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“In Mario stecken meine Ängste”

Die Südtiroler Regisseurin Evi Romen gewann mit ihrem Film "Hochwald" einen der Hauptpreise des diesjährigen Zurich Film Festival. Das Interview.

Evi Romen
Foto: Evi Romen

„Hochwald“ ist das Regiedebüt der in Bozen geborenen Evi Romen. Sie ist seit rund 30 Jahren in der Branche tätig, arbeitete bisher jedoch vor allem als Editorin. Ihr Erstling erzählt die Geschichte des Jungen Mario, dessen geliebter Freund bei einem Attentat ums Leben kommt, davon wie Mario mit der Trauer umzugehen lernt und wie er neuen Impulsen und Begegnungen folgt.

salto.bz: Hallo Frau Romen! Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung beim diesjährigen Zurich Film Festival! Sie sprechen mit ihrer Geschichte aktuelle Themen und gesellschaftliche Verhältnisse an. Welchen inszenatorischen Zugang haben Sie gewählt, um diese Geschichte zu erzählen?

Evi Romen: Intuition und Heimatkunde.

Wie wichtig ist der Schauplatz der Geschichte? Könnte der Film an einem anderen Ort genauso stattfinden?

Natürlich kann diese Art von Geschichten auf der ganzen Welt spielen, das archaische Spiel von Leben und Tod ist universell, aber ich wollte so authentisch wie möglich sein, deshalb Südtirol.

Je schwieriger die Zeiten, desto wichtiger sind Berufe im Unterhaltungssektor

Manche AutorInnen und RegisseurInnen verarbeiten Persönliches in ihren Filmen. Haben Sie einen Teil Ihres Selbst in die Hauptfigur gesteckt? Wie viel Evi Romen steckt in Mario?

In Mario stecken eigentlich nur meine Ängste, ansonsten hatte ich mehr Glück im Leben als meine Hauptfigur.

Thomas Prenn, ebenfalls aus Südtirol, ist in der Rolle des Mario zu sehen. Wie haben Sie Ihren Hauptdarsteller gefunden?

Auf seiner damaligen Agenturseite und mittels eines Testdrehs in Warschau.

Der Freund des Protagonisten lebt in Rom und arbeitet als Schauspieler, stirbt jedoch bei einem Attentat. Kann man das als pessimistischen Blick auf die Zukunft der Schauspielerei und damit verbunden, das Kino deuten?

Ich dachte eher daran, dass man leider heutzutage auch das Sterben in einem islamisch motivierten Attentat als „natürliche“ Todesursache sehen muss. Mein Blick auf die Zukunft der Schauspielerei und des Kinos ist alles andere als pessimistisch, ich glaube je schwieriger die Zeiten, desto wichtiger sind Berufe im Unterhaltungssektor. Jemand muss ja den Tanz auf dem Vulkan gestalten.

Das archaische Spiel von Leben und Tod ist universell, aber ich wollte so authentisch wie möglich sein, deshalb Südtirol

Wie haben Sie das ZFF, die Premiere und den Festivaltrubel erlebt?

Nach einem halben Jahr abgesagter Veranstaltungen war es befreiend, ein Stück Normalität erleben zu dürfen, und z.B. bei einem Glas Wein zusammenzustehen.

Sie haben lange als Editorin gearbeitet. Woher kam die Lust, nun selbst Regie zu führen? Und können Sie bereits über Ihre weiteren Pläne als Regisseurin sprechen? Nach „Hochwald“ ist vor…?

Ich liebe den Beruf der Editorin, das ist einer der spannendsten und kreativsten Bereiche des Filmemachens. Nur konnte ich meinen Drang zu schreiben und zu inszenieren nicht mehr länger unterdrücken, und dachte, ich sollte das noch ausprobieren, bevor ich in Pension gehe. Und ja, ich möchte weitermachen, diese Arbeit macht mir auch sehr viel Freude, und nach „Hochwald“ ist vor „Happyland“ (Arbeitstitel).

In diesem Sinne noch viel Erfolg mit dem Film, der hoffentlich auch bald in den Südtiroler Kinos zu sehen sein wird. Vielen Dank für das Gespräch!