Wenn Träume anrollen

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So viel Aufmerksamkeit wie jetzt bekommt der Frauenfußball sonst kaum, aktuell findet die Frauen-EM in der Schweiz statt. Spannende und hochklassige Spiele scheinen die Aufmerksamkeit für den Damenfußball zu steigern. Die Stadien sind voll und die Einschaltquoten so hoch wie nie zuvor.
Wir freuen uns besonders darüber. Als zwei junge Fußballspielerinnen aus Südtirol schätzen wir es sehr, dass der Frauenfußball derzeit so viel Beachtung findet. Immer mehr entsteht der Eindruck, dass die Menschen die Spiele nicht mehr nur aus Interesse oder Neugier verfolgen, sondern aus echter Begeisterung. Das ist ein wichtiger Schritt, den nicht nur die Nationalspielerinnen erleben dürfen, sondern alle Fußballspielerinnen – ob als Profis oder Jugendspielerinnen.
„Ich stelle die Frauen-EM über die Klub-WM der Herren“
Die sportliche Qualität dieser EM ist beeindruckend. Das Niveau und die Dynamik sind höher denn je. Es wird deutlicher, wie sehr sich der Frauenfußball technisch und taktisch weiterentwickelt. Auch in den Medien hat sich viel getan: Frauenfußballspiele werden häufiger im Fernsehen übertragen und mit großem Interesse verfolgt. „Ich stelle die Frauen-EM über die Klub-WM der Herren“, sagte Andreas Rettig, der DFB Geschäftsführer: „Es ist ein großartiges, sportlich wertvolles Ereignis. Deshalb schaue ich mir die Spiele intensiver und lieber an als die anderen Spiele.“ Schon alleine diese Aussage zeigt, wie stark die Popularität des Frauenfußballs in den letzten Jahren gewachsen ist. Es geht nicht nur mehr darum, dass wir Frauen Fußball spielen, sondern wie wir spielen - und das ist ein Unterschied, den wird lange vermisst haben.
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Dennoch gibt es nach wie vor viele Vorurteile gegenüber dem Frauenfußball. Das ist äußerst schade, denn häufig wird der Damenfußball negativ dargestellt, weil einige den Sport noch immer als reinen ‚Männersport‘ sehen. Dabei ist das natürlich völliger Unsinn. Leider gibt es selbst in Profivereinen mancher Nationen noch immer Skandale, weil Spielerinnen nicht ernst genommen werden oder nicht die nötigen Rahmenbedingungen vorfinden. Wir empfehlen die Dokumentation „Der Kuss“, sie zeigt die internen Skandale in der spanischen Nationalmannschaft und die Perspektive der Weltmeisterinnen auf.
Außerdem raten wir allen, die dem Frauenfußball noch kritisch gegenüberstehen, sich die Spiele der EM anzuschauen, denn wer sie gesehen hat, wird die Klasse des heutigen Damenfußballs erkennen. Wir spielen seit mehreren Jahren Fußball, beim AFC Sterzing und beim FFC Pustertal. Auch wir spüren, dass sich in unserem Sport einiges verändert hat. Immer mehr Mädchenmannschaften entstehen, die Trainingsbedingungen verbessern sich, und das Interesse wächst, sowohl bei den Spielerinnen als auch bei den Zuschauern und Fans. Fußballspielen wird für Mädchen immer selbstverständlicher, das zieht auch die Jüngeren an. Wir freuen uns, diese Entwicklung miterleben zu dürfen.
Allerdings zeigen sich in einigen Bereichen weiterhin Unterschiede zwischen Mädchen und Jungs. Einen Trainingsrasen zu bekommen, ist nicht immer einfach, was bei vielen Jungsmannschaften dagegen selbstverständlich ist. Unsere Spiele werden oft nur mit Skepsis betrachtet. Auch wenn wir uns in der Entwicklung auf einem guten Weg befinden, gibt es weiterhin Einiges, das sich ändern muss.
Wir verfolgen die EM mit Begeisterung, besonders drücken wir Frankreich, Spanien und der Schweiz die Daumen. Die Französinnen spielen hochklassigen Fußball, der zum Mitfiebern anregt. Spanien, die aktuellen Weltmeisterinnen, begeistern mit ihrer einzigartigen Spielweise, es macht richtig Spaß, ihnen zuzuschauen. Und die Schweizer Spielerinnen zeigen Leidenschaft und den starken Zusammenhalt auf dem Platz. Die EM im eigenen Land bewegt die ganze Nation.
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Zu den Autorinnen
Eva Gruber ist 17 Jahre alt und stammt aus Luttach. Sie spielt beim FFC Pustertal in der Oberliga und besucht die Fachoberschule für Bauwesen in Bozen.
Philomena Klammer ist 15 Jahre alt, kommt aus Sterzing und spielt AFC Sterzing in der Oberliga. Sie besucht das Fallmerayer - Sprachengymnasium in Brixen.
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Natürlich hoffen wir beide auch auf den größtmöglichen Erfolg der italienischen Nationalmannschaft. Besonders bemerkenswert ist die junge Spielerin Eva Schatzer aus Vahrn, die in diesem Jahr zum italienischen Kader gehört. Sie beeindruckt durch ihren großen Ehrgeiz und ihre stets positive Einstellung. Außerdem ist sie ein großes Vorbild für uns SüdtirolerSpielerinnen, denn Eva Schatzer zeigt, dass es auch für uns möglich ist, im Sport und mit Leidenschaft weit zu kommen.
Die Euphorie rund um die Frauen-EM darf kein einmaliges Phänomen sein. Der Frauenfußball soll weiterhin gefördert werden, sei es in Ausbildungen, den Vereinen oder in den Medien. Besonders wichtig ist, dass junge Spielerinnen Vorbilder haben, denen sie nacheifern können.
Wir hoffen, dass diese Entwicklung, die nicht nur der Frauenfußball, sondern der gesamte Frauensport aktuell durchlebt, auch in Zukunft weitergeht. So können immer mehr Mädchen und Frauen motiviert ihren Sport ausüben, ohne sich ständig Gedanken über Vorurteile machen zu müssen. Diese EM bewegt. Sie hat uns gezeigt, dass Träume wahr werden können.
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Heute, am 16. Juli, steigt um 21:00 Uhr (MEZ) im Stade de Genève in Genf das Viertelfinale der UEFA Women’s EURO. In der K.O.-Runde treffen Italien und Norwegen aufeinander – Spannung auf höchstem Niveau.
Bleibe auf dem Laufendem. Hier der Link zur offiziellen Women's EURO Facebook-Seite.
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Diese Damen-EM ist m.M. mindestens so spannend wie eine Herren-EM. Ewig Gestrige haben prinzipiell 2 Schubladen, eine für den Männersport, die andere für den Frauensport.