Motiv: „La realtà è che si è voluto creare ‚minicomprensorio etnico’ per gli italiani.“