Mehr Deutsch vor dem Schuleintritt

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Der SVP-Arbeitstisch rund um das Thema Muttersprachenunterricht in deutschsprachigen Schulen legt erste Zwischenergebnisse vor. Diskutiert werden unter anderem Vorschulklassen zur Sprachförderung – doch der Weg dahin ist komplex.
Seit Monaten berät eine Arbeitsgruppe der Südtiroler Volkspartei (SVP) über die Herausforderungen im mehrsprachigen Schulwesen des Landes. Im Fokus steht vor allem die zunehmende Zahl italienischsprachiger Kinder in deutschen Grundschulen – und wie man diesen besser gerecht werden kann. Nun liegt ein Zwischenbericht vor, der unter anderem vorschlägt, sogenannte Vorschulklassen einzuführen, um sprachliche Defizite vor dem Schuleintritt gezielt aufzufangen. „Wir haben gesehen, dass in anderen Ländern Europas Vorschulklassen sehr wohl diskutiert oder bereits eingeführt worden sind. Wir glauben, so etwas könnte auch bei uns ein Ansatz sein – langfristig gedacht“, erklärt Harald Stauder, Vorsitzender des Arbeitstisches, gegenüber SALTO. Dabei betont er: „Es ist nicht so, dass wir im April sagen, wir wollen das, und im September ist es umgesetzt. Dafür müssen erst die Voraussetzungen geschaffen werden.“ „Schnelle“ Ergebnisse wird es also keine geben.
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Warum italienische Eltern deutsche Schulen wählenHarald Stauder, Vorsitzender des SVP-Arbeitstisches zum Sprachunterricht: „Wir haben gesehen, dass in anderen Ländern Europas Vorschulklassen sehr wohl diskutiert oder bereits eingeführt worden sind.“ Foto: SVP
Ein zentrales Thema der Arbeitsgruppe war die Frage, warum zunehmend italienischsprachige Eltern ihre Kinder in deutsche Schulen einschreiben – obwohl das Kind zu Hause kein Deutsch spricht. „Es muss ja Gründe geben, warum so viele rein italienische Familien ihre Kinder in die deutsche Schule schicken“, so Stauder. Um dies besser zu verstehen, wurde auch das italienische Schulamt in die Diskussion eingebunden. „Die italienischen Schulen leisten in der Zweitsprachförderung sehr viel – oft sogar sehr innovative Dinge“, sagt der Vorsitzende. In Gemeinden wie Lana oder Bruneck habe man funktionierende Modelle gefunden, in denen Kinder bis zu zwölf Stunden Deutsch pro Woche lernen – etwa mithilfe des CLIL-Systems. „Dort funktioniert es, und interessanterweise schicken Eltern dort ihre Kinder nicht in die deutsche Schule“, so Stauder weiter. Die Arbeitsgruppe sieht hier ein Kommunikationsdefizit: „Italienischsprachige Familien müssen besser informiert werden. Es gibt viele Möglichkeiten, auch im italienischen Bildungssystem ein zweisprachiges Kind zu haben“, betont Stauder.
Die Bedeutung des sozialen UmfeldesDass ein Schulwechsel allein keine Lösung ist, zeigte sich auch in Gesprächen mit Eltern: „Was passiert, wenn das Kind nach Hause kommt, die Eltern aber kein Deutsch sprechen und den Kindern bei den Hausaufgaben nicht helfen können? Dann hilft oft nur noch der Google-Übersetzer – das kann nicht im Sinne der Sprachförderung sein“, erklärt Stauder. Vielmehr brauche es ein ganzheitliches Umfeld: „In kleineren Orten funktioniert das oft besser, weil dort die Zivilgesellschaft mithilft – durch pensionierte Lehrer oder Sprachvereine.“ Solche außerschulischen Aktivitäten seien entscheidend, um das in der Schule Gelernte im Alltag zu verankern. „Wir sagen den Eltern in Lana zum Beispiel ganz konkret: Schickt eure Kinder in den Sportverein, damit sie das Gelernte auch anwenden können – spielerisch und im sozialen Kontext“, so Stauder.
Besonders auffällig sei das Phänomen der Schulwahl in städtischen Gebieten wie Bozen, Meran oder Leifers. „Je kleiner die Gemeinde, desto besser scheint es zu funktionieren – weil dort Netzwerke stärker greifen“, erklärt Stauder. Der Wechsel von vielen Kindern aus italienischsprachigen Familien in deutsche Schulen ziehe allerdings auch andere Folgen nach sich: In italienischen Schulen sinkt die Schülerzahl, weshalb kleinere Klassen eingerichtet werden, was wiederum ein pädagogischer Vorteil sein kann. Gleichzeitig müsse das Bildungssystem auf die zunehmende Heterogenität reagieren – auch wegen des steigenden Anteils von Kindern mit Migrationshintergrund. „Deshalb hat Landesrat Philipp Achammer auch mehr Lehrpersonal eingefordert – und bekommen. Je mehr Lehrpersonen in einer Klasse, desto besser für jene, die langsamer lernen oder noch Sprachbarrieren haben“, betont Stauder.
Übergänge begleiten, Eltern stärkenGoetheschule in Bozen: Der Vorschlag der Direktorin Christina Holzer, eigene Förderklassen einzurichten, sorgte im vergangenen Herbst für erhebliches Aufsehen. Foto: WikipediaDie Idee der Vorschulklassen – eine Fortführung eines Vorschlags aus der Goetheschule, der im vergangenen Jahr für erhebliches Aufsehen gesorgt hatte, – wirft die Frage auf, wo diese strukturell angesiedelt werden sollen. Grundeschule? Kindergarten? Dazwischen? Klar ist für Stauder: „Der Übergang vom Kindergarten in die Schule ist entscheidend. Da braucht es enge Zusammenarbeit und intensive Gespräche mit den Eltern.“ Denn letztlich entscheiden diese, welchen Bildungsweg das Kind einschlägt. „Die Eltern wollen das Beste für ihr Kind, aber sie brauchen fundierte Informationen. Wenn ein Kind sprachlich noch nicht so weit ist, dann kann es im italienischen System sehr wohl gefördert werden, ohne es in eine Umgebung zu schicken, wo es sprachlich nicht mitkommt“, so Stauder, der betont dass die Vorschläge des Arbeitstisches nicht auf reiner Theorie basierten. „Wir haben mit Elternvertretern und Schuldirektoren gesprochen, die uns Einblicke aus der Praxis gegeben haben. Unsere Diskussionen waren faktenbasiert“, betont Stauder auf Nachfrage. Auch wenn offizielle Daten nicht veröffentlicht werden können, sei die Arbeit fundiert erfolgt.
„Die Schule ist kein statisches System. Wenn sich die Gesellschaft verändert, muss sich auch die Gesetzgebung weiterentwickeln.“
Abschließend erklärt Stauder, dass die Zwischenbillanz des Arbeitstisches durchaus positiv ausfalle. „Wir haben ein Thema aufgegriffen, das in der Gesellschaft stark gespürt wird. Die Rückmeldungen waren eindeutig: Das Thema ist relevant“, so Stauder. Für ihn sei klar: „Die Schule ist kein statisches System. Wenn sich die Gesellschaft verändert, muss sich auch die Gesetzgebung weiterentwickeln.“
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Wenn man Achhammer und…
Wenn man Achhammer und Stauder in Italienischer Sprache reden hört, muss man sich auch fragen welche Schule sie wohl besucht haben. Denn die Argumente von Stauder sind wohl auch nicht ohne und sagen eigentlich nichts interessantes aus. Aber unsere Kinder und Enkelkinder leiden in dieser Situation mehr als genug. Auf Grund der vielen Immigranten Kinder welche kaum Deutsch können wird in den Volksschulen der Unterricht sehr verzögert . Aber an Abhilfe wird im Schulamt unter der Regie von Achhammer kaum etwas passieren.
In risposta a Wenn man Achhammer und… di opa1950
Ich finde man sollte sich…
Ich finde man sollte sich nicht über Leute lustig machen, die nicht akzentfrei italienisch sprechen. Das ist ein typisches Beispiel für die bedenkliche Fehlerkultur, die in Südtirol herrscht.
Um eine Sprache zu lernen, muss man sie benutzen. Wenn junge Leute hören, wie Menschen ausgerichtet werden, nur weil sie nicht perfekt italienisch sprechen, dann darf man sich nicht wundern, wenn die jungen Leute selbst eine Scheu davor entwickeln, italienisch zu sprechen und in Folge ein vermeidendes Verhalten entwickeln und so die Südtiroler "Apartheid" fördern, in der es deutsche und italienische Kinos gibt, deutsche und italienische Fußballvereine etc. etc.