„Über den Bürger drübergefahren!“

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SALTO: Herr Rinner, Ende November hat die Landesregierung ein Genehmigungsverfahren zu den Zielen und Maßnahmen für die „Natura-2000-Gebiete“ eingeleitet – ohne den Bauernbund oder die Betroffenen vor Ort einzubinden. Was sagen Sie dazu?
Siegfried Rinner: Wir waren sehr überrascht über die Vorgehensweise. Das Thema Gülle-Ausbringung liegt seit dem Jahr 2010 auf dem Tisch, und wir verfolgen natürlich aufmerksam, was passiert. Wir wurden weder in Kenntnis darüber gesetzt, dass die Richtlinien und die Maßnahmenpläne überarbeitet werden, noch wurden wir darin einbezogen. Wir haben erst Wind davon bekommen, als das Fachplanverfahren gestartet ist.
Was ist das für ein Verfahren?
Ein Fachplanverfahren geht in der Regel sehr schnell über die Bühne und gibt den direkt Betroffenen nur wenig Mitspracherecht.
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Artenvielfalt auf den Armentara-Wiesen: Laut Bauernbunddirektor Siegfried Rinner ist die Gefahr des Artenschwundes durch die Aufgabe der Bewirtschaftung weitaus höher als durch zu intensive Bewirtschaftung. Foto: Seehauserfoto
Wie haben Sie davon erfahren? Ist das zuständige Amt für Natur an Sie herangetreten?
Nein, wir haben erst davon erfahren, als uns einige Bürgermeister der betroffenen Gemeinden kontaktiert haben, wo denen der Fachplan vorgestellt wurde. Ein Bürgermeister hat uns beispielsweise ein Foto der Präsentation geschickt und gefragt, ob wir davon wüssten, dass die Maßnahmen detaillierter geregelt werden sollten. Daraufhin habe ich beim Ressort nachgefragt. Die Antwort lautete, dass aufgrund einer europäischen Eingabe und es auf Druck des Ministeriums notwendig ist, diese Einstufung vorzunehmen und Maßnahmen für die einzelnen Natura-2000-Gebiete neu und sehr detailliert zu regeln.
Ihre Meinung dazu?
Alles gut und recht, aber nachdem wir über Jahre hinweg versucht haben, Kompromisse zu finden, vor allem, was die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen angeht, wäre es zumindest höflich gewesen, wenn man vorab mit uns gesprochen hätte. In der Landesregierung wurde dann der Beschluss zu diesem 800-seitigen Dokument getroffen, in das wir anschließend Einsicht nehmen konnten. Es ist ein sehr komplexes, umfangreiches Dokument und nicht einfach zu durchblicken. Wir haben unsere Stellungnahme dazu abgegeben und diese auch an die Gemeinden geschickt, so wie es vom Landesgesetz vorgesehen ist. Für die Stellungnahme zum Fachplan – unter Berücksichtigung der Stellungnahmen oder auch nicht – bleiben den Gemeinden dann 60 Tage Zeit. Diese Frist ist viel zu knapp. Es ist absolut inakzeptabel, dass beim Fachplanverfahren die Grundeigentümer, also jene, die direkt von solchen Maßnahmen betroffen sind, überhaupt nicht berücksichtigt werden.
„Es ist absolut inakzeptabel, dass die Grundeigentümer überhaupt nicht berücksichtigt werden.“
Der Betroffene kann sich nicht wehren oder Einspruch erheben?
Nach Veröffentlichung hat er, so wie jeder andere Bürger auch, 30 Tage Zeit, um eine Stellungnahme abzugeben. Ich finde das eine absolute Zumutung, das muss ich schon so sagen. Im Gegensatz zu diesem Fachplan wurden die Gefahrenzonenpläne, die ebenfalls einschneidende Konsequenzen für manche Betroffenen bedeuten, in Kooperation mit den Gemeinden ausgearbeitet – und auch dort geht es um weitgehende Einschränkungen. Werden die Fachpläne von den Gemeinden erstellt, ist auch die Einbindung der Bürger garantiert – überall dort, wo die Ämter die Fachpläne ausarbeiten, wird über den Bürger drübergefahren. Das geht mir absolut gegen den Strich. Deswegen kritisiere ich zum einen die Vorgehensweise und zum anderen den Inhalt. Ja, es gibt eine Eingabe seitens der EU und ja, das Ministerium musste darauf reagieren, aber was die Maßnahme betrifft, so bestehen wir auf den Beschluss Nr. 310 der Landesregierung aus dem Jahr 2016, mit dem die Bewirtschaftung der Wiesen in den Natura-2000-Gebieten bzw. die Ausbringung von Gülle, Mist und Jauche, geregelt wird.
Auf diesen Beschluss hätte allerdings noch ein zweiter folgen müssen, in dem jene vier Säulen, auf denen die Management-Leitlinien beruhen – Berechnungsgrundlage, Düngepläne, Evaluierungsmaßnahmen und Begleitforschung – im Detail geregelt und ein Kontrollsystem eingerichtet werden sollte. Dieser Beschluss fehlt allerdings bis heute.
Es hätten nicht nur Untersuchungen der Gebiete durchgeführt werden sollen sowie eine Erhebung der Flächen mit einem entsprechenden Monitoring nach sechs Jahren, sondern es war auch eine Musterverordnung zu den Düngeplänen vorgesehen. Im Rahmen der Evaluierungsmaßnahmen, in deren Fokus vor allem die Mähwiesen der Kategorie C liegen, sollte analysiert werden, welche Auswirkungen die Bewirtschaftung hat. Bei Notwendigkeit hätten die Düngepläne angepasst werden müssen. Kurzum: Das Landesamt für Natur hat den Beschluss von 2016 vollkommen ignoriert.
Wie interpretieren Sie diesen Stillstand?
Es wurde auf einen neuen Beschluss hingearbeitet, der restriktiver sein sollte. Es lag im Kompetenzbereich dieses Amtes, die Evaluierungsmaßnahmen der Flächen vorzunehmen bzw. zu dokumentieren und die richtigen Schritte daraus abzuleiten. Nach dem Weggang des damaligen Amtsdirektors Peter Kasal, der diesen Beschluss mitgetragen hat, wurde allerdings ein neuer Ansatz verfolgt. Dieser Beschluss hat den Nachfolgern nicht gepasst – das muss man ganz klar so sagen. Nun stehen wir vor der Situation, dass dieser Beschluss nach wie vor nicht angewandt bzw. ignoriert wird und wahrscheinlich ein neuer kommen wird, der noch mehr Einschränkungen enthält.
„Dieses Mal werden wir uns aber sicher nicht mehr überrumpeln lassen.“
Weiß man schon Genaueres darüber?
Wir haben diesbezüglich noch nichts gesehen und nichts gehört. Wir gehen davon aus, dass mit dieser Neueinstufung auch die Ausbringung von Gülle neu geregelt werden soll. Dieses Mal werden wir uns aber sicher nicht mehr überrumpeln lassen. Das sage ich mit aller Deutlichkeit.
Leo Hilpold, Direktor des Amtes für Natur, hat sich dahingehend geäußert, dass es nur darum gehe, den wenigen „Schwarzen Schafe“ das Handwerk zu legen.
Wird bei der Ausbringung von Gülle übertrieben, muss eingeschritten werden. Wir sind aber auch davon überzeugt, dass die Lebensräume in einem weitaus besseren Zustand sind, als es dargestellt wird. Sehr viele dieser Lebensräume werden sehr vorbildlich bewirtschaftet, und sie sind in diesem guten Zustand, weil sie vorbildlich bewirtschaftet werden. Völlig ignoriert werden in diesem Maßnahmen-Katalog hingegen die aufgegebenen und nicht mehr bewirtschafteten Flächen. Es werden sehr viele Flächen nicht mehr bewirtschaftet, was einen Verlust der Biodiversität zur Folge hat. Bei diesem Punkt ist das Landesamt offenbar ratlos, obwohl die Gefahr, dass die Bewirtschaftung aufgegeben wird, in diesen Gebieten weitaus höher ist als eine zu intensive Bewirtschaftung. Was diese Entwicklung – Aufgabe und Verlust der Biodiversität – betrifft, hat das Landesamt aber keine Antworten parat.
Vorweg: Landwirtschaft muss…
Vorweg: Landwirtschaft muss sich lohnen. Wäre dieser Punkt mit schwarzen Zahlen abgehakt, dann könnte über ein Gülleverbot diskutiert werden. Es kann nicht sein, dass den Bauern laufend neue Prügel in den Weg gelegt werden und auf den Kosten bleiben die Bauern sitzen. Dann darf man sich auch nicht wundern, wenn Wiesen und Bauernhöfe aufgelassen werden (und von Dritten mit dicker Brieftasche gekauft werden).
Das ist wie mit dem Einsatz…
Das ist wie mit dem Einsatz der Peitsche beim Fuhrwerken, "anfangs geht es flott dahin, aber in der Summe der Jahre geht die Rechnung eher negativ auf!"
Wenn die Bauern allzu-viel "von der durch den Futter-Zukauf anfallenden Gülle seinen Feldern spendiert, werden die Spuren-Elemente aus dem Gleichgewicht gebracht."
Das hat zur Folge, dass der Bauer "wegen der gestörten Spuren-Elemente nur noch minder-wertige Futter-Pflanzen erntet!"
Herr Rinner, gehen sie…
Herr Rinner, gehen sie manchmal im Spätherbst vor die Haustür - ohne die Bauernbundscheuklappen auf.
Jeder normale Bürger weiss wie die reelle Situation aussieht! Bzw. riecht!!
Da wird noch schnell vor Wintereinbruch, sehr oft auch noch auf gefrorenen Boden Jauche, Mist oder Gülle ausgebracht. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Ganz zu schweigen von den illegalen Misthaufen überall.
Einfach die Realität - aber sicherlich haben sie die übliche Litanei an Ausreden ...
och diese armen Bauern!! ... . -)
... über wen sind die Bauern…
... über wen sind die Bauern drübergefahren?
Wenn zur passenden Zeit, die…
Wenn zur passenden Zeit, die Gülle die vom eigenen Futter der gegüllten Felder herstammt + vernüftigen Kraftfutter-Einsatz aus gebracht wird, sind die Umwelt-Probleme kleiner wie auf den Straßen, wo allerhand Unsichtbares + Sichtbareres aus den Rohren kommt, mit dem Reifen- + Brems-Abrieb sehr toxische Mixturen bildet!