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Geschlechterklischees prägen Wunschberuf

Neue WIFO-Studie zum Bildungsweg von Jugendlichen: Neben den eigenen Interessen spielen Vorbilder, Stereotype und die eigene Herkunft eine wesentliche Rolle.
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Foto: Gaelle Marcel / Unsplash
Welche Faktoren beeinflussen die Schüler*innen bei ihrer Entscheidung, welchen Bildungsweg sie nach Abschluss der Mittelschule einschlagen? Diese Frage versucht eine Erhebung des WIFO (Institut für Wirtschaftsforschung) der Handelskammer Bozen, die heute (18. Mai) im Beisein der Bildungslandesräte vorgestellt wurde, zu beantworten. Die Daten aus dem Schuljahr 2020/21 zeigen, dass neben den eigenen Interessen und Fähigkeiten auch das Geschlecht, der Bildungsabschluss der Eltern, die Erstsprache und die Herkunft aus einer ländlichen oder städtischen Gemeinde wesentlichen Einfluss haben.
Laut WIFO-Studie entscheidet sich in Südtirol jeweils etwas mehr als ein Drittel der Schüler*innen für eine Berufsschule (35,9 %) oder ein Gymnasium (34,3 %). Eine Fachoberschule wählen dagegen 29,9 Prozent, wobei der Anteil der Wirtschaftsfachoberschule (WFO) etwas höher ist als jener der Technologischen Fachoberschule (TFO).
 

Die Entscheidungsfaktoren

 
In Zusammenarbeit mit den Direktionen der Oberstufe wurden im Schuljahr 2020/21 über 1.500 Schüler*innen der ersten Klassen online befragt. Rund sieben von zehn Schüler*innen haben in der Erhebung angegeben, dass sie die angebotenen Fächer der gewählten Schule interessieren, dass sie die Fähigkeiten dafür mitbringen oder dass sie dort viele interessante Dinge fürs Leben lernen.
Jede bzw. jeder dritte Jugendliche wählt die Schule auch aufgrund der Tatsache, dass jemand aus dem Familien- oder Bekanntenkreis dieselbe Ausbildung gewählt hat. Auch Gespräche und Empfehlungen von Eltern, Lehrkräften und der Berufsberatung beeinflussen die Schulwahl. Wer eine Fach- oder Berufsschule wählt, ist außerdem daran interessiert, nach der Schule bald arbeiten zu können. Bei der Wahl des Gymnasiums geht es eher darum, anschließend ein Studium aufzunehmen.
 
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Die Vorstellung der WIFO-Studie: Jeweils rund ein Drittel der Südtiroler Schüler*innen entscheiden sich für ein Gymnasium, eine Fachoberschule oder eine Berufsschule. (Foto: Handelskammer Bozen)
 
Der Einflussfaktor Geschlecht hat zur Folge, dass Mädchen nach der Mittelschule eher das Gymnasium und Buben eher die TFO wählen: Zwei Drittel der Gymnasiast*innen der ersten Klassen sind weiblich, während vier von fünf Erstklässler*innen einer TFO männlich sind. Auch an den Berufsschulen überwiegen die männlichen Schüler*innen, wobei die geschlechtsspezifischen Unterschiede vor allem in den gewählten Fachrichtungen zum Ausdruck kommen.
Buben entscheiden sich eher für Handwerk und Wirtschaft, Mädchen eher für Gastgewerbe, Hauswirtschaft sowie Sozial- und Gesundheitswesen. Diese Unterschiede setzen sich bei den Wunschberufen der Jugendlichen fort: Buben nennen am häufigsten die Berufe des Tischlers, Elektrikers, Kochs und Mechanikers. Mädchen interessieren sich für das Berufsbild der Kindergärtnerin, Kosmetikerin, Lehrerin, Friseurin und Ärztin.
Weitere Einflussfaktoren für die Schulwahl sind der sozioökonomische Hintergrund und der Bildungsgrad der Eltern. Kinder aus Familien mit einem höheren sozioökonomischen Status sowie mit Eltern, die eine Universität besucht haben, wählen häufiger das Gymnasium oder die WFO. Hat die Herkunftsfamilie einen niedrigeren sozioökonomischen Status und die Eltern höchstens einen Berufs- oder Pflichtschulabschluss, wählen die Schüler*innen häufiger eine Berufsschule. Eine solche Situation treffe laut WIFO-Studie insbesondere auf Jugendliche mit Migrationshintergrund zu.
Außerdem gebe es einen auffälligen Zusammenhang zwischen Bildungsgrad der Eltern und den Motiven für die Schulwahl des Kindes: Über drei Viertel der Kinder von Eltern mit Uni- oder Maturaabschluss entscheiden aufgrund ihrer Fähigkeiten und Interessen – das gilt nur für die Hälfte der Kinder, deren Eltern höchstens einen Pflichtschulabschluss haben.
Auch Erstsprache und Wohnort spielen wie bereits erwähnt eine Rolle: Wohnen Jugendliche in städtischen Gemeinden und ist Italienisch ihre Erstsprache, wählen sie eher ein Gymnasium oder eine TFO. Schüler*innen deutscher Erstsprache und wohnhaft in ländlichen Gemeinden wählen häufiger eine Berufsschule. Diesen Unterschied erklärt Giuliano Vettorato, Landesrat für italienische Bildung, mit den kulturellen Unterschieden: „Bei der deutschsprachigen Bevölkerung zählen handwerkliche Berufe zur Kultur, dieses Verständnis fehlt bei der italienischen Sprachgruppe noch.“
 

Unterstützung in der Berufswahl

 
Philipp Achammer, Landesrat für deutsche Bildung, betont das Überdenken von Mustern: „Eine praktische Ausbildung hat in einem Teil der Gesellschaft leider nicht denselben Stellenwert wie eine akademische Laufbahn.“ Auch Geschlechterstereotype müssten aufgebrochen werden, um Mädchen noch mehr für technische Berufe und MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik)-Fächer zu begeistern.
WIFO-Direktor Georg Lun unterstreicht darüber hinaus die schulische Integration von benachteiligten Jugendlichen. Um allen Jugendlichen die gleichen Chancen zu bieten und langfristig eine Segregation der Personen aus sozial schwächeren Haushalten bzw. jenen mit Migrationshintergrund in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt zu vermeiden, empfiehlt das WIFO die schulische Integration von Schüler*innen mit einem besonderen sprachlichen, kulturellen oder sozioökonomischen Hintergrund weiter zu verbessern.
 
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Michael Ebner: „Für die Zukunft gilt es sicherzustellen, dass Jugendliche ihre Schul- und Berufswahl so gründlich wie möglich reflektieren.“ (Foto: Handelskammer Bozen)
 
Um nicht zuletzt die Einblicke in die Berufswelt auszubauen, appelliert das Institut an Familie, Lehrkräfte, Berufsberatung, Unternehmen und Verbände: „Für eine reflektierte Berufswahl sind vor allem persönliche Vorbilder wie Eltern und Bekannte, konstruktive Gespräche mit Bezugspersonen und dazugehörigem realistischem Feedback sowie konkrete Einblicke in die Arbeits- und Berufswelt entscheidend“, so die WIFO-Studie.
Wie Schulwahl und zukünftiges Berufsleben zusammenhängen, zeigen die gestern (17. Mai) vorgestellten Daten des Arbeitsmarktservice (AMS) zu Jugend und Arbeitsmarkt: Rund 16 Prozent der Südtiroler Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren haben sich bereits für einen Beruf entschieden, rund ein Drittel hat sich noch keine Gedanken gemacht; rund die Hälfte hat sich zwar mit dem Thema beschäftigt, aber noch ohne klares Ergebnis, teilte AMS-Direktor Stefan Luther mit.
Außerdem verlassen jährlich rund 1.000 Menschen unter 30 Jahren Südtirol. „Dieser Trend hat sich verstärkt, und die Abwanderung betrifft sowohl Akademiker*innen als auch andere Fachkräfte. Das bestärkt uns darin, weitere Maßnahmen zu setzen, damit Südtirol ein attraktiver Arbeitsort bleibt und wo nötig, noch wird“, so Achammer im Hinblick auf den Mangel an leistbarem Wohnraum.
Eine weitere Herausforderung sei es, die rund 700 Langzeitarbeitslosen unter 30 Jahren in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Gleichzeitig sei die gesamte Jugendarbeitslosigkeit in Südtirol aber vergleichsweise gering: „Südtirol hat mit fast 40 Prozent die höchste Jugendbeschäftigungsquote Italiens und mit 3,8 Prozent eine Jugendarbeitslosenquote, die selbst im mitteleuropäischen Vergleich gut abschneidet“, sagt Achammer.
„Für die Zukunft gilt es sicherzustellen, dass Jugendliche ihre Schul- und Berufswahl so gründlich wie möglich reflektieren. Das in der Handelskammer Bozen geplante Talentcenter soll Schüler*innen der Mittelschule die Entscheidung zur Schul- und Berufswahl erleichtern. Ab Herbst können die Jugendlichen dort auf ihre Interessen und Fähigkeiten hin getestet werden“, betont Handelskammerpräsident Michl Ebner.
 

Neue Erkenntnisse aus der WIFO-Studie der Handelskammer: 0
Bestätigung dessen, was in der Schulwelt seit langem bekannt ist: 100%
Wie teuer war eigentlich die Studie?
3 Telefongespräche mit erfahrenen Schulleuten hätten dasselbe Ergebnis gebracht. Aber daraus kann man schlecht eine Pressekonferenz basteln... ;-)
Da haben die Daten des Arbeitsmarktservice von Herrn Luther schon mehr zu bieten.

Ven, 05/19/2023 - 06:21 Collegamento permanente
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Karl Egger

Studien zeigen, dass je egalitärer eine Gesellschaft ist, Frauen sich bei der Berufswahl eher an der eigenen Begabung und Vorlieben orientieren. Daher entscheiden sich Frauen oft für Berufe im sozialen Bereich, sowie in der Erziehung. Da man dies so nicht wahrhaben will, entscheidet man sich gemäß der derzeitig vorherrschenden Ideologie lieber dafür, die Schuld im „Patriarchat“ zu suchen. Um die Argumentation zu stützen, zieht man dann noch gerne den unbereinigten Gender Pay Gap heran, wo Äpfel und Birnen verglichen werden. All dies führt dazu, dass ich die gesamte Diskussion nur bedingt ernst nehmen kann.

Ven, 05/19/2023 - 09:01 Collegamento permanente
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gorgias

Der Kommunismus ist gescheitert, weil die Natur des Menschen sich nicht nach seiner Ideologie zurechtbiegen lässt.
Auch diese political correctnes und woke Genderideologie wird sich an der Natur des Menschen früher oder später die Zähne ausbeißen.
Die Veranlagungen von Neigung und Talente werden auch durch die Geschlechtszugehörigkeit bestimmt. Und diese lächerlichen Clownerreien werden in ein paar Jahren nur noch mit Fremdschämen wahrgenommen.

Ven, 05/19/2023 - 19:37 Collegamento permanente