Politica | Wohnreform

Stadel-Paragraph nicht abgesprochen

Während die SVP-Bauernvertreter den alten „Stadel-Paragraphen“ wieder einführen wollen, bremst Urbanistik-Landesrat Peter Brunner und sagt: So nicht!
Peter Brunner
Foto: LPA/Fabio Brucculeri
  • Eineinhalb Wochen ist es her, dass im II. Gesetzgebungsausschuss des Südtiroler Landtags erneut Bewegung in die Debatte rund um die Wohnbaureform gekommen ist – und das nicht ohne politische Sprengkraft. Die beiden SVP-Abgeordneten Franz Locher und Sepp Noggler, beide Vertreter der Landwirtschaft, reichten Änderungsanträge ein, die eine Neuauflage des umstrittenen „Stadel-Artikels“ vorsehen. Der Ausschuss billigte den Antrag mit 4:4 Stimmen – nur durch das entscheidende Votum des Ausschussvorsitzenden Noggler selbst. Die Opposition – Grüne Fraktion, PD, Freie Fraktion (in Vertretung von Thomas Widmann) sowie JWA Wirth Anderlan – stimmte geschlossen dagegen und kündigte umgehend eigene Minderheitenberichte an.

  • Rückkehr des „Stadel-Artikels“

    Alter Stadel: Bestandskubatur verfallen lassen oder sie nutzen? Eine Gratwanderung: Gerade in Gröden und im Gadertal wecken die unzähligen Stadel und Schupfen Begehrlichkeiten. Foto: Franz Berger

    Konkret geht es um eine Bestimmung, die mit dem neuen Raumordnungsgesetz 2018 abgeschafft worden war. Damals wurde festgelegt, dass außerhalb von Siedlungsgrenzen keine Umwandlung alter Wirtschaftsgebäude – etwa nicht mehr genutzter Stadl – in Wohnraum mehr möglich sein sollte. Die nun von Locher und Noggler vorgeschlagene Regelung würde dies wieder zulassen: Die Rede ist von bis zu 2.000 Kubikmeter ungenutzter Bestandskubatur im landwirtschaftlichen Grün, die künftig – sofern sie sich im Umkreis von 300 Metern zum Ortskern befinden – zu Wohnraum umgebaut werden könnten.

  • Gemeindeentwicklungsprgramm ausgehebelt?

    Scharfe Kritik kommt von mehreren Seiten. Urbanistiklandesrat Peter Brunner zeigte sich zwar grundsätzlich offen dafür, bestehende Kubatur zu nutzen, um Wohnraum für Einheimische zu schaffen – stellt auf Anfrage von SALTO jedoch klar, dass eine Korrektur im Plenum notwendig sei: „Die 300 Meter außerhalb des Ortskerns sind zu großzügig. Wir werden versuchen, den Kreis enger zu ziehen – etwa durch eine Begrenzung innerhalb der Siedlungsgrenzen.“ Ziel sei es laut Brunner, das Gemeindeentwicklungsprogramm nicht zu unterlaufen. Dieses sieht vor, dass neue Bauprojekte nur innerhalb der festgelegten Siedlungsgrenzen realisiert werden dürfen, um eine Zersiedelung zu verhindern und den Flächenverbrauch zu reduzieren. Auch innerhalb der SVP stieß der Vorstoß offenbar nicht auf einhellige Zustimmung. Brunner bestätigte, dass die Vorschläge fraktionsintern nicht abgestimmt waren: „Es ist ihr gutes Recht, einen Antrag einzubringen. Aber wir werden in der Fraktion eine Formel finden müssen, die mehrheitsfähig ist.“ Zwar sehe man den Nutzen darin, versiegelte Flächen und bestehende Bauten zu verwenden, anstatt neues Grünland zu beanspruchen. Dennoch müsse klar geregelt werden, wo und in welchem Ausmaß das möglich sei. „Nicht überall und nicht unbegrenzt“, betonte Brunner.


     

ATTENZIONE!
La diversità di opinioni è in pericolo!

Se venissero accettati i requisiti per i contributi ai media, non potresti vedere i commenti senza registrazione.

Ecco perchè