Cronaca | Brennende Camper

Einfach nur endlich etwas tun!

Die Meldung hätte auch lauten können: „Neugeborenes und seine Mutter ersticken beim Brand ihres Wohnwagens“. Sie hat -Göttin sei Dank – so NICHT gelautet.
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  • Die Meldung hätte auch lauten können: „Neugeborenes und seine Mutter ersticken beim Brand ihres Wohnwagens“. Sie hat -Göttin sei Dank – so NICHT gelautet, sondern NUR „Rogo nella roulotte, per i bimbi intervengono i servizi sociali“ (Alto Adige, 11/02/25). Was sich hinter diesen Zeilen verbirgt, ist nicht EIN Skandal, das ist eine ganze Kette von Skandalen, die leider wieder einmal der Bozner Stadtregierung anzulasten sind.

    Skandal Nr. eins: Der illegale Camperparkplatz besteht seit Jahren und ebenso lang schieben sich die zuständigen und nicht zuständige aber doch als Stadtregierung insgesamt zuständigen Stadträtinnen und Stadträte die Aufgabe zu, einzugreifen. Vorschläge für eine Sanierung liegen längst auf dem Tisch, im Grunde versteht kein Mensch, warum sie nicht längst umgesetzt sind. ABER – und damit zu Skandal Nr. zwei: Mit der „Sanierung“ des Platzes ist es nicht getan. Und das ist wahrscheinlich auch der Grund des Wegschauens der zuständigen Stadträte Fattor (Verkehr), Konder (Urbanistik) und Andriollo (Soziales), inklusive Bürgermeister – alle wissen, dass in den Wohnwägen Leute (Männer) hausen, die eine Arbeit haben, aber keine Wohnung finden. Wenn man also den Platz saniert, wo sollen sie dann hin? Ergo, lieber wegschauen und glagglen lassen, solang es geht (und solange nix passiert). 

    Dabei sind die Zustände – und damit zum nächsten Skandal – zumindest aus hygienischer Sicht vollkommen illegal. Ganz öffentlich in der Zeitung kann man nachlesen, dass es keinen Strom, keinen offiziellen Wasseranschluss, keine Toiletten gibt. Keine Toiletten – ich will gar nicht drüber nachdenken, was das für die öffentliche Hygiene bedeutet. Und wenn auch das noch zu wenig skandalös ist, dann wissen wir spätestens seit dem Brand von dieser Woche, dass in solchen Zuständen nicht „nur“ Männer hausen, sondern – Skandal Nr. drei - eine Familie mit einem Neugeborenen!! Ja geht´s noch? Abgesehen davon, dass ich mich frage, wie das Krankenhaus eine frisch Entbundene mit ihrem Baby überhaupt in solche Zustände entlassen kann (Sozialdienste???), frage ich mich ganz praktisch, wie eine frisch Entbundene mit ihrem Baby in einem ungeheizten Camper ohne Wasser und Strom überhaupt zurechtkommt. Wo wäscht sie sich – wo ihr Kind? Und dann hat sie ja auch noch eine Zweijährige zu versorgen. Ich will mir den Tschach dieser Frau überhaupt nicht vorstellen.

    Womit wir bei Skandal Nr. vier wären: Die Sozialdienste greifen ein. Jetzt! Wie ist es möglich, dass eine Familie mit zwei Kleinkindern fast in ihrem vorrottenden Camper verbrennen muss, bevor die Dienste einschreiten? Und auf der politischen Ebene? Hat Bozen eigentlich einen Sozialstadtrat? Gibt´s den noch? Sagt der was? Und was sagt er? Und was ist - Skandal Nr. fünf - mit den Dutzenden freien Wohnungen, die der Stadt gehören, die frei sind, weil angeblich kein Geld da ist, um sie zu sanieren? Könnte man vielleicht mal ein Dutzend davon sanieren (das wäre in drei Monaten getan!) und sie Leuten zur Verfügung stellen, die Arbeit haben und eine angemessene Miete bezahlen könnten und auch gern bezahlen, damit die nicht in Campern schlafen, die regelmäßig abbrennen?

    Warum ist es in dieser Stadt nicht möglich, einfach einmal etwas zu tun, das mit Hausverstand angegangen und durchgezogen wird, so wie wir als Privatmenschen die Dinge angehen und durchziehen? Etwas, das Menschen hilft, ein besseres Leben zu führen? Es ist zum Haare raufen, was in Bozen alles NICHT geht. Solange nicht, bis in den Schlagzeilen dann wirklich mal ein tragischer Tod vermeldet werden muss. Aber Verantwortliche wird es auch dann keine geben.