„Make Liebeskummer Great Again“

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Mara Miribung ist Cellistin, sie spielt u.a. Barockmusik in Ensembles und im Orchester, sie macht Theatermusik und sie hat mit „Sad Songs for a Crocodile“ ein Solo-Programm aus Songs - oder wie sie es nennt, Troubadour-Pop - das sie gestern, Donnerstag, den 17. Juli 2025, im Stanglerhof in Völs auf die Bühne gebracht hat.
Mit diesem Programm zollt sie einer Lebenserfahrung Tribut, die gern unterschätzt, übergangen oder als nicht so relevant abgetan wird: Dem Liebeskummer.
Entstanden ist das Programm bereits zur Corona-Zeit, eben als Reaktion auf die besagte Pein, die sie damals im Griff hatte.
Die Beschäftigung mit dem Thema hat also zu einer Reihe von Songs geführt und zum griffig-lustigen Claim „Make Liebeskummer Great Again“.Miribung geht die Sache also mit Humor an, und sie kommt sogar mit einer Krokodilsmaske auf die Bühne, die im Video zu ihrem ersten Song zu sehen ist.
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Das Programm ist kurzweilig, Miribung erzählt ihre Geschichten so wie man sie unter Freunden erzählt und die Songs sind Popsongs, aber durch die vielseitige musikalische Erfahrung und die Tatsache, dass sie Cello, Loopstation und Stimme einsetzt, wirken sie anders, fordern Aufmerksamkeit ein und schaffen ungewohnte Klangbilder. Die digital verfremdete Stimme, die an Laurie Anderson erinnerte, und das oft „wie eine Gitarre gespielte Cello“, waren eine sehr reizvolle Kombination.
Und während Mara Miribung in ihren nächsten Song einführt, ein Liebeslied, das von Bertolt Brechts Gedicht „Erinnerung an die Marie A.“ inspiriert worden war, zitiert sie aus dem Gedächtnis eben dieses. Das unterstreicht die Ernsthaftigkeit, mit der Miribung ihre Kreativität füttert und formt.
Die knappe Stunde verflog sehr schnell, auch wegen der humorvollen Zwischentexte, mit denen Miribung aus ihrem Leben und von der Entstehung ihres Programms erzählte. Das Publikum wusste die Performance zu schätzen, applaudierte stets mit Nachdruck und konnte sogar zwei, drei Zugaben erklatschen.
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Fazit des Abends: Es war schön zu sehen, wie wandelbar Pop ist und wie wenig es eigentlich braucht, um Neues zu schaffen. Wobei so wenig das gar nicht ist: Ein Cello, eine Stimme, eine Loopstation und ein Effektgerät. Durch ihr routiniertes Können und ihre kreative Kombinationsfähigkeit ließ Miribung ihre Songs und den ganzen Abend leicht und locker erscheinen. Es wäre durchaus noch Platz für weitere drei, vier Lieder gewesen.
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Mara Miribung kommt Ende August erneut nach Südtirol, dann aber mit ihrer Formation Trëi, einem Trio, das Folk und Volksmusik aus den unterschiedlichsten Kulturen im Programm hat und diese in eigene Songs verpackt, zu hören auf ihrem ersten Album „Debut“ (2024) und am Samstag, 30. August 2025, in der Kommende in Lengmoos.
Ein ausführliches Interview mit der Musikerin ist nächsten Donnerstag, 24. Juli 2025, ab ca. 20.45 Uhr, bei Radio Freier Fall (RAI Südtirol) zu hören.
Auf dem YouTube-Kanal des Stanglerhofs (und gleich nachfolgend) hingegen das Video „Live & Talk“ das kurze Interview mit Miribung, das Kameramann Mauro Podini vor dem gestrigen Konzert aufgezeichnet hat. Von Podini stammen auch die Mitschnitte einiger Songs, ebenfalls abzurufen über den erweiterten YouTube-Kanal.
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Mara Miribung: „Live & Talk“ (Stanglerhof, Völs)(c) Mauro Podini / Agriturismo Stanglerhof Buschenschank
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Links
Mara Miribung Homepage: https://www.maramiribung.com
Trëi Homepage: https://www.xn--tri-kma.com
Stanglerhof Kulturprogramm: https://stanglerhof.bz.it/it/events
YouTube-Kanal Stanglerhof: https://www.youtube.com/@agriturismostanglerhofbusc2189