Cultura | Literatur

Kunst und Verletzbarkeit

Am heutigen 14.2. stellt Edit Meraner ihren Debütroman – ein Südtirol-Krimi in der Kunstszene – bei den Bücherwelten im Waltherhaus vor. SALTO hat sie vorab verhört.
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Foto: SALTO
  • SALTO: Sie stellen am heutigen Valentinstag ihren Südtirol-Krimi „Tod eines Künstlers“ vor. Liebe und Tod sind zweifelsfrei beliebte Zutaten - nicht nur für Unterhaltungsliteratur. Warum bevorzugen sie die Todesgeschichte, den Krimi als Genre?

    Edit Meraner: Es ist nicht so, dass ich die Todesgeschichte bevorzuge, sondern dass sie Platz für das ganze Spektrum an Emotionen bietet, die dort existenzielle Grenzen überschreiten und deshalb intensiver und bedrohlicher sind. Liebe, Eifersucht, Gier, Wut, Rache finden ihren Platz. Außerdem können viele verschiedene Handlungsstränge konstruiert und miteinander verwoben werden. Ich sehe größere Handlungsspielräume als beispielsweise bei einer Liebesgeschichte. Aber in meinem Krimi finden durchaus auch Liebesgeschichten Platz.

    Sie haben Wirtschaft in Innsbruck und Wien studiert. Vor 20 Jahren haben sie das Buch "Kunst und Ökonomie - Ein Leitfaden für KünstlerInnen, KunstrezipietInnen und UnternehmerInnen mit dem Ausgangspunkt in Südtirol" vorgelegt. Welchen „Wert“ hat nun dieser Krimi für sie?

    Dieser Krimi hat einen sehr persönlichen Wert, weil es mir gelungen ist meine Liebe zur Kunst in einer ganz besonderen Art und Weise, als Roman, zum Ausdruck zu bringen. Der Roman führt die Leser*Innen in die Welt tief verletzbarer Künstlerseelen und beschreibt das knallharte Geschäft des Kunstmarktes. Dabei werden mögliche Zugänge zur Kunst aus den sehr verschiedenen Perspektiven der Figuren gezeigt. 
    Der Roman spielt neben Südtirol auch in München, Innsbruck und London. Auch dies widerspiegelt meine Denkweise. Südtirol als Heimat, aber auch Ausgangspunkt in die Welt oder anders ausgedrückt: Offenheit, Weitblick, Toleranz.
     

    Der Landeshauptmann hüllte seine Hymne auf das umgebaute Kunstmuseum in viele schöne Worte und lobte die Kunstausstellung mit ausschweifender Wortakrobatik, der Landesrat für öffentliche Bauten sprach ausführlich über die Architektur des neuen Bauwerkes und der Kulturlandesrat wiederum über beides: Kunst und Architektur


    Von 1996 bis 2006 haben Sie als Geschäftsführerin im Südtiroler Künstlerbund gearbeitet. Blickt ihr Buch aus besagtem Grund – und vielleicht „durch die Blume“ –, hinter die Kulissen der deutschsprachigen Interessensgemeinschaft für Künstlerinnen und Künstler?

    Nein, definitiv nicht. Spannungen zwischen der Kunst als Prozess und ihrer Vermarktung sind nicht südtirolspezifisch, sondern ein allgemeiner Mechanismus.

    Gier, Neid, Selbstsucht – Ihr Krimi navigiert in die tiefsten Abgründe der Kunstwelt. Ist das Buch auch als eine Art Abrechnung mit dieser zu lesen?

    Der Roman ist keine Abrechnung und keine Kritik an der Kunstszene. Er seziert, was Vermarktungsmechanismen auslösen können. Gier, Neid, Selbstsucht findet man in vielen Bereichen, wenn man nur tief genug gräbt. Der nächste Krimi wird die Baubranche betreffen.

  • Tod eines Künstlers: Der Künstlers Thomas Thaler stürzt von einem der oberen Stockwerke des wiedereröffneten Museums in die Tiefe. Warum musste er sterben und noch dazu am Tag der Eröffnung? Foto: Edition Laurin

    Ihr Buch beginnt mit einer Ausstellungseröffnung und gleich schon mit dem ersten Toten. Wann ist Ihnen der "Plot" zur Geschichte zugefallen?

    Einige Beobachtungen, wie die Verletzbarkeit von Künstler*Innen vor einer Ausstellungseröffnung haben, haben mich zu diesem Roman inspiriert. Aber es ist ein Roman, in dem ich Begebenheiten kreiert und Figuren erschaffen habe. Und nun dürfen die Leser*innen ihrer Fantasie freien Lauf lassen und sehen, ergründen, interpretieren. Ich bin gespannt auf die Interpretationen der Leser*Innen.

    Sie lassen Kommissar Jacob Morandt in der Kunstszene ermitteln. Was hat Ihr Kommissar, was die vielen anderen Kommissare von Lokalkrimis nicht haben?

    In Südtirol-Krimis finden wird oft die deutsche und italienischsprachige Kultur aufgeteilt auf mehrere Figuren, einen Staatsanwalt und einen „agente di polizia“ beispielsweise. In meinem Krimi sind Spannungen, Überschneidungen, Verwischungen zwischen den Kulturen in eine Figur, den Staatsanwalt, verlegt. Staatsanwalt Jacob Morandt bewegt sich scheinbar mühelos in und zwischen den verschiedenen Kulturen. Ein genaueres Hinsehen zeigt aber auch Spannungen und das macht die Figur interessant. Das deutet sich in diesem Band nur zögerlich an, seien wir gespannt, was im nächsten passiert.

  • Debütroman von Edit Meraner
    Tod eines Künstlers (Laurin, 2024)
    Erstpräsentation 14.2.2024, 18 Uhr , Waltherhaus (Bozen)