Ernüchternde Beteiligung
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Nur 233 Rückantworten erhielt die Stadt Meran von den 1.143 befragten Bürgern auf die von der IDM und der Eurac erstellten und im Spätsommer durchgeführten Umfrage. Dass es sich hier nach, wissenschaftlichen Standards, um kein zufriedenstellendes Ergebnis handelt, wissen auch die Kur- und Stadtverwaltung. „Im Normalfall wird eine Rücklaufquote von 30 Prozent angenommen“, kommentiert der Verantwortliche für Kommunikation der Kurverwaltung David Stricker. In Meran hat gerade einmal knapp jeder Fünfte an der Studie teilgenommen. Ganz nebenbei gehörten diese beinahe ausschließlich der deutschen Sprachgruppe an. Nur fünf Prozent der Teilnehmer gaben an, zu Hause Italienisch als erste Sprache zu verwenden.
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Weshalb wurde diese Studie durchgeführt?
Vizebürgermeisterin Katharina Zeller zufolge habe Meran eine Leuchtturmfunktion in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Aufgrund dessen habe man sich dazu entschlossen, die Stadt Meran als nachhaltige Tourismusdestination zertifizieren zu lassen. Das Verfahren, welches derzeit kurz von dem Abschluss stünde, sehe eine Umfrage bezüglich des nachhaltigen Fremdenverkehrs vor, weshalb besagte Umfrage durchgeführt wurde.
„Meran war schon immer eine Touristenstadt. Das Ziel der Gemeinde ist es, die Tourismussituation zu verbessern. Um diesbezüglich die richtigen Schritte einzuleiten, wurde die Umfrage durchgeführt“, fügt Merans Bürgermeister Dario Dal Medico an.
Was die angestrebte Klimapolitik betrifft, liege der Kern dieser vor allem im Monitoring. Das bedeute, dass man sich Ziele stecken und anschließend überwachen müsse. „Die Gemeinde hat sicherlich viele Hebel, an denen sie arbeiten kann“, so Zeller. Ihr zufolge sei ein erstes Ziel, den Touristenansturm an gewissen Tagen im Jahr oder bestimmten Saisonen zu lindern und Meran zu einer Ganzjahresdestination zu entwickeln. Laut Stricker verfolge auch die Kurverwaltung von Meran dieses Ziel.
Das Ergebnis der UmfrageRund 70 Prozent der Teilnehmer sehen den Tourismus als einen wichtigen Faktor für die zukünftige Entwicklung der Region. Für knapp 84 Prozent trägt der Tourismus jedoch zu den steigenden Lebenshaltungskosten bei. Für 90 Prozent sind die Preise für den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses zu hoch und 86 Prozent sind auch in Bezug auf die Mietpreise dieser Meinung. Was die Intensität des Verkehrs in Meran angeht, gaben etwa 48 Prozent an, dass dieser sehr hoch sei. Weitere 33 Prozent beantworteten dieselbe Frage mit „hoch“. Was die allgemeine Auswirkung des Tourismus auf die Lebensqualität der Meranerinnen und Meraner angeht, ist das Ergebnis nicht eindeutig, jedoch eher positiv. Ziemlich zufrieden sind die Bewohner der Kurstadt mit dem öffentlichen Verkehrsnetz. 43 Prozent der Befragten gaben an, dass sie den ÖPNV als effizient ansehen. Ebenfalls als positiv erachten die Befragten die Bemühungen des Tourismussektors bei der Verwendung regionaler Produkte.
Auch was Wünsche für die Zukunft angeht, liefert die Umfrage detaillierte Antworten. 19 Prozent wünschen sich einen Schutz der Umwelt und der Stadt. Weitere knapp 19 Prozent möchten, dass künftig mehr auf die Qualität und nicht die Quantität des Tourismus geachtet wird. Der dritthäufigste Wunsch ist jener nach einer besseren Organisation der Verkehrsflüsse der Stadt (18 Prozent).
Die zweite BefragungIm Rahmen der Initiative wurde noch eine weitere Studie durchgeführt. Diese war jedoch den Gästen Merans vorbehalten. Mit einer Teilnahme von 442 Personen war diese erfolgreicher in Bezug auf die Antwortmenge. Die Fragestellung war jedoch eine etwas andere, erklärt David Stricker. Das Ergebnis: Sehr positiv. Die Erwartungen der Gäste konnten in neun von zehn Fällen erfüllt werden und 90 Prozent der Befragten gaben an, erneut in Meran Urlaub machen zu wollen. Was die Nachhaltigkeit betrifft, erklärten 70 Prozent, dass Nachhaltigkeits-Zertifizierungen eine wichtige Rolle bei der Wahl ihres Reiseziels spielen würden. Die Befragten kamen überwiegend (mehr als die Hälfte) aus Deutschland, 30 Prozent gaben als Herkunftsland Italien an.
Und wen interessiert so eine…
Und wen interessiert so eine Zertifizierung? Wahrscheinlich den zuständigen Gemeinde-Politiker der sich mit so einer Vorreiterrolle profilieren möchte, und nicht zuletzt jene Institutionen die an den Studien verdienen.
Den einfachen Bürger wohl kaum, wie aus besagten Rückantworten bereits hervorgegangen ist.