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Donald Trump gefällt das nicht

Donald Trump ist erneut zum US-Präsidenten gewählt worden. Der Film „The Apprentice“ erzählt auf geschickte Art und Weise von seinen Anfängen.
Zwei Männer im Auto
Foto: Studiocanal
  • Wie ein verletzliches, schutzloses Reh wirkt Donald Trump am Anfang von The Apprentice. Er sitzt in einem edlen New Yorker Lokal, sein Blick schweift unruhig durch den Raum, die Hände sind im Schoß gefaltet. Donald ist Ende 20, als er an diesem Abend den Anwalt Roy Cohn kennenlernt, oder besser gesagt: von Cohn kennengelernt wird. Der sieht Potential in dem schüchternen, aber mit viel Geld und Familienstatus gesegneten Trump. Cohn nimmt ihn unter seine Fittiche, bringt ihm die drei goldenen Regeln bei, von denen die erste noch die einfachste ist: Angriff, Angriff, Angriff. Die zweite lautet, nichts zuzugeben und alles zu leugnen. Die dritte schließlich: Egal was geschieht, beanspruche immer den Sieg, leugne jede Niederlage.
     

    Wäre all das in seinen Grundsätzen nicht fest in der Realität verankert, würde man lachend den Kopf schütteln.


    Sieht man sich den realen, heute in der Welt herumtrampelnden Trump an, könnte man denken, er habt sich diese Regeln zu Herzen genommen. Ob sie vom realen Cohn dem realen Trump so weitergeben wurden, steht in den Sternen. The Apprentice von Regisseur Ali Abbasi nimmt sich die Freiheit, eine von der Realität inspirierte, dann aber doch freie Geschichte zu erzählen. Alle Versatzstücke, für die Trump bekannt ist, sind aber da. Die wohlhabende Familie mit dem Vater als großen Patriarchen. Die Immobilien. Die Kontakte zur High Society, die bis in die Politik hineinreichen. Exzesse bei Partys, denen der Film-Trump erst nur verhalten begegnet. Frauen, die vor allem schön sein müssen, und dann natürlich Ivana, die Tschechin, die Trumps erste Ehefrau werden wird. Der Schönheitswahn. Später dann Verrat an den Verbündeten, weil der eigene Werdegang wichtiger ist. Das große Ziel: Der Trump-Tower, ein Luxushotel mitten in New York, einer Stadt, die Ende der 70er am Abgrund steht. Das Geld fehlt und Trump möchte Steuervorteile. Wäre all das in seinen Grundsätzen nicht fest in der Realität verankert, würde man lachend den Kopf schütteln. Mit dem Wissen, dass es geschehen ist (und noch immer geschieht), möchte man weinen. Besonders in Hinblick darauf, dass dieses Verhalten bis an die Spitze der Politik führen kann.

  • Foto: Studiocanal
  • Ali Abbasi wählt für seinen Trump-Film einen atemlosen Stil. Er ist stets nah dran an seinem Protagonisten. Die Kamera folgt ihm durch New York, und passt sich je nach Jahrzehnt auch stilistisch an. Der Film endet frühzeitig, Ende der 80er bereits, und klammert so alles weitere, etwa die Entertainment-Karriere von Trump, aus. So beschäftigt sich Abbasi nur mit der Wandlung vom schüchternen Typen hin zum skrupellosen Superman. Inwiefern Trump naiv agiert, die gelernten Regeln bloß anwendet, ohne sie zu verstehen, lässt der Film offen. Er schafft den Spagat, Trump nicht als Bösewicht zu inszenieren, aber auch nicht als Opfer. Die erwartete Abrechnung mit der ungeliebten Figur bleibt also aus. Schmeichelhaft ist der Film trotzdem nicht, besonders gegen Ende zeigt er eine der hässlichen Fratzen seines Protagonisten.
     

    In den USA wäre der Film beinahe nicht erschienen, weil Trumps Team das verhindern wollte.


    The Apprentice setzt sich zwischen die Stühle. Er ist weder klassisches Biopic, denn dafür erzählt er zu wenig aus einem langen Leben, noch ist er eine waschechte Satire, dafür ist er zu zahm und hält sich mit Überhöhungen zurück. Am Ende ist er ein verdichtetes Porträt, angelehnt an die Realität, mit Freiheiten dort, wo wir als Unbeteiligte keinen Einblick haben. Getragen wird all das von zwei beeindruckenden schauspielerischen Leistungen. Sebastian Stan als Trump wird der Rolle gerecht, ohne eine Parodie zu spielen. Jeremy Strong als Roy Cohn steht ihm gegenüber und verschwindet völlig in der Rolle. Er gibt den Anwalt regelrecht furchteinflößend – diesen Mann möchte man nicht als seinen Feind haben.
    In den USA wäre der Film beinahe nicht erschienen, weil Trumps Team das verhindern wollte. Dass er trotzdem in die Kinos kam, kann als Triumph der Kunstfreiheit interpretiert werden. Geholfen hat das dem Ausgang der Wahl nicht. Und ob es mit der Kunstfreiheit weiterhin so bleibt, muss sich zeigen. 

  • (c) Studiocanal