Politica | Mobilität

SAD bleibt auf Schiene

Bis 2024 wird die SAD ihren Bahnbetrieb weiterführen. Die Landesregierung hat grünes Licht für die Direktbeauftragung gegeben.
Zug
Foto: LPA

Konkurrenz belebt das Geschäft. Davon ist Arno Kompatscher überzeugt. Von Monopolstellungen im Mobilitätssektor hält der Landeshauptmann nicht viel. Mit ein Grund, warum die Landesregierung ein erstes PPP-Projekt, mit dem sich die SAD die Konzessionen für die Überlandlinien, die ab November 2018 neu vergeben werden, sichern wollte, ablehnte.
Der Gedanke der belebenden Konkurrenz steckt auch hinter der Entscheidung, nach der Elektrifizierung der Vinschger Bahn auch Trenitalia die Strecke von Meran nach Mals befahren zu lassen – trotz Protesten von SAD-Geschäftsführer Ingemar Gatterer, dem Bestrebungen nachgesagt werden, seine Vormachtstellung im Südtiroler Personennahverkehr sichern bzw. ausbauen zu wollen. Doch beim Land scheint man sich von den Drohgebärden des big player im Mobilitätssektor nicht abschrecken zu lassen. Und versucht, die SAD einzubremsen.

Zwei sind keiner zu viel

Sie auszubremsen kommt aber nicht infrage. Schließlich versieht das Traditionsunternehmen, das sich seit 2016 mehrheitlich in den Händen des Pusterer Unternehmers befindet, einen unverzichtbaren und guten Dienst. Nicht zuletzt deshalb hat die Landesregierung bereits im Juli des Vorjahres beschlossen, die SAD auch in Zukunft auf den Schienen des Landes haben zu wollen. Für die lokalen Bahndienste sehen die EU-Richtlinien keine verpflichtende Ausschreibung vor. Anders als die Busdienste können sie direkt mit Dienstleistungsauftrag vergeben werden. Und da es sowohl mit Trenitalia als auch mit SAD in Sachen Bahn “eine sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit gibt”, wie Mobilitätslandesrat Florian Mussner bestätigt, will man diese beibehalten.
Allerdings unter strengen Vorgaben, denn: Qualität ist alles, wie Kompatscher und Mussner nicht müde werden zu betonen. Damit keine Missverständnisse entstehen und auch klar ist, was man beim Land unter Qualität versteht, wurden strengen Kriterien im Hinblick auf Pünktlichkeit, Sauberkeit und Freundlichkeit im Schienendienst ausgearbeitet. Diese sind bereits in den neuen Dienstleistungsvertrag, den Kompatscher im Dezember 2015 mit Trenitalia unterzeichnete, eingeflossen. Bis 2024 läuft die Vereinbarung mit dem italienischen Eisenbahnunternehmen, das derzeit 3,36 Millionen Bahnkilometer jährlich in Südtirol abwickelt. 2,52 Millionen Kilometer versieht die SAD im Jahr.

Anreize für Steigerung

Am Dienstag (8. August) hat die Landesregierung nun grünes Licht für den neuen Dienstvertrag mit der SAD gegeben. “Inhaltlich ist er mit dem, den wir mit Trenitalia abgeschlossen haben, identisch”, erklärt Landeshauptmann Kompatscher. Effizienz und Kundenzufriedenheit haben oberste Priorität, eine Qualitätscharta und regelmäßige Fahrgast-Umfragen sollen diese garantieren. Als zusätzlicher Anreiz für die beiden Bahnbetreiber sind Prämien vorgesehen, die ausgezahlt werden, wenn die vorgegebenen Qualitätskriterien übertroffen beziehungsweise eine Steigerung der Fahrgastzahlen und der Tarifeinnahmen erzielt werden. Umgekehrt gibt es Strafen wenn die Standards nicht erreicht oder Mängel festgestellt werden. Rund 246 Millionen Euro bekommt die SAD für die Abwicklung der Bahndienste von September 2017 bis Ende 2024. Die Kosten für den Dienstvertrag mit Trenitalia, der von 2016 bis Ende 2024 läuft, betragen hingegen knapp 349 Millionen Euro. Allerdings bekommt die SAD ein “geringfügig höheres” Kilometergeld als Trenitalia – die 11 Euro pro gefahrenem Kilometer erhält –, berichtet der Landeshauptmann, “da die SAD weniger attraktive Strecken befährt, daher weniger Passagiere transportiert und eine geringere Produktivität erzielt”.
Die Entscheidung, die Bahndienste aufzuteilen, hat Arno Kompatscher gemeinsam mit seinen Landesräten “bewusst” gefällt, betont er mehrmals: “Zwei konkurrierende Eisenbahnunternehmen zu beauftragen hat sich bewährt. Der dauernde Wettbewerb hat zu einer deutlichen Qualitätssteigerung im lokalen Bahnverkehr beigetragen.” “Wenn sich Betreiber in einem gesunden Konkurrenzkampf tagtäglich messen müssen, wird die Qualität für die Fahrgäste nur steigen”, meint auch Landesrat Mussner.