Politica | Negrelli-Halle

„Hier geht es um das Bahnhofsareal“

Mit der überraschenden Wende in der Causa Negrelli-Halle dürfte die Signa wieder freie Bahn haben. Heinz Peter Hager wittert hinter der Operation noch andere Interessen.

Die Negrelli-Halle hat bis auf einen Teil des Sockels nichts mehr mit dem Original zu tun, das der bekannte Architekt Mitte des 19. Jahrhunderts entworfen hatte, weil sie mehrmals umgebaut und zerstört wurde. Auf den Rekurs gegen den Abriss des Kulturdenkmals folgt nun die Entdeckung eines offenbar architekturhistorischen Schwindels, mit dem Carlo Azzolini, Architekt und Mitglied der Bozner Baukommission, der Geschichte um die Halle noch einmal eine unerwartete Wende gab. „Bis auf ein Gebäude , das nach dem zweiten Weltkrieg errichtet wurde, ist alle orginal Negrelli“, beharrte die Präsidentin des Kuratoiums für Technische Kulturgüter Wittfrieda Mitterer zwar in einer ersten Reaktion auf ihrer Position. Doch die ausgerechnet aus einer Ausstellung des Kuratoriums aus dem Jahr 2012  hervorgeholten Originalpläne scheinen die Thesen des Architekten mit deutlichen Unterschieden zum heutigen Bauwerk klar zu belegen. Klar davon profitieren René Benko bzw. sein Bozner Mann Heinz Peter Hager, die nun wohl keine wesentlichen Verzögerungen mehr für die Verlegung des Busbahnhofs und somit ihres Maga-Projekts rund um das heutige Busbahnhofsareal zu befürchten habe.

 

salto.bz: Herr Hager, so manches Problem löst sich von selbst?
Heinz Peter Hager: Ja, wie es scheint, leben wir nicht nur einer Zeit der Fake News, sondern auch der Fake Buildings. Es ist für mich schon überraschend, wie unprofessionell hier vorgegangen wurde. Ich denke, nun ist definitiv ersichtlich, dass es bei dieser gesamten Aktion rund um die Negrelli-Halle nicht um uns geht, sondern darum, die Verbauung des Bahnhofsareals zu verzögern.

Wie kommen Sie darauf? Es geht wohl vor allem um Menschen, denen ein zugegebenermaßen spät entdecktes Kulturgut am Herzen liegt. Oder unterstellen Sie dem Kuratorium hier bewusst mit falschen Karten zu spielen?
Es ist kein Kulturgut, sondern ein Fake Building. Die wissen ganz genau, dass es sich hier nicht um das Original, sondern um einen schlechten Nachbau handelt.

Und welchen Grund hätten sie, dann ein solches Theater zu inszenieren? 
Das müssen Sie Frau Mitterer fragen, nicht mich. Doch wie gesagt, ich denke die wahrlich entscheidenden Kräfte sind hier nicht im Kuratorium, sondern ganz woanders zu suchen. Es geht darum, einen wichtigen Teil des Bahnhofsareals zu blockieren und damit den großen Plan der Bebauung des Bahnhofsareals noch weiter hinauszuzögern.

Das klingt schon ein wenig nach Verschwörungstheorie. Das Bahnhofsareal ist im Gegensatz zu Ihrem Projekt immer auf breite Zustimmung unter den wichtigen Playern im Land gestoßen. Wie kommen sie also darauf, dass es hier um andere Interessen als kulturelle bzw. einer Verzögerung Ihres Projektes gehen soll? 
Wir haben von Anfang an die breite Bevölkerung in unsere Planungen mit einbezogen und deswegen eine solch breite Zustimmung erhalten. Schließlich planen wir ein Projekt für die Bevölkerung und nicht nur für wenige wichtige Interessensträger. Ich bin sicher, das haben auch unsere Gegner verstanden und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so unklug sind, noch weiter Opposition gegen unser Projekt zu machen. Schließlich kennen sie mittlerweile unsere Professionalität und wissen vor allem, dass sich zwei Drittel der BürgerInnen für den WaltherPark ausgesprochen haben. Deshalb bin ich davon überzeugt: Hier sind bestimmte Bozner Lobbys mit anderen Interessen am Werk.

Dann nennen Sie Ross und Reiter...
Ich sage nur so viel: Das ist die alte Bozner Lobby, die schon gegen unser Projekt gekämpft hat und nicht einsehen will, dass sich die Zeiten ändern. Und dafür auch bewusst versucht, den Bürgermeister zu bremsen. Denn man weiß schließlich, wie überzeugt Renzo Caramaschi von der Entwicklung des Bahnhofsareals ist.

Zumindest für die Signa scheint die Gefahr gebannt zu sein, dass sich die Bauarbeiten nun wesentlich verzögern? 
Nicht nur für die Signa, sondern für die Bevölkerung und die Stadt Bozen. Ich denke, man kann davon ausgehen, dass ein Gericht nicht verlangen wird, schlechte Nachbauten unter Denkmalschutz zu stellen. Das wird jeder verstehen, dafür braucht man nicht einmal in Architektur oder Kultur bewandert sein.

Also Fakten auf den Tisch: 1) die Bozner - mit den Pendlern - haben seinerzeit für die Signa abgestimmt und nicht gegen die Entwicklung des Bahnhofsareals; 2) die breite Bevölkerung der Haupstadt und Umgebung kann es nicht erwarten im Kaufhaus WaltherPark einzukaufen und sich dadurch auch kulturell zu bereichern; 3) bestimmte Bozner Lobbys sind eindeutig gegen die Marktwirtschaft und deshalb auch gegen jeden sozialen Fortschritt; 4) Negrelli hat den Sueskanal geplant, die Halle in Bozen war nur ein unbedeutender Modellentwurf eines Wächterhäuschens. Alles andere kann man, wie die “Paradise Papers”, unter fake populism einstufen und hat nur den Zweck den Bürgermeister einzubremsen, die ersten Bremsspuren kann man schon am Eingang des Gemeindehauses sehen. Hingehen und sich überzeugen !"!

Ven, 11/17/2017 - 14:56 Collegamento permanente