Politica | Wahlen 2021
Nalser Kalkül

Foto: Othmar Seehauser
Offiziell geht es um ein hehreres Ziel.
Am 10. Oktober 2021 finden in Nals vorgezogene Neuwahlen statt. Die SVP-Ortgruppe hat dafür bereits vor Wochen eine eigene Homepage eingerichtet. Dort wirbt man für die Bürgermeister-Vorwahl, die am kommenden Sonntag den 22. August, in der Etschtaler Gemeinde über die Bühne geht.
„Ein starkes Zeichen für eine basisdemokratische Mitbestimmung: Erstmals in Nals wird der Bürgermeisterkandidat der Südtiroler Volkspartei in einer offenen Vorwahl ermittelt.
Zur Vorwahl werden zwei erfahrene SVP-Exponenten antreten: Der ehemalige Bürgermeister Ludwig Busetti sowie Eduard Gasser. Beide Kandidaten sind verdiente und langjährige Gemeinderäte, die bei ihrer Arbeit in Gemeinderat und -ausschuss ihren Einsatz für das Dorf bewiesen haben. Stimmberechtigt und zur Vorwahl aufgerufen sind dabei nicht nur SVP-Mitglieder, sondern alle in den Wählerlisten eingetragenen Nalser Bürgerinnen und Bürger.“
Der Nalser SVP-Obmann und Kurzzeitbürgermeister Franz Pircher sagt auf der Homepage: „Wir möchten nun in voller Transparenz neu durchstarten und von Anfang an die gesamte Bevölkerung mit einbeziehen“.
Wie diese „volle Transparenz“ allerdings ausschaut, wird an einem Rundschreiben deutlich, das dieser Tage in die Briefkästen der Nalser SVP-Mitglieder geflattert ist.
In dem Schreiben wird die Katze aus dem Sack gelassen und die Entscheidung für die offenen Vorwahlen weit realistischer begründet.
SVP-Ortsobmann Franz Pircher schreibt:
„Nachdem zwei überaus verdiente und erfahrene Mitglieder ihr Interesse an einer Kandidatur bekundet haben, war diese Entscheidung die einzig richtige. Mit beiden Bürgermeister-Kandidaten bei den Gemeinderatswahlen anzutreten‚ wäre ein unkalkulierbares Risiko gewesen. Am Ende hätte es evtl. einen lachenden Dritten gegeben und das Amt des Bürgermeisters wäre nach über 76 Jahren einer anderen Partei zugefallen. Dies wollten und konnten wir nicht riskieren und haben uns aus diesem Grund für eine Vorwahl entschieden.“
Unkalkulierbares Risiko
Dass diese Befürchtung alles andere als unbegründet ist, zeigt die Vorgeschichte.
Bei den Gemeinderatswahlen im September 2020 hatte die SVP 55,3 Prozent der Stimmen und 8 Sitze im Gemeinderat erhalten. Es war eine herbe Niederlage. Im Vergleich zu den Wahlen fünf Jahre zuvor, hat man 26 Prozentpunkte und vier Mandate verloren. Die großen Wahlsieger war damals die neue Liste „Nals aktiv/Nalles attivo“. Sie erreichte 39,9 Prozent und damit sechs Sitze im Gemeinderat.
Dieses Kräfteverhältnis spiegelte sich auch in der Direktwahl des Bürgermeisters wieder. Der SVP-Kandidat, Ortsobmann Franz Pircher schaffte 57,3 Prozent. Sein Herausforderer Joachim Mair von Nals aktiv kam auf 42,7 Prozent. Es waren genau 134 Stimmen, die die beiden trennten.
Am Ende scheiterte der gewählte Bürgermeister Franz Pircher aber bei der Bildung des Gemeindeausschusses. Pircher musste zurücktreten. Seitdem wird die Gemeinde Nals kommissarisch verwaltet. Zuerst vom langjährigen Gargazoner Bürgermeister Rudolf Bertoldi, der aus gesundheitlichen Gründen das Amt zurücklegen musste. Vor zwei Wochen hat dann Klaus Runer, Ex-Bürgermeister der Nachbargemeinde Terlan dieses Amt übernommen.
Dass vor diesem Hintergrund die Nalser SVP die Stimmen auf einen einzelnen Bürgermeisterkandidaten konzentrieren will, ist verständlich. Zersplittern sich die SVP-Stimmen dürfte die Nalser Opposition der lachende Sieger sein.
Dass man deshalb für die Vorwahl unterm Edelweiß die hehreren Ziele wie Basisdemokratie und Transparenz bemüht, ist eher peinlich. Wie auch ein Schönheitsfehler im SVP-Rundschreiben.
Dort fehlen die Namen der beiden Kandidaten, die zu den Vorwahlen antreten.
Ein Versehen? Oder ein kleiner Seitenhieb des verhinderten Nalser Bürgermeisters und SVP-Chefs Franz Pircher, der zu den Wahlen am 10. Oktober erst gar nicht mehr antritt?
ATTENZIONE!
La diversità di opinioni è in pericolo!
Se venissero accettati i requisiti per i contributi ai media, non potresti vedere i commenti senza registrazione.
Effetua login per aggiungere un commento!
Die SVP befindet sich schon
Die SVP befindet sich schon zu lange im "schlechten Licht" Hoffentlich schafft es die Oposition diesesmal in Nals die Macht der SVP z BRECHEN.Alles GUTE!