Società | Bildungsdialog

Gemeinsam diskutieren statt Gegeneinander agieren

Das Fazit der zweiten Runde des Bildungsdialogs: vier Treffen, 500 Teilnehmer, viel Diskussion, und auch Emotion. Nun soll zügig gehandelt werden.

Nun ist also genug geredet. Mit der Dialogrunde zur Vorstellung des Entwurfs zum neuen Bildungsgesetz am Donnerstag Abend in Meran ist der vom Landesrat für Deutsche Bildung initiierte Bildungsdialog zu Ende gegangen. Insgesamt haben an den vier Treffen rund 500 an der Schul- und Bildungswelt Beteiligte und Interessierte teilgenommen. Im Zentrum der Diskussionen standen die drei Schwerpunktziele des neuen Bildungsgesetzes: Bildungsguthaben anerkennen – Aufnahme des Lehrpersonals transparent und einfach gestalten – didaktische Kontinuität sichern.


Anerkennung von Bildungsguthaben: Schulen entscheiden über Sport und Ehrenamt

Durchaus kontrovers diskutiert wurde die Anerkennung von Bildungsguthaben. Denn während der Besuch einer Musikschule in Zukunft an allen Schulen zu einer – je nach Schulstufe unterschiedlichen Stundenanzahl – Befreiung vom Wahlpflichtunterricht mit sich bringt, werden über die Anerkennung anderer außerschulische Tätigkeiten wie etwa Sport oder Ehrenamt von den jeweiligen Schuldirektionen autonom entschieden. "Wir Lehrer sind nicht ganz glücklich mit dieser Regelung und sehen eine gewisse Gefahr, wenn die Schulen autonom entscheiden, ob eine außerschulische Tätigket anerkannt wird oder nicht. Denn jede Schule wird sich je nach Ausrichtung für Tätigkeiten eines Vereines mehr öffnen als jener anderer", meldete Petra Nock, Vorsitzende der ASGB-Fachgewerkschaft Schule in einer Diskussionsrunde zum Bildungsgesetz der Rai Südtirol Bedenken an. "Wir fordern eindeutige Qualitätsstandards, zentrale Kriterien, die für alle Schulen gelten und klar regeln, was anerkannt wird und was nicht", so Nock.

Landesrat Philipp Achammer versuchte die Lehrerschaft zu beruhigen, indem er zusicherte, dass es keinesfalls zu einer Verbürokratisierung kommen werde und der Vorschlag, eine zentrale Richtlinie für die Anerkennung außerschulischer Tätigkeiten zu schaffen, durchaus aufgenommen wurde. Erfreut über die neue Regelung zeigte sich indes Matthias von Wenzl, Vorsitzender des Landesbeirates der Schüler: "Hier ist eine konstruktive Möglichkeit zur Entlastung der Schüler geschaffen worden, die auch aufgrund der 5-Tage-Woche häufig keine Zeit mehr für außerschulische Aktivitäten hatten." Dass die Schüler von dem durch die 5-Tage-Woche komprimierten Schulkalender und -unterricht häufig überfordert seien, davon ist auch Elmar Knoll, Vertreter im Landesbeirat der Eltern überzeugt. Er wünsche sich vor allem eines: "Ruhe. Die Lehrer sollen sich Klarheit haben und sich um den Unterricht kümmern können."


Kontinuität in der Didaktik: Vorteile für Schüler, Klarheit und Sicherheit für junge Lehrer

Diese Ruhe soll auch durch mehr didaktische Kontinuität einkehren. Dazu sind verschiedene Maßnahmen vorgesehen, die einerseits den Schülern zugute kommen sollen – da ständige Lehrerwechsel vermieden werden – aber auch jungen Lehrpersonen mehr Sicherheit und Klarheit für ihre Zukunft bietet.


Aufnahme des Lehrpersonals: Ranglisten und Qualität der Ausbildung sind heiße Eisen

"Gerechter und nachvollziehbarer" soll sich zukünftig auch die Einordnung des Lehrpersonals in die Landesranglisten gestalten, versicherte Achammer, "denn unterschiedliche Lehrbefähigungen sollen nicht unterschiedlich gewertet werden". Dass Rangordnungen und Qualität der Lehrerausbildung heiße Eisen sind, zeige die zum Teil laut Achammer sehr kontrovers und emotional geführte Diskussion darüber. "Ich weiß sehr wohl, dass es sehr schwierig ist, auf jegliche individuelle und persönliche Situation einzugehen", versuchte der Landesrat zu vermitteln, "aber wir wollen bestehende Konflikte lösen, weil die Bildungslandschaft in Südtirol ein Miteinander und kein Gegeneinander braucht." 


Forschen Schrittes voran

Ob solche Vorfelddiskussionen auch zukünftig Schule machen und wirklich einen "neuen Weg in der Gesetzgebung" eröffnen, wie Achammer überzeugt ist, wird sich zeigen. Auf die vielen Worte sollen bald Taten folgen. Der Bildungslandesrat wird sich nun daran machen, die gesammelten Rückmeldungen zu ordnen, analysieren und evaluieren. Anschließend stehen Gespräche mit den Interessensvertretungen zum neuen Bildungsgesetz an, bevor schließlich über die notwendigen Anpassungen diskutiert wird. Der Text soll noch im November vom Landesschulrat begutachtet werden. Der Landesregierung will ihn Achammer Anfang Dezember zur Beschlussfassung vorlegen, so dass er Mitte Dezember in der Gesetzgebungskommission und zu Beginn des neuen Jahres im Landtag behandelt werden kann. Das Gesetz sollte dann im Schuljahr 2015 / 2016 zur Anwendung kommen.