Mundart kommt vom Herzen
Tiefsinnig und leserfreundlich. Vor allem diese beiden Eigenschaften treffen auf die Mundartgedichte Maridl Innerhofers zu. Doch erst wenn man die turbulente Lebensgeschichte der Dichterin kennt, versteht man, warum sie sich so kämpferisch für die eigene Muttersprache eingesetzt hat.
Am 2. April 1921 wurde sie als Maria Innerhofer in Marling geboren. Schon früh gab es heftige Schicksalschläge in ihrem Leben. Ihr Vater, Franz Innerhofer, starb nämlich bereits 22 Tage nach ihrer Geburt. Der Marlinger Lehrer wurde während des „Bozner Blutsonntages” eines der ersten Opfer der faschistischen Gewalt. Maridl Innerhofer betonte später in einem Interview, dass das Fehlen des Vaters sie stark geprägt habe. Nach dem Abschluss an der Meraner Handelsschule wanderte sie nach Bayern aus, wo sie als Lehrerin arbeitete. 1940 wollte sie zwar in Südtirol Sprachkurse unterrichten, aufgehalten von italienischen Grenzbehörden am Brenner, wurde sie aber sofort nach Innsbruck gebracht. Nach Kriegsende kehrte Maridl Innerhofer mit ihrem Ehemann Kurt Wetzel und Sohn Reinhard nach Südtirol zurück, um ihrem Lehrerberuf nachzugehen. 1949 zog sie mit ihrer Familie allerdings wieder nach Deutschland.
Erst 1960 kam sie zurück in die Heimat. In den 70er Jahren fing Maridl Innerhofer mit dem Schreiben an und sammelte ihre Texte. 1976 erschienen erstmals einige ihrer Dichtungen im Buch „Hennen und Nochtigolln”. Die Dichterin verstand es, Missstände in ihren Werken anzusprechen, besonders aber ihre Ehrlichkeit kam bei den Lesern an. Bis 1992 waren bereits acht Bände der Mundartdichtungen veröffentlicht. Ihr letztes Buch „Zukunftserinnerungen”, das zu ihrem 90. Geburtstag im Raetia-Verlag erschien, beinhaltete auch viele Gedichte in hochdeutscher Sprache. Maridl Innerhofer war bis zu ihrem Lebensende eine gefragte Dichterin, die oft zu Lesungen im Ausland eingeladen wurde und ein Aushängeschild Südtirols war. Sie verstarb am 13. August 2013 im Alter von 92 Jahren.
Herausgeber Martin Hanni erinnert
Eine Biographie der Mundartdichterin gebe es nicht, bedauert Martin Hanni, Herausgeber von „Zukunftserinnerungen”, das sei sehr traurig. „In der Literatur fand sie immer eine Möglichkeit sich auszudrücken”, sagt Hanni, „als eine der ersten und bekanntesten Mundartdichterinnen spielte Maridl Innerhofer eine tragende Rolle.” Denn in letzter Zeit würden Gedichte im Mundart immer mehr an Bedeutung gewinnen, der Grund läge in der Erkentnis der Menschen, sich zu ihrer Heimat und Tradition zu bekennen. „Maridl Innerhof war aufgeschlossen und den Umgang mit Sprachen erachtete sie immer als sehr wichtig”, berichtet Martin Hanni, „ihr Leben war tief in Südtirols Geschichte verwurzelt”.