Gemeinsam einsam
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Der Kinosaal ist voll, auch auf den Stufen haben sich Menschen hingesetzt und warten auf den Start des Films. Die Dokumentation „Lichter im Chaos – Junge Menschen, Depressionen und Wege zur Hoffnung“ feierte gestern Abend im Filmclub Bozen Premiere. Der Tag ist nicht zufällig gewählt – der 10. September gilt seit dem Jahr 2003 weltweit als Tag der Suizidprävention.
Das Projekt von Regisseur Fabian Zöggeler holt ein Krankheitsbild in die Öffentlichkeit, über das lange ein Tabu herrschte. „Depression und Suizid sind stark stigmatisiert. Zudem musste erst eine Methode gefunden werden, wie öffentlich darüber geredet werden kann“, erklärt Peter Koler, Direktor des Forum Prävention und Vertreter des Netzwerks Suizidprävention, im Anschluss des 50-Minuten-Films auf dem Podium. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass 5 Prozent der Erwachsenen weltweit eine Depression haben – also jede 20. Person.
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Auch die jungen Erwachsenen im Film sind betroffen. In Interviews berichten sie von ihrem Kampf aufzustehen, sich zu waschen, sich über die Sonne zu freuen. Ungewöhnlich ist dabei, dass Fabian Zöggeler Regisseur und Protagonist zugleich ist. Die Idee zum Film hatte er bereits vor vier Jahren während der Corona-Pandemie. In einer Zeit, die Menschen durch Lockdowns zu Isolierung zwang. In einer Zeit, in der auch er dunkle Gedanken hatte.
Laut WHO kann eine Depression von verschiedenen sozialen, psychologischen und biologischen Faktoren ausgelöst werden. Die psychische Krankheit löst eine gedrückte Stimmung aus, das Gefühl von Freude und Interesse an Aktivitäten gehen über einen längeren Zeitraum verloren. Menschen, die ungünstige Lebensereignisse wie Arbeitslosigkeit, Trauerfälle oder traumatische Erfahrungen erlebt haben, entwickeln mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Depression.
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Das stellt nicht nur die Person selbst, sondern auch ihr soziales Umfeld vor Herausforderungen. Wenn junge Erwachsene im Elternhaus an einer Depression erkranken, hat das Auswirkungen auf die ganze Familie. Das Gefühl der Hilflosigkeit und Überforderung war in der Dokumentation nicht nur bei Betroffenen spürbar, sondern darüber berichtet auch eine Angehörige im Film. Geduldig und einfühlsam erzählt sie von ihrer Beziehung mit einer erkrankten Person und der Zeit, die sie für sich brauchte, um selbst wieder Kraft schöpfen zu können.
Immer wieder läuft ein junger Schauspieler durch die Gassen von Bozen, sein Blick stumpf und undurchdringlich. Auch bei einem Treffen mit Freunden in der Bar sehen wir ihn nicht lachen, er verabschiedet sich, bevor die anderen gehen. Expert*innen erklären im Film, die Hintergründe einer Depression und die Wege der Genesung, ob ohne medikamentöser Hilfe oder mit. Wichtig sei, dass schwere Gefühle von leichten abgelöst werden, erklärt Roger Pycha, Primar der Psychiatrie Brixen.
Dafür brauche es Geduld und Einfühlsamkeit für jemanden, den wir häufig übersehen. „Alle von euch würden jemanden helfen, wenn euch jemand danach fragt“, sagt Birgit Prast, eine der Protagonist*innen im Film, am Podium im Anschluss. Wenn es aber darum geht, selbst um Hilfe zu bitten, falle das häufig schwer. Für sich selbst einzustehen, sei deshalb ein wichtiger Schritt für Genesung.
(c) Forum Prävention/Fabian ZöggelerDer FilmWeitere Vorführungen in Südtirol
14.10.24 20:00 Brixen, Astra
17.10.24 20:00 Bruneck, UFO
24.10.24 20:00 Meran, Ariston-Saal
05.11.24 20:00 Neumarkt, Ballhaus
08.11.24 20:00 Sterzing, Stadttheater
13.11.24 20:00 Schlanders, Kulturhaus
Online Reservierung notwendig
Psychologisches Krisentelefon 800101800
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