Cultura | Kultur für Kinder
Walthers heiße Luft
Foto: Privat
Bei Pressekonferenzen wird im schlimmsten Fall nur heiße Luft produziert. Im Falle des Kids Culture Festivals war diese Produktion von (durch die Mittagssonne erhitztem) Gasgemisch ein Glücksfall, denn mit dem 87-jährigen Architekten, Ingenieur und Künstler Hans-Walter Müller steht gleich zu Beginn des Programms ein Name, der in besonderer Weise für Spiel und Leichtigkeit steht. Das Festival, welches offiziell morgen beginnt hat einen Hingucker geschafft, auch wenn um die Mittagszeit mehr Erwachsene als Kinder am Waltherplatz unterwegs waren.
Ausgelegt ist das umfangreiche Programm, welches mit Wechsel über den Brenner nach Innsbruck durch zahlreiche Partner mitgetragen bis zum 31. Oktober dauern soll. Kein kleines Unterfangen für ein neues Festival. Bei der ersten Ausgabe richtet es sich dabei an Kinder von 7 bis 13 Jahren, also vom Grund- bis zum Mittelschulalter, geplant ist auch eine Ausweitung bei kommenden Ausgaben auf eine Spanne von 4 bis 18. Angelehnt ist das Konzept an verwandte Veranstaltungsreihen wie es sie etwa bereits in Berlin, Riga oder Santiago de Compostela gegeben hat.
Die erste Station macht das Festival - neben dem Kids Culture Music Van, der an 16 Schulen haltmachen soll - beim Partner Transart, wo ebenso aufblasbar Müller-Architektur entsteht. Dem mit rund 40 Studenten, Designern und Architekten in einem fünftägigen Workshop gestalteten Objekt wird mit der Veröffentlichung dieses Artikels (um 15 Uhr) die Luft ausgegangen sein. Zu heiß wird es im Inneren, wenn es im direkten Sonnenlicht steht. In der Dantestraße bei der Villa Gasteiger wird Müllers Architektur im „Oasie“ getauften Hauptsitz des Festivals wieder aufgeblasen.
Hans-Walter Müllers aufblasbare Architektur bettet sich ein, oder besser greift Raum, für Schul- und Familienparcours, wie auch für einen Talk mit Müller, der sich seit 50 Jahren mit „Building with Air“, also dem Bauen mit Luft befasst. Den Parcours assistieren gemeinschaftlich Kunstvermitler:innen des Museion, sowie Performer:innen der VBB und die Theaterpädagogin Brigitte Moscon.
Weiters spannend die kapillare Reichweite des Festivals, welches von der Basis im Vinschgau mit der Künstlerin Ulrike Bernhard und der Architektin Claudia Aimar „Höhle, Unterschlupf & Baldachin“ temporäre Räume schafft und, auf der anderen Seite nach Prags bis an den Burger Hof vordringt. Dort soll mit „Writer’s Room“ Einblick in die kollektive Kunstform des Filmschaffens geboten werden. Gestaltet wird dieses Projekt vom Werkpädagogen Alex Unteregge und vom Social Designer Mrova.
Weitere Stationen südlich des Brenners werden auf Kloster Neustift, in der Valsugana, auf der Festung Franzensfeste, am Brenner im Museum Eck in Bruneck, bei Kunst Meran, sowie auf Schloss Gandegg in Eppan sein. Um diesen Artikel nicht zu sehr aufzublasen und der Architektur von Hans-Walter Müller noch etwas Raum zu lassen, finden hier noch einige Überlegungen im Austausch mit dem Künstler-Architekten Platz.
Salto.bz: Herr Müller, Ziel des Festivals ist es Kinder an die Kunst anzunähern. Ist in die Kunst hinein zu gehen die größtmögliche Annäherung?
Hans-Walter Müller: Es hat schon einen großen Vorteil. Der Kunst müssen sich sowohl Kinder als auch Erwachsene annähern, ohne dass sie es merken. Je mehr man einem erklärt, umso schlechter ist das. Es muss ein Gefühl entstehen und in so einem Objekt passiert was im Menschen.
War die Zusammenarbeit mit Student:innen dabei eine Hilfe um sich der Perspektive von Kindern anzunähern? Ihre Kindheit liegt ja ein paar Jahre zurück…
Meine Kindheit ist beständig bestehen geblieben. Ich bin jetzt genau so Kind, wie ich Erwachsener bin und im Alter auch noch mehr. Das ist sehr wichtig, dass junge Leute das erleben ohne dass man es sagt. Erleben ist wichtiger als Theorie.
Das heißt, Sie verfügen über mehr Erfahrung im Kindsein als die Kinder, welche Ihre Arbeit durchlaufen werden…
Genau. Es ist auch gefährlich mit Kindern über Kunst zu reden, denn dann ist sie schnell etwas Außergewöhnliches oder Besonderes und in Wirklichkeit ist die Kunst etwas ganz Normales. Aus dem Grund ist es viel interessanter wenn Kinder zeichnen als wenn Erwachsene zeichnen. Weil der Erwachsene einfach verdorben ist, denn er meint er müsste die Dinge so zeichnen, wie er sie gesehen hat. Je mehr man sieht, umso mehr ist man verdorben wenn man nicht die Fähigkeit hat das Wesentliche zu sehen. In der Malerei ist nicht der Gegenstand wichtig, sondern die Art und Weise auf die es gemalt ist. Man geht nicht ins Louvre um die Mona Lisa zu sehen, sondern für den Pinselstrich. Das wissen die meisten Leute nicht.
Laut Saint-Exupéry ist ja das Wesentliche für die Augen unsichtbar. Was sorgt aus Ihrer Sicht dafür, dass Erwachsene den Blick aufs Wesentliche verlieren?
Das ist weil wir das Gefühl nicht akzeptieren. Man muss immer alles begründen und richtige Kunst kann man nicht begründen, das ist ein sehr magisches Erleben.
Wie kommen Sie zur Aussage, dass mit Kindern über Kunst zu sprechen gefährlich sei?
Das kommt daher, dass die meisten Erwachsenen nicht über Kunst sprechen können, weil sie ja schon verdorben sind. Ein Kind braucht da nicht viel. Man muss das ganz anders erklären als wie wenn man ins Museum geht oder in der Schule. Man sollte seitens der Regierung überlegen wie weit man an Sachen festhält und wie sehr das Gefühl mitspielen muss. Früher galt einer, der alles weiß als intelligent, aber mit Intelligenz hat das gar nichts zu tun. Heute gibt es Google, da braucht man das gar nicht mehr. Einstein hat einmal gesagt: „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ … und auf diese Weise hat Einstein als Wissenschaftler gearbeitet.
Nun ist Einstein im kollektiven Gedächtnis als Vater der Relativitätstheorie vermerkt. Weniger erinnert man sich an seine Irrtümer auf dem Weg dorthin. Gehört das Fehlermachen dazu?
Ja natürlich. Man muss es allemal wagen, Fehler zu machen. Wenn man alles dafür tut, dass man keine Fehler machen will, dann hat man schon den größten Fehler gemacht.
Wie alt waren Sie als Sie zum ersten Mal bewusst in Kontakt mit Kunst kamen?
Ich war sehr jung. Mein Vater war Architekt und auch sehr kunstinteressiert. Das war aber nichts Besonderes, für mich war das einfach normal. Die Kunst an sich ist etwas Wesentliches im Leben. Man kann aber nicht sagen: Du musst dich mit Kunst befassen, das ist das schlimme daran. Das ist eine Frage des Glücks ob man Eltern hat, die das Interesse dafür akzeptieren. Man kann ja auch Eltern haben, die nur ans Geld denken, dann tun sie das auch bei der Kunst und überlegen ständig, was sie teurer weiterverkaufen können. Wenn man schon anfängt an Geld zu denken, dann steht die Kunst im Hintergrund.
In meinen Arbeiten ist das auch so. Wenn ich mir Gedanken gemacht hätte, was ich verkaufen kann, dann hätte ich mich angepasst an das, was ich denke dass es den Leuten gefällt. Das tue ich nicht. Nicht, weil ich zu viel hätte, sondern weil es ein Grundprinzip von mir ist um vorwärts zu kommen.
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Schönes Projekt.
Schönes Projekt.
Der Autor hat das mit der Kunst allzu wörtlich genommen. Ein paar Beistriche mehr hätte er schon setzen können :-)
In risposta a Schönes Projekt. di Stereo Typ
Die Kunst des
Die Kunst des Beistrichsetzens ist nicht jedem gegeben. Eine Alternative für Legastheniker wäre die Formulierung kurzer Sätze die keinen Beistrich brauchen. Dazu müsste man aber die Sprache beherrschen.
In risposta a Die Kunst des di Hartmuth Staffler
Eine Alternative für
Eine Alternative für Legastheniker wäre die Formulierung kurzer Sätze,* die keinen Beistrich brauchen.
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(* sorry, ich hab’ den fehlenden Beistrich gesetzt)