Società | Berufsmatura

"Berufsschule keine Sackgasse mehr"

134 Schüler werden im Juni 2015 zur Berufsmatura antreten. Vorerst nur jene der deutschen und ladinischen Schulen, ein Jahr später an den italienischen.

Lange waren die Verantwortlichen dahinter gewesen, ein Berufsmaturamodell nach Schweizer und Österreicher Vorbild einzuführen, nun ist es geschafft. Insgesamt 134 Schüler werden zum Abschluss des kommenden Schuljahrs im Juni 2015 zum ersten Mal die Berufsmatura ablegen, wie bereits der Präsident des Genossenschaftsbundes Alberto Stenico auf salto.bz berichtet. Die Matura wird zunächst nur den BerufsschülerInnen der Landesfachschulen deutscher und ladinischer Sprache angeboten, ab dem Schuljahr 2015/16 dann auch jenen der Lehranstalten italienischer Sprache. Und das in der gesamten Region Trentino-Südtirol.

Gemeinsam waren die Provinzen Bozen und Trient an der Planung gesessen, um motivierten Berufsschülern nach den bisher vier Jahren Schul-(Aus-)Bildung ein fünftes zu ermöglichen, nach dem sie einen gleichwertigen Studientitel erlangen können wie Absolventen der Oberschulen. "Viele Schüler wählen eine Berufsschule, weil sie vielleicht einen nicht so guten Zugang zu Theorie haben. Mit der Zeit merken sie aber häufig, dass ein Maturaabschluss mehrere Optionen ermöglicht und die Theorie eben auch wichtig für einen praktischen Beruf ist", erläutert Walter Gufler, Mitarbeiter im Bereich deutsche Berufsbildung, die Sinnhaftigkeit der Berufsmatura. Schon länger hätte man auch von Seiten vieler Eltern gehört, dass die Berufsschule schon wichtig sei, man aber doch möchte, dass der Sohn/die Tochter auch Matura macht.

"Die Berufsschule gewinnt durch die Einführung der Berufsmatura an Attraktivität, der Weg zu einem Studientitel ist nicht mehr versperrt", freut sich Gufler. Denn die Berufsmatura – als gleichwertiger Studienabschluss – ermöglicht auch ein weiterführendes Studium an Universitäten oder Fachhochschulen. "Bisher musste ein Berufsschüler, der ein Universitätsstudium in Erwägung zog, nach dem 4. Jahr an der Berufsschule in eine Oberschule umsteigen. Dort war dann meist immer einiges nachzuholen, und viele hatten Schwierigkeiten mit dem anderen Lernsystem als sie es von der Berufsschule her gewohnt gewesen waren." Dies hätte viele Berufsschüler davon abgehalten, ein fünftes Jahr für die Matura dranzuhängen.

Wie begegnet man dem Vorwurf, die Berufsmatura sei ein "leichter" Weg, um an einen gleichwertigen Abschluss zu kommen? Gufler stellt klar, dass die Berufsmatura "nicht für alle gedacht" sei. "Es existieren gewisse Ansprüche, die ein Schüler erfüllen muss, um in das fünfte Jahr einsteigen zu können. Zusätzlich zum Diplom der 4. Klasse Berufsschule zählt das Schulergebnis und es gibt ein Aufnahmegespräch", erklärt er das Aufnahmeverfahren. Die interessierten Schüler müssen also eine besondere Motivation und bestimmte Voraussetzungen mitbringen. Der Aufbau der Maturaprüfung ist dem der staatlichen gleich: Die Maturakommission setzt sich aus internen und externen Mitgliedern zusammen, wobei der Kommissionspräsident in jedem Fall ein Staatsschuldirektor bzw. ein Stammrollen-Oberschullehrer ist. "Es ist also nicht so, dass es besonders leicht wäre, die Berufsmatura abzulegen", präzisiert Gufler. Von den 230 Interessierten haben schließlich 134 die Aufnahme in das fünfte Schuljahr geschafft.

Man sei stolz darauf, dass ein großes Anliegen nach vielen Jahren, die man sich darum bemüht habe, nun umgesetzt worden ist. Das traditionsreiche Berufsbildungssystem in Südtirol und dem Trentino, seit jeher gut ausgebaut, ermöglicht jungen Menschen zusätzliche Perspektiven und Optionen. "Denn auch die Nachfrage aus der Wirtschaft nach hochqualifizierten Fachkräften ist groß. Und diesen wird durch die Berufsmatura eine weitere Tür geöffnet."

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