Società | Tourismus

„Bitte nicht zu uns”

Angesichts der zunehmenden negativen Auswirkungen des Massentourismus trifft man immer öfter auf einen spürbaren Unmut bei der lokalen Bevölkerung.
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zahlreiche Touristen stehen in Schlange
Foto: piaxabay
  • Man sucht im Urlaub Erholung, einen schönen Strand, ein sauberes Meer oder saubere Berge und vor allem gastfreundliche Menschen. Auch die Unterhaltung, Wellness und die verschiedenen Freizeitaktivitäten dürfen nicht zu kurz kommen. Alles in allem sollte der Urlaub ein Erlebnis werden, von dem man zu Hause noch lange erzählen kann. Dabei trifft man jedoch immer öfter auf einen spürbar wachsenden Unmut der lokalen Bevölkerung. So geschehen in Palma de Mallorca und anderen Hochburgen des Tourismus, weswegen sich viele lokale Verwaltungen gezwungen sehen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. „Numerus Clausus“, Zugangstarife, Ortstaxen und Online-Vormerkungen, um die Besucherströme zu lenken, sind nur einige davon. Südtirol ist keine Ausnahme. So diskutiert man in Südtirol seit Jahren darüber, wie man den Zugang von Autos und Motorrädern auf den Dolomitenpässen regeln kann. Diese sind nämlich immer mehr ein touristischer Hotspot und weniger ein Naturerbe.

  • Foto: Seehauserfoto

    Die Einwohner in einigen Gegenden fühlen sich gestört und vermissen Orte, an denen sie unter sich sein können. Dazu kommen unvermeidlich Verkehr, Lärm, Schmutz und ökologische Schäden. Diese Nebenerscheinungen konnte man bisher ausblenden, weil der Tourismus aus wirtschaftlicher Sicht von großem Nutzen war und auch in benachteiligten Gebieten Arbeitsplätze geschaffen wurden. Durch die Entwicklung des Massentourismus kommt auch die Gewerkschaft ins Spannungsfeld zwischen Beschäftigung und Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung.

     

  •  Die Touristen kommen längst von überall her.

     

    Ferienwohnungen stehen vielerorts vermehrt in der Kritik, da sie den Wohnraum für Einheimische unbezahlbar machen. Besonders in den Tourismushochburgen entwickeln immer mehr Menschen ein starkes Missbehagen, obwohl eine große Zahl von Touristen dort seit Jahren die Norm und der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist. Sobald die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung sichtbar zu leiden beginnt, muss man die Reißleine ziehen. Verstopfte Straßen, der Verbrauch von natürlichen Ressourcen wie Wasser und Bodenflächen, überbordende Besucherzahlen, nicht zuletzt hohe Wohn- und Lebenshaltungskosten stehen in der Kritik. Die Ursachen dieser Entwicklung sind vielfältig. Heute ist der Tourismus eine Wachstumsbranche auf globaler Ebene. Nicht nur die Europäer reisen, sondern auch Menschen, die bisher kaum dazu in der Lage waren. Die Touristen kommen längst von überall her.

    Auch die Gäste selbst stehen unter Druck, da sie manchmal auf einen Teil des touristischen Erlebnisses verzichten müssen. Lange Menschenschlangen vor Museen, Vormerklisten für den Zugang zu Sehenswürdigkeiten, überfüllte Strände und Menschenmassen auf den Bergen, manchmal sogar gepaart mit einer offenen Ablehnung seitens der einheimischen Bevölkerung, beeinträchtigen das Urlaubserlebnis erheblich.

  • Sind drastische Maßnahmen die Lösung?

    Foto: Seehauserfoto

    Dabei richtet sich die Kritik der Bevölkerung meist gegen das Modell des Massentourismus und weniger gegen den Einzelnen. Niemand will die Wichtigkeit des Fremdenverkehrs für Südtirol infrage stellen. Es braucht aber mehr Qualität und ein begrenztes Angebot, um das notwendige Gleichgewicht zwischen Wirtschaft und lokaler Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Die lokalen Behörden versuchen zwar zum Teil, die Besucherströme zumindest in der Hochsaison zu begrenzen, der Erfolg all dieser Maßnahmen ist allerdings bisher eher bescheiden. Dies gilt auch für die Kurzmieten und den Immobilienerwerb durch Ausländer, den man seit Jahren einschränken will. Bisher ist allerdings wenig geschehen, nicht zuletzt, weil wir in einer freien Marktwirtschaft leben, was die Durchsetzung bestimmter Regeln erschwert. Auch stehen die Behörden unter dem Druck der Verbände und wirken manchmal ratlos. Man denke nur an die Diskussion rund um den Bettenstopp.

    Ein möglicher Ausweg könnte darin bestehen, die Gästeströme auf die Nebensaison umzuleiten, oder auf weniger belastete Gegenden, mit dem Ziel, die Überlastung in den Tourismushochburgen und in der Hochsaison zu verringern und auch weniger überlasteten Gegenden touristische Einnahmen zu garantieren. Ob das auch funktioniert, ist ungewiss, denn bestimmte Ziele werden auch weiterhin stark besucht, da es unmöglich ist, einen Ersatz anzubieten. Anreize zu schaffen, damit die Menschen auf die Nebensaison ausweichen, wäre sicherlich möglich und besonders für Senioren geeignet. Drastische Maßnahmen, um die Menschen im Land zu beschwichtigen, sind nicht wünschenswert.

  • Heute hat man den Punkt erreicht, an dem die Nachteile für die Bevölkerung zu überwiegen beginnen.

     

    Nicht zuletzt ist die Frage, ob man weiterhin die Erschließung oder die Erweiterung neuer Strukturen vorantreiben soll, mehr als berechtigt. Bereits heute kann man die erforderlichen Arbeitsstellen kaum angemessen besetzen. Früher war die Schaffung neuer Arbeitsplätze in vielen Gemeinden sicherlich positiv und auch die restliche Wirtschaft wie der Handel, die Bauwirtschaft und die Landwirtschaft haben davon profitiert. Heute hat man den Punkt erreicht, an dem die Nachteile für die Bevölkerung zu überwiegen beginnen. Wenn viele Südtiroler bereits heute bestimmte Orte während der Hochsaison meiden, stimmt dies bedenklich. Daher sollte die Politik das leichte Stottern dieses wichtigen Wirtschaftsmotors nicht auf die leichte Schulter nehmen.

     

    Alfred Ebner

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K V Mer, 07/10/2024 - 21:52

In risposta a di Matthias Wallnöfer

"Die Vermarktungsagentur des Landes IDM sieht derzeit keine Spannungen zwischen Urlaubern und Einheimischen wie auf Mallorca"...die Richtung stimme, so der Vertreter der IDM.
https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2024/07/idm-kein-mallorc…
Bezahlen wir eigentlich diese Agentur, damit sie die Situation im Lande schön redet? Werbung nach außen und nach innen sozusagen.

Mer, 07/10/2024 - 21:52 Collegamento permanente