„Es geht nicht um links oder rechts“

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SALTO: Herr Buratti, Sie sind der einzige Kandidat auf der Liste der Bozner SVP, der sich der italienischen Sprachgruppe zugehörig erklärt hat. Hat das einen Einfluss auf Ihren Wahlkampf?
Simone Buratti: Ich denke nicht, dass meine Sprachgruppenzugehörigkeit meinen Wahlkampf beeinflusst. Ich bin italienisch aufgewachsen, habe aber stets deutsche Schulen besucht. Meiner Meinung nach sollten alle in dieser Stadt zweisprachig sein. Wir sind nicht Deutsche oder Italiener, wir sind alle Bozner. Genau das möchte ich fördern.
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Zur Person
Simone Buratti ist 35 Jahre alt und ab Mai Vater von vier Kindern. Beruflich führt er das Schuhwarengeschäft „Buratti“ in dritter Generation und ist im Bau- und Immobiliensektor tätig. Bei den anstehenden Gemeinderatswahlen will er erstmals den Sprung in die Gemeindestube der Stadt Bozen schaffen.
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Wie kam es zu Ihrer Entscheidung, für den Gemeinderat der Landeshauptstadt zu kandidieren?
Die Entscheidung war sehr spontan. Ich kenne Stephan Konder sehr gut von meinen Zeiten als Bezirkspräsident des hds. Im Hinblick auf die Wahlen kam er auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich nicht auf der Liste der SVP antreten möchte. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich in meinem Leben weder Parteimitglied noch anderweitig politisch tätig. Trotzdem habe ich Stephans Angebot kurzerhand angenommen.
Also kam nie eine Kandidatur mit einer anderen Partei oder Liste infrage?
Ich war schon immer in Politik interessiert. Auch wenn ich selbst, wie gesagt, noch nie dahingehend tätig war, habe ich die Politik in unserem Land immer verfolgt. Die SVP ist die wichtigste Partei für unser Territorium und setzt sich auch national immer für unsere Provinz ein. Unseren heutigen Wohlstand verdanken wir der Volkspartei. Für mich als Mensch war deshalb immer die SVP meine Partei. Dass ich kandidiere, war trotzdem nicht geplant.
„Ein Südtirol ohne Touristen könnte ich mir nicht vorstellen.“
In den kommenden Jahren gibt es viel zu tun in Bozen. Ganz oben auf der Liste der Herausforderungen, mit denen die Stadt zu kämpfen hat, steht das leistbare Wohnen …
Klar ist, dass man das Bauen zulassen und nicht einschränken muss. Bis dato hatten wir ein großes Problem mit Airbnb, da sich damit mehr verdienen ließ. Deshalb müssen hier Systeme zur Regulation gefunden werden. Airbnb komplett zu verbieten, ist sicherlich nicht der richtige Ansatz, aber es muss sehr wohl eingeschränkt werden. Hier hat die Gemeinde bereits richtig gehandelt. Weiters müssen die Hausherren, die Wohnungen an Einheimische vermieten, steuerlich oder anderweitig begünstigt werden. Die „cedolare secca“ ist die beste Lösung: Durch langfristige Vermietung spart der Wohnungsbesitzer Steuern. Diese steuerlichen Systeme in Verbindung mit konventioniertem Bauen sind die besten Maßnahmen, und der einheimischen Bevölkerung leistbares Wohnen zu ermöglichen. Dabei führt aber nichts am Fakt vorbei, dass neue Wohnungen geschaffen werden müssen.
Bozen hat ein Platzproblem. Wo können neue Wohnungen gebaut werden?
Bauen ist eine Sache, umwandeln und Leerstand bekämpfen eine andere. Aufgrund des Platzproblems der Stadt sollte deshalb mehr auf die beiden letzteren Möglichkeiten gesetzt werden.
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Neben dem Thema Wohnen beschäftigt derzeit der (Über-)Tourismus viele Teile Südtirols. Wie bewerten Sie diesen in Bozen?
Wie bei allem braucht es sicherlich Spielregeln. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass der Tourismus maßgeblich am Wohlstand unserer Provinz beteiligt war und ist. Selbstverständlich braucht es Regeln und Grenzen, dabei muss aber darauf geachtet werden, dass wir nicht von einem Extrem ins andere rutschen und den Fremdenverkehr zu stark einschränken. Ein Südtirol ohne Touristen könnte ich mir nicht vorstellen.
Bozen hat oft mit dem Tagestourismus zu kämpfen. Dieser ist unweigerlich mit Verkehr verbunden. Ein weiteres großes Thema in Bozen.
Bozen muss an der städtischen Mobilität arbeiten, keine Frage. Eine solche Überarbeitung geht aber nicht von heute auf morgen. Es ist unmöglich, dass ein Politiker das Ruder mal eben so herumreißt und die Mobilität der Stadt in kürzester Zeit perfektioniert. Trotzdem können wir gute Vorschläge und eventuelle Projekte ausarbeiten. Und da gibt es auf längere Sicht viele. Das Problem am Tagestourismus ist nicht der Tourist selbst. Das Problem ist, dass Bozens Mobilität nicht optimal strukturiert ist. Hier gilt es, Lösungen wie bessere Parkmöglichkeiten und Busverbindungen in der Innenstadt zu finden, damit die Besucher ihr Auto außerhalb der Stadt lassen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ins Zentrum fahren.
„Der Waltherpark ist allgemein gesehen kein Hindernis für den lokalen Handel.“
An welche Projekte denken Sie?
Nehmen wir das Beispiel des Ötzi-Museums her. Das Museum befindet sich nicht am falschen Ort, das Problem ist alles rundherum. Hier müssen Lösungen wie der Touristenparkplatz am Bozner Boden gefunden werden. Beispielsweise gab es einmal ein Projekt, das unter den Talferwiesen eine Unterführung mit Parkplätzen vorsah. Wir müssen anfangen, an solche Lösungen zu denken. Mit der baldigen Eröffnung des Waltherparks werden wir zudem eine weitere große Veränderung in der Mobilität sehen. Letztlich darf man natürlich nicht vergessen, dass große Mobilitätsprojekte nicht allein von der Stadt beschlossen werden können: Das Land hat auch ein Wort mitzureden.
Sie sind im Schuhhandel tätig. Im September eröffnet in Bozen der Waltherpark. Ist das eine Gefahr für den traditionellen Handel im Stadtzentrum?
Meine ehrenamtliche Karriere hat bei der Erlebnishaus GmbH begonnen. Wir waren damals die Gesellschaft, die mit Heinz Peter Hager und René Benko um das Projekt konkurriert hat. Wichtig war mir dabei immer, dass das Areal um den alten Busbahnhof aufgewertet wird. Mir wäre zwar lieber gewesen, dass das durch lokale Geschäfte und Unternehmen passiert, weil dann das Geld hierbleibt. Trotzdem bin ich froh, dass die Zone aufgewertet wird und so ein Mehrwert für Bozen entsteht. Auch, wenn es sich dabei um den Waltherpark handelt. Selbstverständlich wird der ein oder andere Betrieb unter dem neuen Kaufhaus leiden. Bei einem so großen Projekt lässt sich das aber nicht vermeiden. Der Waltherpark ist allgemein gesehen aber kein Hindernis für den lokalen Handel, sondern vielmehr eine positive Aufwertung der Stadt.
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Auf Landesebene regiert die SVP mit den italienischen Rechtsparteien. Ist das auch die Zukunft Bozens?
Die SVP hat sich nie auf rechts oder links festgelegt, sondern war immer Themen orientiert. Durch diese Vorgehensweise findet man dann seine Koalitionspartner. Es kommt immer darauf an, wer dieselben Schwerpunkte vertritt und somit eine gute Zusammenarbeit garantiert. Somit werden wir auch in Bozen mit jenen Parteien zusammenarbeiten, die denselben Themenfokus wie wir haben. Ich bin der Ansicht, dass die Diskussion um rechts oder links irgendwann überholt ist. Als Unternehmer teile ich viele Ansichten mit den Rechtsparteien, was Mitarbeiter und soziale Fragen betrifft, bin ich vielfach einer Meinung mit den linken Parteien. Deshalb geht es für mich nicht um links oder rechts, sondern um die Inhalte. Neben den bereits angesprochenen Themen wie Wohnen oder Mobilität steht dabei auch die Sicherheit auf unserer Agenda. Viele trauen sich in Bozen nachts nicht mehr auf die Straße. Hier müssen wir als Politik mit schnellen Maßnahmen einschreiten.
Zum Thema Sicherheit: Sie sprechen von schnellen Maßnahmen. Welche wären das?
Ich würde sagen, dass es hier drei Maßnahmen gibt, die ohne allzu großen Aufwand umgesetzt werden können. Zum einen sind das Überwachungskameras, ich denke, das erklärt sich von selbst. Zum anderen muss die Präsenz sowie die Personalanzahl der Ordnungskräfte erhöht werden. Es ist klar, dass man sich sicherer fühlt, wenn die Polizei mehr patrouilliert. Und zu guter Letzt ist Licht wichtig. Dunkelheit wirkt automatisch gefährlicher und man fühlt sich unwohl. Die Promenade ist eher dunkel und wirkt deshalb möglicherweise etwas bedrohlicher, obwohl dort selten etwas passiert. Mit viel Beleuchtung kann man dem Unbehagen der Bevölkerung in den Nachtstunden entgegenwirken.
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