Economia | Energiewende
Erfahrungsbericht eines Balkonkraftwerks
Foto: Pixabay / Franz26
Balkonkraftwerke haben sich vor allem in Deutschland zu einem Verkaufsschlager entwickelt. Hierzulande würden laut Verbraucherschutzverein Robin „nicht angebrachte Bestimmungen“ die Nutzung einschränken. Auf den ersten Blick ist die Sache recht einfach: Solarmodul anbringen, das vorkonfektionierte Kabel in den Wechselrichter stecken und das Anschlusskabel in eine Steckdose stöpseln. Scheint die Sonne, fließt Strom – für den Eigenverbrauch. Was eine Stecker-Solaranlage in der Praxis bringt, soll dieser Erfahrungsbericht aus dem Südtiroler Unterland mit detaillierten Daten zeigen.
Die Kleinsolaranlage wurde im September 2022 in Margreid in Betrieb genommen. Der Preis für das Starterset belief sich auf 300 Euro (bei ENEL X online gekauft und zu Hause abgeliefert, Kosten 599 Euro minus 50 Prozent Steuervergünstigung in Form eines Skontos auf der Rechnung). Die Lieferung umfasste eine Steckersolaranlage 320 Wp (Watt Peak = maximale Leistung) mit Anschlussset, 5 Meter Anschlusskabel mit Schukostecker, 300-Watt-Mikrowechselrichter mit Strommesser, ein Schienensystem für die Montage und Versand. Mit Anschluss durch einen Elektriker oder die Montage durch einen Fachmann steigen die Investitionen natürlich. Beides ist bei Balkonkraftwerken aber keine Pflicht und wurde am Beispiel auch nicht vollzogen.
Stecker-Solargeräte lassen sich in Südtirol auf Balkonen, Terrassen, Hauswänden oder am Dach montieren, je nachdem wo man wohnt. Auch eine Aufstellung ohne feste Installation ist denkbar. Den erzeugten Strom kann man direkt im Haushalt nutzen und so die eigene Stromrechnung senken. Von größeren Photovoltaikanlagen unterscheiden sich die Geräte in mehrfacher Hinsicht: Sie sind deutlich kleiner und so konzipiert, dass auch Laien sie installieren können.
Ausrichtung
Wie viel Strom ein Solarmodul erzeugt, hängt von Himmelsrichtung und Aufstellwinkel ab und davon, ob es freien Blick auf die Sonne hat. Die Aufstellung des Testmoduls auf dem Dach in südlicher Richtung und in einem Winkel von rund 40 Grad sei nicht schlecht. Der hier erzielte Ertrag ist also nicht das absolute Maximum, sondern ein realistischer, solider Durchschnitt, der sich mit einem Modul bei halbwegs günstiger Platzierung erzielen lässt.
Der Ertrag
Im ersten Jahr in Betrieb erzeugte die Minisolaranlage mit einer Fläche von knapp über 1,5 Quadratmetern laut dem mitgelieferten Stromzähler 325 kWh. Das an einem eher hinterschattigem Ort wie Margreid an der Weinstraße, welcher vom Fennberg am Nachmittag ziemlich früh in den Schatten genommen wird. Andere Aufstellorte mit besserer Sonneneinstrahlung könnten auch besser abschneiden. Rund 50 Prozent der Produktion wurden in den Sommermonaten Juni-August erzielt. Zu einem durchschnittlichen Strompreis im geschützten Markt von 0,2380 im heurigen Sommer (50 %) und von 0,5354 Euro/kWh in den anderen Trimestern (50 %) (die 5 betroffenen Trimester sind 3. Trim. 2022 0,4151, 4. Trim. 2022 0,6601, 1. Trim. 2023 0,5311, 2. Trim. 2023 0,2375 und 3. Trim. 2023 0,2385) hat die Produktion von 325 kWh einen Wert von 125,69 Euro erreicht. Wer ausrechnen will, wie groß die eigene Ersparnis ist, legt den eigenen Strompreis zugrunde.
Auf die rund 125 Euro Einsparung pro Jahr kommen Sie allerdings nur, wenn Sie den erzeugten Strom auch immer selbst verbrauchen – und zwar genau dann, wenn er entsteht. Zwar ziehen Kühlschrank und andere Verbraucher ständig oder immer wieder Strom, aber das sind bei weitem nicht die anfallenden 300 Watt, wenn die Sonne richtig prall auf das Modul draufscheint. Sind keine weiteren Verbraucher in Aktion, wird der Überschuss ins Netz eingespeist, ohne Entschädigung und Dank. Beim Beispiel wurde aufgrund von Messungen und gezieltem Verbrauch ein Eigenverbrauch durch ständige Verbraucher sowie durch Elektroheizung, Klimagerät, Elektrokocher, Staubsauger, Mähroboter, Kaffeemaschine, Ventilator, Aufladung von Geräten usw. von 60 Prozent erzielt. Ob dies auch für Ihren Haushalt realistisch ist, können Sie mit einem einfachen Strommessgerät berechnen, ein solches verleiht der Verbraucherschutzverein Robin auch kostenlos.
Amortisierung
In dem Beispiel hinsichtlich des Eigenverbrauchs von 75 Euro amortisiere sich die Anlage nach 4 Jahren und liefere eine jährlich Ersparnis von rund 75 Euro. Je höher der Strompreis, desto höher die Ersparnis. Allerdings gilt auch: Je höher der Anschaffungspreis für das Balkonkraftwerk, desto länger dauert die Amortisation. Die Preise für Balkonkraftwerke sind inzwischen gestiegen. Über die Zeit lassen sich so über 1.000 bis 2.000 Euro und eine Menge CO2 einsparen.
Fazit
Der Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Walther Andreaus unterstreicht, „dass sich Stecker-Solargeräte grundsätzlich rechnen. Doch abseits aller Wirtschaftlichkeit ist jedes Modul ein guter Schritt auf dem Weg in die Klimaneutralität und gibt ein gutes Gefühl auch an der konkreten Umsetzung von Klimazielen Erfahrung zu sammeln und sich einzubringen. Völlig unverständlich ist hingegen die vorsätzliche Zurückhaltung der Verantwortlichen in Italien und auch in Südtirol (wahrscheinlich schielen sie auf vermeintlich schrumpfende Stromrechnungen). Bei uns sind Systeme im vereinfachten Anschlussverfahren mit einer Begrenzung des Wechselrichters für die Einspeisung von höchstens 350 Watt zugelassen, in Deutschland 600 Watt. Vielleicht ist der deutsche Strom einfach ein anderer, denn die Bundesregierung will im Rahmen des sogenannten Solarpakets die Regelungen für den Betrieb von Balkonkraftwerken deutlich vereinfachen. Geplant ist ab 1.1.2024 unter anderem eine einfachere Anmeldung, außerdem sollen übergangsweise auch rücklaufende Zähler erlaubt sein und künftig bis zu 800 Watt statt bislang 600 Watt Leistung möglich sein.“
Effetua login per aggiungere un commento!
"belief sich auf 300 Euro
"belief sich auf 300 Euro (bei ENEL X online gekauft und zu Hause abgeliefert, Kosten 599 Euro minus 50 Prozent Steuervergünstigung in Form eines Skontos auf der Rechnung)."
In D sind die Preise gegenüber 2022 nochmal erheblich gefallen dabei haben wir "nur" eine Umsatzsteuerbefreiung von 19% im privaten Sektor.
Derzeit bezahlt man für 600/800 Watt Leistung ca. 500-600 €
Wer dann noch sein Verbrauchsverhalten dem entsprechend anpasst (Spülmaschine/Waschmaschine etc.) ist dann auch schnell nach etwas über 2 Jahren bei der Amortisierung.
Mit einer eigenen Anlage
Mit einer eigenen Anlage spart man an einen Teil der Stromkosten, gleichzeitig verschenkt man den nicht verbrauchten Strom an Enel bzw einen anderen Lieferanten, der diesen Strom weiter verkauft und dadurch verdient.
Die beste Lösung wäre die Organisation einer einfachen Energiegemeinschaft, wobei ungenutzter Strom an die Nachbarn verkauft oder geschenkt wird. Ein entsprechender Vorschlag für die APB wurde im Frühling von Team-K eingereicht
https://www.salto.bz/de/article/12042023/es-waere-straeflich-sie-nicht-…
https://www.salto.bz/de/article/14042023/vorteilhafteres-modell-geforde…
Mit den neuen Zählern wäre die Implementierung dieser Lösung sehr einfach. Sie wird jedoch von Enel und den anderen Lieferanten nicht unterstützt. Warum? ;)
Hinweis an die Redaktion:
Hinweis an die Redaktion: Produktionsanlagen für elektrische Energie werden von der Strombehörde ARERA reguliert und diese hat mit Beschluss 315/2020/R/eel vom 04. August 2020 ein vereinfachtes Verfahren für Produktionsanlagen unter 800 W beschlossen, alles nachzulesen im Portal des Stromverteilers edyna unter Link:
https://www.edyna.net/de/ueber-uns/news/prozedurale-und-wirtschaftliche…
Zu beachten ist dabei, dass auch Produktionsanlagen "Plug & Play" beim Stromverteiler gemeldet werden müssen, siehe Hinweis im Link.