Società | kommentar

Wo wart ihr?

Liebe Jugendlichen, ihr habt am Freitag alles richtig gemacht! Ihr gehört nicht ins Klassenzimmer, wenn es darum geht, dem Land zu zeigen, dass ihr da seid.
fridays for future Bozen
Foto: Salto.bz

Liebe Jugendlichen, ihr habt diesem Land einen Gefallen getan. Ihr habt eure Zweifler eines Besseren belehrt und seid zu Tausenden auf die Straße gegangen. Dass die Dauernörgler auch nach Freitag nicht verstummt sind, liegt nicht an euch.

Wer unbequem ist, der wird gerne in die Ecke gedrängt. Und wenn jetzt der ein oder die andere versucht, euch die Glaubwürdigkeit abzusprechen, ist das der Beweis dafür, dass ihr alles richtig gemacht habt. Ihr habt das getan, was euch so gerne vorgeworfen wird, nicht zu tun: Ihr wart da. Ihr habt eure Stimme erhoben, euch friedlich und fröhlich den Platz genommen, der euch viel zu oft nicht zugestanden wird. Ihr wart nicht zu überhören, zu übersehen erst recht nicht. Dass das manchem nicht passt, ist nicht euer Problem.

Verantwortung übernehmen bedeutet auch, anderen Verantwortung zuzugestehen. Allzu oft verhindern Erwachsene genau das: dass sich junge Menschen ihre Freiräume nehmen, einfordern, gehört und ernst genommen zu werden.

Wieviel Überzeugung, wie viel Idealismus steckt in dem, was jeder einzelne von uns täglich tut? Diese Frage muss sich gefallen lassen, wer euch vorwirft, aus purer Lust am Schwänzen auf die Straße gegangen zu sein, wer euch lieber in eurer Freizeit beim Demonstrieren sehen würde – oder gleich nur im Klassenzimmer. Dort gehört ihr nicht hin, wenn es darum geht, dem Land zu zeigen, dass ihr da seid!

Unglaubwürdig ist nicht, wer bei der Demo nicht bis zum Ende dabei war. Unglaubwürdig ist nicht, wer danach zu McDonalds geht. Unglaubwürdig ist nicht, wer Cola aus der Dose trinkt. Unglaubwürdig ist nicht, wer seine selbst gebastelten bunten Plakate auf die hässlichen grauen Terror-Betonblöcke steckt.
Unglaubwürdig ist, wer jetzt den Zeigefinger erhebt, wer meint, dass es nur an euch liegt, diese Welt ein Stück besser zu machen – eine Welt, die nicht ihr zu dieser gemacht habt – und euch auch noch sagen will, wie ihr das zu schaffen habt.

Recht machen kann man es nie allen, und das ist gut so. Ihr aber habt euch nichts vorzuwerfen. Macht weiter! Hinterlasst Spuren! Damit euch niemand fragen muss: Wo wart ihr?