Was hab ich mich unterhalten im Meraner Wahlkampf! Da ging es heuer ungewohnt heiß her zwischen SVP und Grünen, sodass ich mich ob der Frequenz der Anpatzer- und Sticheleien (Stichworte: Kinderfotos, Vetternwirtschaft, und immer wieder angeblich fremde Federn am Kopftuch) bald mehr in der Wisteria Lane als in der Laubengasse wähnte. Groß mein Bedauern also, als die Grünen aus dem Rennen um die Stichwahl waren und die Facebook-Shitshow wohl ihr natürliches Ende finden musste – wer hätte auch ahnen können, dass sich pronto ein Akteur auf die Schlammschlacht-Bühne wagen würde, dem man selbiges schon nur aus Gründen der Handlungsbereitschaft, die dort vonnöten ist, nicht zugetraut hätte? Aber da war er, der amtierende Bürgermeister, angriffslustig, anklagend, ja regelrecht aktiv, als hätte er die vergangenen Jahre bewusst in einem schonenden Schlummer verbracht, nur um jetzt auf den letzten Metern vor der alles entscheidenden Wahl seine Lebensenergie in Form von Posts gebündelt auf die Kontrahentin zu ballern. Nun gut, es findet sich weniger selbstbewusste Kampfansage als verschnupftes Mimimi auf Dario Dal Medicos Facebook-Seite, und man muss sagen, ein Stück weit kann man den Mann auch verstehen: Da macht man unbedarft Wahlkampf, glaubt, das geht sich locker aus, und plötzlich scheint sich das Land in die Gegenkandidatin zu verlieben! Die FF knallte Katharina Zeller vergangene Woche ohne Not aufs Cover („Wer im Land herrscht“), die RAI lädt sie – als einzige Kandidatin – zum Runden Tisch und nennt sie „Wahlsiegerin“, der Präsident der Meraner Kaufleutevereinigung wirbt auf offiziellem Briefpapier für sie, ohne dies mit dem Vorstand abgesprochen zu haben – und das alles kurz vor der Stichwahl. Wer würde da nicht den Aggro-Regler nach oben drehen und nach verschnarchten „Ascolto“- Plakaten auf den dercazzten „Ein Bürgermeister oder eine Dynastie?“-Slogan upgraden?